Dienstag, 15. Juli 2014

OMGIF*

(*oh my god it's friday)




Heute Morgen um 7:45 Uhr wurde ich unsanft geweckt. Was fällt mir auch ein bis fast 8 Uhr zu schlafen, an meinem ersten freien Tag in der Woche? Warum ich denn nicht wie immer um 6 wach geworden sei, wir hätten es doch so eilig. Bis 11 Uhr müssen alle Einkäufe erledigt sein, denn sie ist doch in Aachen verabredet. Also schnell ins Bad, aufs Frühstück verzichtet und nur ein kleines Stückchen Käse in den Mund gestopft. Anziehen und dann warten…
Von dem Zeitpunkt an, an dem ich fertig angezogen und mit gepackten Taschen an der Türe stand, dauerte es noch exakt 32 Minuten, bis sie auch so weit war. Aber ich war ja schuld, dass wir zu spät waren. Ich hatte ja unverschämterweise schon geschlafen, als sie um 23 Uhr von ihrer Schwester nach Hause kam und ihr so die Möglichkeit genommen, den Tagesablauf für den heutigen Samstag vorab zu klären. Meine angedeutete Rechtfertigung, dass ich erkältet bin und einfach müde war wird von ihr einfach übergangen.

 Vor 9 Uhr also ins Auto und ab zum Einkauf. Plötzlich und ohne Vorwarnung fährt sie links in eine Einfahrt und dreht. Ich bin ein bisschen verwirrt, aber sie ist wohl der Überzeugung, ich hätte intuitiv wissen müssen, dass wir erst noch nach Würselen müssen. Das liegt in genau entgegengesetzter Richtung. Ich schweige lieber, bin noch nicht ganz wach und gehe sicherheitshalber jeder Diskussion aus dem Weg, gewinnen könnte ich sie eh nicht. 

Wenigstens erklärt sie mir dann, was wir eigentlich machen: die Tasche für ihr Tablet umtauschen, die einfach zu klein ist, weil nun mal eine Sony-Tasche nicht für ein Medion-Tablet konzipiert wurde. Dass sie diese Tasche schon eine Woche zuvor gekauft hat, erwähne ich nur am Rande. Genauso wie die Tatsache, dass auch die passende Tasche bereits in einem anderen Laden von ihr umgetauscht worden war. Der einzige Makel: eine unsaubere Naht führte zu einer kleinen "Welle" auf der Außenseite der Nylontasche. Für mich kein Grund für einen Umtausch, da die Tasche auch so ihren Zweck erfüllt hätte, aber sie ist da wie bei allem ein bisschen.... sage wir einfach mal... eigen.

Also nach Würselen ins Gewerbegebiet zu Medimax. 9:26 Uhr. Ein leerer Parkplatz. Erst jetzt fällt ihr ein, dass die Geschäfte wohl vielleicht erst um 10:00 Uhr aufmachen. Natürlich bin ich schuld, ich hätte ihr das ja schon beim Losfahren sagen können. Ich werde also angegiftet. Kurzfristig wird dann eben umdisponiert. Ob ich wüsste, wo es in der Nähe ein Aldi gibt. Ich hab keine Ahnung, hoffe aber, dass es im Ort sowas gibt und dirigiere sie in Richtung Wohnsiedlung.

Unterwegs halten wir spontan und nach einer Vollbremsung mit anschließender 90-Grad-Wende noch an einer Volksbank, die ich bis dato immer für seriös gehalten habe. Nachdem ich feststelle, dass sich neben der Bank ein Automatenkasino befindet, sehe ich, dass ich das vielleicht noch einmal überdenken sollte. Wenigstens kann ich mal durchatmen, solange sie Geld holt. 

Dann weiter Richtung Ortsmitte und tatsächlich ein Aldi. An der Kreuzung zur Einfahrt werden wir fast noch plattgefahren, denn unter Zeitdruck neigt sie dazu, entgegenkommenden Verkehr auch schon mal zu ignorieren. Auf dem eigentlich überschaubaren Parkplatz dann die nächste Panikattacke, weil der Eingang unerwartet links liegt, aber nur rechts noch Parkplätze frei sind. Erleichtert hole ich einen Einkaufswagen, während sie schon das Leergut in den dafür vorgesehenen Automaten wirft. Man muss dazu wissen, dass sie ihr Leergut aus Münster 200 km nach hier mitbringt, um es hier loszuwerden. Verstehen muss man das nicht, schließlich kauft sie die Getränke ja auch in Münster. 

Wir machen uns also auf den Weg durch den Markt. An allen Ecken und Enden bleibt sie stehen, schaut hier nach Uhren, da nach einer Sitztruhe und an der nächsten Ecke wieder nach Uhren. Eigentlich hatten wir es eilig. Also zumindest ich werde ständig angetrieben, wenn ich vor dem Regal ein bisschen länger brauche, um mich für eine der nicht schrumpeligen Birnen zu entscheiden. Zeit ist eben relativ und scheinbar ist vor allem meine heute extrem kurz bemessen. Irgendwo zwischen Sitzbank und Gummischuhen drückt sie mir den Leergutzettel in die Hand. Ich bin mir hundertprozentig sicher, ihn ihr wiedergegeben zu haben. Sie weiß aber, dass das nicht sein kann. Der Streit darum wird aber erst auf dem Parkplatz ausbrechen. 

Ich kaufe unsere Lebensmittel ein, plane was ich ihr den Sonntag über für die Woche vorkochen soll und beantworte nebenbei noch ihre Fragen zur Herkunft der Erdbeeren, die wir nicht einmal planen überhaupt zu kaufen. Irgendwie landen wir dann doch vor der Kasse. Während ich das Laufband vollräume schaut sie zu und redet ununterbrochen. Ich lege auch die bereits gescannte Ware alleine wieder in den Wagen zurück, während sie schon nach dem passenden Kleingeld schaut und dabei vergisst, den Leergut-Bon abzugeben. 

Wie immer muss ich die Richtigkeit des Kassenbons prüfen, was durch gezieltes Fragen nach bestimmten Preisen ihrerseits kontrolliert wird, dann verlassen wir den Laden und noch während die automatische Türe sich hinter uns schließt, fällt ihr auf, dass sie das Leergut vergessen hat. Sie sucht in allen Taschen, brüllt sofort mich an, denn sie hatte mir den Zettel anvertraut und ich muss ihn verschlampt haben. Ich schaue in allen meinen Taschen nach, sogar im Portmonee, dass ich heute doch noch gar nicht aus der Hosentasche genommen hatte und in dem sich der Zettel aller Wahrscheinlichkeit nicht befinden konnte. Es sei denn er hätte sich aus unerfindlichen Gründen spontan dort materialisiert. Natürlich glaubt sie mir nicht, dass ich den Zettel nicht habe. Also suche ich demonstrativ ein zweites Mal sehr ausgiebig in meinen Taschen. Das ändert jedoch am Ergebnis nichts. Ich hab den Zettel nicht, also muss ich ihn verschlampt haben. 

Über die verlorenen 3 Euro wettert sie den gesamten Weg zurück zum Medimax, der inzwischen geöffnet hat, denn es ist ja schon 10:30 Uhr. Sie hat sich den Weg zwischen Start und Ziel nicht merken können, ich dirigiere sie also zurück. War es hin die Kombination links-rechts-links. Muss es auf dem Rückweg zweifelsfrei rechts-links-rechts gehen. Für ihren Orientierungssinn einfach nicht nachvollziehbar. 

Also zurück bei Medimax, wie gesagt eine gute Stunde nach unserem Start. Ich hab unseren Einkauf ja auch in Rekordzeit erledigt. Sie braucht für den Umtausch tatsächlich fast 20 Minuten. In aller Seelenruhe denke ich also darüber nach, warum sich nur alle anderen auf das Wochenende freuen und ich immer denke: Scheiße, es ist schon wieder Freitag. Da kommt sie wieder und ich gebe mir alle Mühe wenigstens ein Lächeln anzudeuten. 

Sie steigt ein und will ein sofortiges Briefing zu den von mir avisierten Einkäufen bei Lidl. Ich sage ihr, dass ich da nur Brot kaufen wolle, sie gibt Vollgas und wir machen uns auf den Weg zurück nach Eschweiler. Auch hier muss ich als Navigationsgerät fungieren, denn ansonsten würden wir niemals nach Hause kommen. Ich scherze noch mit ihr, das man Menschen mit ihrem Orientierungssinn früher Marco Polo oder Christoph Columbus nannte, aber irgendwie kommt der Witz nicht bei ihr an. 

Stattdessen bange ich bei unserer Fahrt zunehmend um mein Leben. Die Zeit drängt, immerhin ist es fast schon elf, da bremst sie und fährt auf eine Bushaltstelle. Ein Briefkasten. Ich hatte ja die Wahlunterlagen für die Kommunal- und Europawahl in der Tasche. Mir wäre es nicht wichtig gewesen, aber irgendwie erwartet sie Dankbarkeit von mir, weil ich so die Umschläge nicht am Montag in der Firma einfach zum Postausgang legen muss. 

Ich verlasse also das Auto mit einem gekonnten Hechtsprung und rolle mich geschickt vor dem Briefkasten ab. Aufrichten und einwerfen der Briefe sind eine einzige harmonische Bewegung. Der Sprint zurück ins Auto war rekordverdächtig, aber ich habe trotz allem zu viel Zeit verbraucht. Ich merke es an ihrer angespannten Mimik. Das Auto fährt schon wieder, bevor ich auch nur nach dem Gurt greifen konnte.

Zum Glück müssen wir nur noch bergab und sind Ruckzuck vor unserem Haus gelandet. Da werde ich schon fast rausgeworfen, bekomme noch die Anweisung zu Fuß zum Lidl zu gehen, wenn ich den Einkauf weggeräumt habe und schon ist sie zu ihrer Verabredung nach Aachen. Müde lächelnd trage ich die Tasche nach oben in die Wohnung und nehme mir eine leere Einkaufstasche um nach Lidl zu gehen. Als ich aus dem Fenster sehe, stelle ich fest, dass es angefangen hat zu regnen…

Hurra, es ist  Wochenende!

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