Samstag, 26. Juli 2014

[off topic] Einmal und nie wieder

Ich habe gestern zum ersten Mal etwas bei amazon.com bestellt. Ich hatte mir ja vor einiger Zeit mal eine Wunschliste angelegt, damit Freunde und interessierte Leser meines Blogs gleich was finden können, um mir eine kleine Freude zu machen.


Tja, und wenn man schonmal ein Kundenkonto hat, stöbert man und nach einer Weile konnte dann zumindest ich dem Reiz nicht widerstehen, mir etwas zu bestellen. Ich hatte eh noch einen Gutschein einzulösen und hab mir dann eine Kleinigkeit bestellt.

Natürlich macht man sich voher kundig, was Lieferbedingungen und Versandkosten angeht. In den FAQ stand etwas von 3,00 € für Bestellungen bis 20 € Bestellwert. Okay, das behalte ich mal im Hinterkopf. Ich stellte mir also ein kleines Präsent für mich selbst zusammen und dann fing es an, komisch zu werden. Denn auf einmal stand da was von Versandkosten in Höhe von 4,85 €. Na ja, gut, damit kann ich auch leben.

Der Warenkorb war voll, ich machte mich also auf den Weg zur Kasse. Ist euch schonmal aufgefallen, dass es bei dem Weg von Warenkorb zur Lieferung keine Möglichkeit gibt, den Vorgang abzubrechen? Man kann nichtmal einen Schritt zurück gehen, wenn man sich unsicher ist. Es gibt nur einen einzigen Weg: den Einkauf abschließen.

Alleine das machte mich schon ärgerlich, denn eigentlich geht man mit Kunden doch so nicht um oder? Mir hat jedenfalls im Laden noch kein Verkäufer das Portmonee aus der Hand genommen und mich erst wieder gehen lassen, nachdem ich auch etwas gekauft habe...

Ich gab also alle geforderten Angaben ein, zu allererst mal den Gutscheincode. Auch das finde ich fragwürdig. Warum jetzt schon? Aber nun gut, irgendwas wird sich amazon schon dabei denken. Ich fülle also weiter alles aus, gebe Lieferaderesse und Kontodaten ein. Als nächstes hätte ich mal eine Übersicht über meine Einkäufe gewünscht, einfach noch einmal alles zusammengefasst, aber nein, erst noch wählen, wie mein Versand sein soll.

Drei Möglichkeiten bietet mir amazon da. Einmal die Epresslieferung am gleichen Tag, natürlich gegen einen erheblichen Aufpreis, ähnlich wie die Lieferung innerhalb von 24 Stunden, die auch ganz schön happig ausfällt und dann den normalen Versand. Da ich nicht gewillt bin 20 € zusätzlich auszugeben, um meine Geschenke noch am selben Abend oder am nächsten Tag in Händen zu halten, nehme ich den Normalversand.

Ich machte mir keine Gedanken, denn als Bemerung stand bei allen ausgewählten Waren als Zustand "am Lager", was für mich soviel wie gerade verfügbar bedeutet. Dass amazon das anders sieht, merke ich noch. Ich bestellte also gezwingenermaßen meine Auswahl und wurde gleich überrascht. Auch wenn meine Artikel in eine kleine Luftpolsterversandtasche für 2,40 € Porto passen würden, ist der Versandkostenanteil nach Abschluss der Bestellung auf 6,75 € angewachsen.

Verglichen mit den von amazon in den FAQ angegebenen Versandkosten von 3,00 € eine satte Steigerung auf 225 %. Selbst von den 4,85€ ausgegangen, die mir zwischenzeitlich mal angezeigt wurden, sind das noch immer 139 %. Beides finde ich unverschämt, weil die tatsächlichen Versandkosten erst NACH der Bestellung angezeigt werden. Im Warenkorb war nur der Gesamtwert der ausgesuchten Waren zu sehen.

Ich ärgerte mich schon sehr, konnte an der Bestellung aber nichts mehr ändern und würde eben damit leben müssen. Einige Minuten später kam dann die Bestellbestätigung. Da traf mich dann fast der Schlag. Die Waren, die gegen Aufpreis schon am selben Tag zu haben wären sollen im Normalversand am 5. August geliefert werden. Das sind 11 Tage. Drei oder vier Tage hätte ich verstehen können, aber das ist doch ganz schön frech.

Heute kam dann die Versandbestätigung. Und damit gleich der nächste Hammer. Voraussichtliche Lieferung zwischen dem 5. und dem 22. August. Möglicherweise warte ich also auf meine Bestellung 28 Tage, das sind VIER WOCHEN!!!!! Für eine Bestellung, die man auch am selben Tag geliefert bekommen könnte...

Das riecht doch geradezu nach Kundennepp oder? Wie kann ein und die selbe Waren gegen über 20€ Aufpreis am gleichen Tag lieferbar sein und im Normalversand zwischen 11 und 28 Tagen Lieferzeit brauchen??? Das ist doch reine Verarsche.

Man hat also nicht nur das Gefühl als Kunde zum Kauf gezwungen zu werden, wenn man einmal seinen Warenkorb gefüllt hat, nein, man wird auch noch bei den Versandkosten hingehalten, bis man nichts mehr gegen die schleichende Steigerung einwänden kann, schlimmer noch,  man hat den Eindruck auch noch künstlich warten zu müssen, damit man bei der nächsten Bestellung in Versuchung kommt, den Lieferaufpreis zu zahlen, damit man seine Waren auch baldmöglichst in Händen hält.

Ich bin gespannt, wann meine Bestellung tatsächlich ankommen wird. Und wehe, dann ist noch irgendwas zu beanstanden... schon jetzt bin ich mir ziemlich sicher, diesen Vorgang zukünftig nicht mehr zu wiederholen. Gibt genug andere Anbieter, die das schnell und kundenfreundlich hinbekommen.

Montag, 21. Juli 2014

Telekinese-Dj-ing auf Abruf

Sonntag morgen um 1:54 Uhr erreicht mich eine SMS. Ich bin gebucht als DJ für eine Party. Am nächsten Samstag. In Portual. Nur hinfliegen soll ich nicht. Sie ist nicht hier und schafft es doch, mir das Leben schwer zu machen.

Ich lese die SMS am Morgen noch im Bett. Da ist erstmal die Rede von netter Begleitmusik zum Essen. Ich setze mich also ungefrühstückt an den Rechner und suche mal in meinem Musikarchiv nach was Brauchbarem und nebenbei  schaue ich schnell in meine Mails.

Ja. Gleich mehrere. Musik ist gefragt. Schnell. Und natürlich absolut passend für die Silberhochzeit ihrer Schwester. Ja. Äh und wie? Also ich soll ihr was per Dropbox zukommen lassen. Leicht genervt räume ich also meinen Account leer und lade ihr schnell mal ein bisschen Bossa Nova und portugiesische Akkustik-Folklore hoch für das Essen. Dann  öffne ich die nächste Mail.

Okay. Sie braucht mehr. Dabei hab ich noch gar nichts in die Dropbox gepackt... Äh, was? Ach so, bei monatelanger Vorplanung hat man irgendwie keinen passenden DJ oder Alleinunterhalter gefunden. Da muss dann der nicht existierende Mitbewohner schnell mal einspringen. Das ist nämlich so, dass ich für ihre Familie nicht existiere. Die denken noch immer, dass meine Co-Habitantin die mitgebrachten Desserts, Salate, Grillspieße, Kuchen und Torten in den letzten Jahren alle selbstgemacht hat. Sie schmückt sich halt gerne mit fremden Federn.

Ich hab also den gesamten Sonntag damit verbracht ihr über diverse Kanäle passende Musik zukommen zu lassen. 11 Stunden upload am Stück bei über 30°C im Raum und ohne richtiges Frühstück, Mittagessen oder sonstwas. Einen Smoothie hatte ich zwischendurch. Ansonsten wäre ich nie fertig geworden, aber okay, war eh zu warm und an meiner Bikini-Figur arbeite ich ja auch noch.

Ich stellte also ein paar aktuelle Titel zusammen, und was aus den 80ern, denn die meisten Gäste waren in diesen Jahren groß geworden. Die Hochzeit war 1989. Nun, ich gab mir alle Mühe. Suchte auch noch ein paar passende portugiesische Musikstücke raus, die in etwa unserem guten alten Schlager entsprechen und zum tanzbaren Pflichtprogramm eines jeden Festes gehören. Und dann erreichte mich eine weitere Mail: das sei ja alles unsortiert und ungemischt und ob ich nicht mal eben schnell bis Mittwoch einige fertig gemischte CDs zaubern könne?

Ich zeigte ihr auf verbal eher freundliche Weise einen Vogel, worauf sie erstmal eingeschnappt war... Ich hab ihr gesagt, sie müsse halt die Titel der diversen CDs mischen, bevor sie die auf CD brennt, soviel Eigenleistung müsse sie eben investieren. Immerhin will sie ja am Ende auch mal wieder das Lob dafür einstecken.

Seither hab ich keine Antwort mehr von ihr bekommen und warte täglich auf ein kleines tickendes Paket aus Südeuropa...




Donnerstag, 17. Juli 2014

Das Toiletten-Tagebuch

Neben unserem WC steht ein kleiner Regalschrank, der außer Handtüchern und Reinigungsmaterial auch einen Vorrat an Lese- und Rätselstoff beherbergt. Ich nutze die Zeit auf dem Thron gerne, um nebenbei mein Gehirn zu trainieren oder mich zu bilden. Um das gleich klarzustellen: ich sitze nicht länger als nötig, veruche dabei aber meine Zeit positiv zu nutzen.

So saß ich also eines Tages dort und wollte schnell an einem Sudoku weitermachen, das ich am Vortag begonnen hatte und suchte nach dem Kugelschreiber, der dazu eigentlich bereitliegen sollte. Ich fand ihn nicht und griff blindlings tiefer in das Regal. Mit den Fingerspitzen konnte ich es spüren, da war ein Stift, an eine kleine Kladde geheftet. Ich zog ihn hervor, löste wieder ein paar Zahlen und legte den Stift mit dem Rätselheft zurück, als ich mit meiner körperlichen Pflichtveranstaltung fertig war.

Es verging einige Zeit, da machte sich meine Co-Habitantin auf den Weg zur Toilette. Sie braucht immer ewig, da sie irgendwie mit ihrem Darm auf Kriegsfuß steht. Es ist völlig normal, dass ich eine Stunde oder länger nicht aufs Klo kann, wenn sie versucht sich ihrer Nahrungsmittelreststoffe zu entledigen. Plötzlich schrie sie meinen Namen.

Ich hörte schon am Klang ganz deutlich, dass ich wieder mal irgendein Sakrileg begangen haben musste. Ich stellte mich also vor die Türe zum Klo und fragte, was denn los sei. Wo ich den Kugelschreiber her hätte, der im Regal liegt, was mir einfiele, den einfach zu benutzen, der sei doch ganz wichtig für sie. Ich sagte ihr, dass ich den für mein Sudoku benutzt hatte, weil ich den anderen Stift nicht finden konnte. Sie brüllte mich wieder an, aber ich verstand nur Bahnhof.

Mir war egal, was ihr wieder über die Leber gelaufen war, ich sagte ihr, sie solle erstmal fertig werden und das dann mit mir im Wohnzimmer klären, sobald ihre Unterhose nicht mehr in ihren Kniekehlen hängen würde. Damit drehte ich mich um und setzte mich kopfschüttelnd ins Wohnzimmer um auf sie zu warten. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie so weit war.

Und dann kam sie. In Händen eine kleine Din A6-Kladde mit angeklemmtem Kugelschreiber, in dem ich den Stift erkannte, den ich zuvor für mein Sudoku missbraucht hatte. Genauso sagte sie das: missbraucht. Wie konnte ich nur? Dieser Stift war lebenswichtig und durfte auf keinen Fall von der Kladde entfernt werden! Ich schaute noch immer ziemlich unbeeindruckt und fragte mich ernsthaft, was das alles sollte.

Sie erklärte es mir. Diese Kladde ist ihr Toiletten-Tagebuch. Da notiert sie tatsächlich tagtäglich, wie lange sie auf dem Klo verbracht hat, ob das erfolgreich war und natürlich auch, welche Menge, Konsistenz und Färbung das ganze hatte. Ich wusste schon vorher, dass sie eine kleine Stuhlgang-Terroristin ist, aber das übertraf nun wirklich all meine schlimmsten Befürchtungen. Dass sie Verdauungsprobleme hat, war ja öfter mal ungefragt Thema unserer Unterhaltung, aber wie weit das geht, war mir bis dahin nicht bewusst.

Ich kannte zwar ihre Probleme, die von ihr bevorzugt verwendeten Verdauungsbeschleunigungsmittel und hatte auch schon eine Diskussion über die Vor- und Nachteile von Flach-und Tiefspülern mit ihr geführt, aber dass sie sowas akribisch schriftlich festhält - für den Fall der Fälle -  hat mich dann doch ein bisschen beängstigt. Bemerkungen, wie "ich hab schon 3 Tage nicht mehr" bin ich mittlerweile gewöhnt.

Um die Frage zu beantworten, die sich sicher gerade keiner von euch stellt: wir haben einen Tiefspüler, wie die meisten in Deutschland. Die Franzosen bevorzugen hingegen Flachspüler. Die haben den Vorteil, dass man das Ergebnis seiner Bemühungen außerhalb des Wassers begutachten kann. Super, wenn der Onkel Doktor mal eine Probe haben will. Unsereins müsste das Umfüllen in einen Probenbecher dann mit Toilettenpapier direkt ab Liefertor bewerkstelligen. Da haben es die Franzosen zugegebenermaßen einfacher.

Nun, wir haben aber keinen Flachspüler, deshalb legt sie die Schüssel vor dem Geschäft mit mehreren Lagen Toilettenpapier aus. Wie genau ihre Begutachtung vonstatten geht möchte ich gar nicht wissen. Und ich hoffe, euer Kopfkino hat seine Vorstellung auch noch nicht begonnen. Nun, zumindest erklärt das aber, warum unser Klo ständig verstopft ist...

Die Kladde und den Stift habe ich übrigens seitdem brav in Ruhe gelassen. Irgendwie reizt es mich auch gar nicht, den Kugelschreiber nochmal in meinen Händen zu halten.

Um es mit den Worten eines deutschen Comedian zu sagen:

"Kacken ist manchmal wie Himalaya durch Gartenschlauch und wenn du dann in die Schüssel guckst, liegen da zwei Ferrero Rocher!"

und

"Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt."

Dienstag, 15. Juli 2014

Eine Runde Reisekoffertetris

So, einmal tief durchatmen. Sie sitzt jetzt im Regionalexpress nach Köln, wird dort in den ICE nach Frankfurt umsteigen und heute abend in Lissabon landen. Ist nicht ganz so weit weg wie der Mars, aber weit genug, um mal ein bisschen Ruhe zu haben.

Gestern hat sie ihren Koffer gepackt. Großkampftag. Der neue Rekord liegt bei vier tränenreichen Nervenzusammenbrüchen, wobei der erste bereits beim Online-Check-In stattfand. Noch genauer gesagt sogar noch davor, als es nämlich darum ging, wo sie das machen müsse... bei der Seite über die sie gebucht hat oder bei der Fluggesellschaft.

Ich war so liebenswürdig ihr die Passage auf der Seite des Reiseanbieters zu zeigen, auf der sie persönlich nachlesen konnte, dass der Check-In nur auf der Seite der Fluggesellschaft gemacht werden kann. Und dann kam der nächste kurze Heulkrampf, denn sie "fliegt" mit dem ICE von Köln nach Frankfurt über die Lufthansa und dann von Frankfurt nach Lissabon mit der TAP. Und wo sollte sie denn jetzt einchecken?

Ich sagte ihr dann, dass sie den Flug mit Ausgangsflughafen Köln gebucht hat, also solle sie es mal bei der Lufthansa veruchen, immerhin sei ja auch die TAP Mitglied der Star Alliance, also würde die Lufthansa schon was sagen, wenn sie sich da auch melden müsste. Ich wurde natürlich angebrüllt. Immerhin hatte ich keine Quellenangabe gemacht und so ganz ohne Herkunftsnachweis meines Wissens war es ja völlig unglaubwürdig. Auch wenn ich am Ende Recht hatte.

Gut, das war also dann nach gut einer Stunde erledigt. Und dann fing sie an, ihre Klamotten durchzuprobieren. Was passt noch, was sieht scheiße aus, was nehem ich wirklich mit? Natürlich wurde ich zu jeder Auswahl befragt und musste meine Meinung immer unwiderlegbar begründen. Ich konnte es mir nicht verkneifen einmal ganz trocken "Das sieht scheiße aus" zu sagen, was zum nächsten Nervenzusammenbruch führte. Tränen, Geschrei und fliegende Socken waren das Ergebnis.

Sie kramte hier, sie kramte da... dann wurde dort noch was zwischengelagert und hier noch was gesucht. Die Uhr tickte derweil unerbittlich weiter. Inzwischen war es 18 Uhr und der Koffer, den sie packen wollte lag noch immer in eine riesige Plastiktüte gehüllt auf dem Schrank. Dabei war sie 14 Tage krankgeschrieben und hatte wahrlich alle Zeit der Welt, diesen Kleinkram schon erledigt zu haben.

Stattdessen ging sie nun zum gefühlt siebzigsten Mal ihre 3-Seitige Kofferpackliste durch. Darauf sind alle lebensnotwenigen Dinge vermerkt, die auf jeden Fall mit in den Koffer müssen. Auf der zweiten Seite stehen dann auch Unterwäsche und Socken, säuberlich getrennt nach Form, Farbe und Größe. Jede Kleinigkeit ist vermerkt. Und trotzdem schafft sie es NIEMALS ohne meine Hilfe ihren Koffer auch zu packen.

Das liegt alleine schon daran, dass sie mehr Geschenke, Mitbringsel und Schokolade kauft, als sie mitnehmen kann. Und so war die Katastrophe absehbar. In der Halbzeitpause des Endspiels musste ich zu ihr ins Schlafzimmer kommen. Auf dem Bett der zugeklappte Koffer, der noch immer 10 Zentimeter offen stand. Sie war den Tränen nah und ich sollte das ganze jetzt retten. Ich sagte ihr, was denn unbedingt mit in Urlaub müsse und sei legte mir auf den geschlossenen Koffer nocheinmal so viele Kleidungsstücke, wie jetzt schon zuviel im Koffer waren.

Die müssen auch mit! Ich sah sie an, sah sie mit dem nächsten Zusammenbruch kämpfen und konnte mir nur mit angewandtem Sarkasmus helfen. Ich riss die Arme nach oben, schwenkte sie über dem Koffer und murmelte "higitus figitus migitus mum, prestodigitinium" bevor ich schamloses Gelächter ausbrach. Sie hingegen war jenseits jeden Verständnisses für meinen Humor und schrie mich an, dass das nicht hilfreich sei. Der folgende Nervenzusammenbruch war der schlimmste.

An dieser Stelle sei eingefügt, dass jeder, der nicht weiß, worum es geht, dringend mal den Disney-Klassiker Merlin und Mim sehen sollte.

Aber weiter in der Geschichte: wie packt man nun einen Koffer mit mehr als dem volumenmäßig möglichen Inhalt. Ich sagte ihr also, dass sie sich auf jeden Fall von einigen Dingen in ihrem Koffer würde trennen müssen. Zum Beispiel von den 2 überflüssigen Deorollern, den überzähligen 4 Paketen Batterien... da war so einiges, was sie nur brauchen würde, sollte das Flugzeug auf dem Meer runtergehen und sie allein auf einer einsamen Insel stranden.

Nun gut, nach vielem hin und her war der Koffer dann zu und die meisten Sachen auch drin, die rein sollten, also ab auf die Waage. Nicht nur das Volumen ist ein Problem, auch das Gewicht. Allerdings hab ich da im Laufe der Jahre ein gewisses Händchen für entwickelt und so zeigte die Anzeige genau 23,5 Kg an, was nur 500 Gramm zuviel waren. Also die Schokolade aus dem Koffer und es ist gut.

Die Schokolade und diverse Geschenke, Batterien und alles was rein platztechnisch nicht im Koffer landete, kam also in einen Rucksack. Immerhin darf man ja nochmal 8 Kg Handgepäck mitnehmen. Ich habe vom Endspiel nicht viel mitbekommen, aber dass wir Weltmeister sind, hab ich dann doch gesehen und durch Zufall auch das Tor, das dazu führte. Es war nach 1 Uhr nachts, als endlich alles gepackt war.

7 Stunden Koffertetris. So schnell waren wir noch nie!

7:34 - Das furiose Finale

Wir tranken also einen Kaffee. Ich bekam einen Espresso, diesmal in einem Pappbecher. Nun, das hätte mich schon stutzig machen müssen, aber ich dachte mir nichts dabei. Außerdem gönnte ich mir eine Apfelschorle. Sie trank ihren Kaffee in Rekordzeit. Normalerweise wartet sie bis der Kaffee kalt ist, diesmal hatte sie ihren schneller leer als ich. Und richtig, sie hatte schon vor dem Café einen neuen Plan geschmiedet, mich in den Wahnsinn zu treiben.

Sie ließ mich unter dem Schirm im Freien sitzen und wollte "nur mal eben schnell um die Ecke nach einem Schmuckladen" schauen. Ich war schon froh, dass sie mich nicht zwang mitzugehen und stimmte erleichtert ihrem Vorhaben zu. Sie verschwand also unweit des Cafés an der nächsten Straßenecke. Ich trank meinen Espresso leer, und auch die Flasche Apfelschorle leerte sich zusehends, als das Personal anfing, die Stühle zu stapeln und die Schirme zu schließen.

Zu dem Zeitpunkt war sie schon eine gute Viertelstunde verschwunden. Ich räumte also meinen Platz, nahm die noch halbvolle Flasche in die Hand, sammelte die Einkaufstaschen mit ihrer bisherigen Beute zusammen und spazierte in Richtung der Ecke, um die sie verschwunden war. Weit und breit kein Schmuckladen. Ein Subway, ein Internetcafé, ein Tabakladen und auch auf der anderen Straßenseite nur eine Dönerbude. Ich wanderte also die Straße entlang bis zur nächsten Straßenecke. Weit uns breit kein Zeichen meiner Co-Habitantin.

Leicht verärgert wanderte ich also zurück in Richtung meines Ausgangsortes und schaute mich dort um, ob sie vielleicht irgendwo ums Eck kam. Es dauerte nochmal gute 10 Minuten, bis sie aus einer völlig anderen Richtung wieder zurück kam. Sie war die Straße lang, dann in die Seitengasse abgebogen und über die parallel verlaufende Fußgängerzone zurück gekommen. Verwundert darüber, dass von den Tischen und Stühlen vor dem Café nichts mehr zu sehen war.

Nun, kein Wunder, denn es ging auch in den größeren Läden langsam auf den samstäglichen Ladenschluss zu, einige kleinere Geschäfte waren längst verschlossen und dunkel. Wir wanderten also wieder in Richtung Kaufhof, denn ihr fehlten noch immer die passenden Ohrringe zu ihren Hochzeitsoutfit und da sie vergeblich nach einem Modeschmuck-Laden gesucht hatte, war sie der Verzweiflung nahe. Ich wies sie darauf hin, dass ich beim Kaufhof einige Schmuckständer gesehen hatte.

Also nochmal quer durch das gesamte Geschäft, denn Schmuck findet man an allen Enden und Ecken zwischen den Regalen verteilt. Die ersten 5 Ständer waren ein Reinfall. Dann mussten wir durch die Lederwarenabteilung wo es 20% auf Handtaschen gab. Spontan fiel ihr ein, dass sie als absolute Nicht-Handtaschen-Trägerin seit 12 Jahren auf den Familienfesten immer mit der selben Handtasche zu sehen war. Jetzt eine Clutch mit silberner Umhängekette wäre perfekt.

Aber die Handtaschen waren mehr von der Sorte Hausstand-Transport-Vorrichtung. Die einzige Clutch war aus schwarzem Lackleder mit Korkodilprägung und einer dermaßen scheußlichen Goldkette, dass ich sowas nicht mal meiner Oma untergeschoben hätte. Man muss dazu sagen, dass sie eine schlichte schwarze Handtasche besitzt. Eine absolut perfekte, kleine Tasche in klassischer Form, die man sicher auch in 20 Jahren noch immer zu kaufen bekommen wird, weil sie einfach das perfekte Design für eine Handtasche darstellt. Ratet mal, wer ihr die gekauft hat...

Ich rede also mit Engelszungen auf sie ein, bis sie mir endlich glaubt, dass es okay ist, wenn sie die alte Tasche zum neuen Outfit tragen wird. Bleiben noch immer die fehlenden Ohrringe. Ich hatte ihr da zu schlichten, weißen Perlensteckern geraten immerhin war ja die Bluse schon mit riesigen schwarzen Kristallen bestickt, da musste der restliche Schmuck eher zurückhaltend ausfallen.

Kurz vor der schon in Sichtweite liegenden Türe in Richtung des Foyers fanden wir dann einen Schmuckständer, der genau das bereithielt: kleine Perlenohringe. Leider alle mit goldenen Steckern und Gold ist nicht ihre Farbe. Ich atme tief durch, drehe einen zweiten Ständer um seine Achse und da sind sie: kleine weiße Stecker aus Perlmutt, dreieckig mit einer dunklen Spirale. Perfekt. Ich muss ihr aber erst die kitschigen, weißen Rosenblütenstecker ausreden, bevor ich es so einrichten kann, dass sie die Ohrringe findet.

Zufrieden kauft sie also die Ohrringe und wir machen uns auf den Weg zum Parkdeck. Das Ticket zeigte eine Parkhausverweildauer von 7 Stunden und 34 Minuten an. Neuer Rekord. Ich denke mal, eure Männer werden solch eine Zeit niemals erreichen, oder Mädels? Nun, ich lotste sie durch das Parkhaus und wir wollten noch zu Baby2000, was ich vor etwa 3 Stunden vorgescchlagen hatte, als sie vergeblich nach einer Zahndose für ihre Täuflinge gesucht hatte.

Sie fuhr allerdings schnurstracks auf die Autobahn, was bedeutete, dass wir erst noch im nächsten Ort drehen und zurück nach Aachen fahren mussten, dann ab ins Gewerbegebiet, um dann festzustellen, dass der Laden bereits seit mehr als einer Stunde geschlossen hatte. Sie setzte gerade dazu an, mich deshalb anzumotzen, da erinnerte ich sie daran, dass wir vor 3 Stunden natürlich noch einen offenen Laden vorgefunden hätten.

Erstaunlicherweise gab sie ihren Protest sofort auf, ich denke mal es lag an der aufkommenden Erschöpfung auch bei ihr. Also doch wieder auf die Autobahn und ab nach Hause. Da durfte ich dann brav die Taschen aus dem Kofferraum holen und mich nach Hause begeben, während sie sich noch einmal zu Fuß zum naheliegenden real,- Markt aufmachte, der hatte ja noch 2 Stunden geöffnet und ihr war das Shopping-Erlebnis wohl zu kurz gewesen.

In Wahrheit ging es nur darum, zu schauen, ob wir die Geschenke nicht vielleicht auch hier und zu einem vielleicht sogar günstigeren Preis bekommen hätten. Das ist auch so eine Marotte von ihr. Wenn ich etwas für mich gekauft habe, dann ist es okay. Sie muss dann noch mindestens 2 Wochen bei jeder Gelegenheit nachschauen, ob sie wirklich das beste Angebot wahrgenommen hat und wehe wenn nicht... Sie kam also kurz nach 21 Uhr zu Hause an. Befriedigt, wieder einen Fang gemacht zu haben: es gab die gewünschte Prinzessinnenkrone.

Mit diesem unerwarteten Erfolg endet also unsere Shopping-Odyssee. Oh, bis ihr einfällt, dass sie noch andere Schuhe brauchen könnte...


Aber das soll sie mal brav alleine machen, wenn sie in Münster ist.



7:34 - Teil 2

Kommen wir also zurück zum Thema. Nach einigen kleinen Nebenschauplätzen - unter anderem auf der erfolgosen Suche nach passenden Geschenken für zwei Täuflinge - trieb es uns zurück in den Kaufhof. Denn sie wollte noch einen BH kaufen. Und das ist - wie ich schmerzhaft lernen würde -  eine Wissenschaft für sich. Sie suchte sich erst einmal 3 Modelle in je zwei verschiedenen Größen aus und wartete auf eine freie Umkleidekabine. Es dauerte ewig, bis wieder eine frei wurde und ich fragte mich, was die Damen denn so lange da trieben, aber das würde ich nach diesem Tag vollkommen nachvollziehen können.

Sie betrat endlich eine frei gewordene Kabine und rief mich nach einiger Zeit zu sich. Keiner der BHs passte, was bedeutete, dass ich nun dazu verdonnert wurde, nach einem passenden Modell zu suchen, während sie in der eroberten Umkleide warten würde. Ich machte mich also mit diversen Kombinatioonen von Brustweite und Körbchengröße im Kopf auf den Weg durch die Miederwarenabteilung. Weit und breit der einzige Mann. Und dann auch noch in den BHs wühlen. Ich wurde augenblicklich argwöhnisch von der weiblichen Kundschaft beobachtet.

Gelassen wie ich nun einmal bin, stellte ich die gewünschet Kollektion an Büstenhaltern zusammen und machte mich auf den Weg zur Umkleide. Ich hatte leider genau das falsche Modell erwischt, es musste da unter den gefühlt 100 Ständern mit Damenunterwäsche irgendwo einen mit BeeDee BHs im Ausverkauf geben, die wollte sie haben. Ich tauchte also wieder zwischen Spitzenhöschen in die bunte Welt der Unterwäsche ab. Indiana Jones und der verwunschene BH.

Inzwischen amüsierten mich die Blicke der Damenwelt ein bisschen, wobei mir eine der Damen, die vor der Umkleide stand sogar eher bewundert nachgeschaut hatte, musste sie doch nach jeder BH-Testrunde wieder alles anziehen, neue Modelle suchen und nochmal auf eine freie Umkleide warten. Man konnte ihr ansehen, dass ihr Mann nicht BH-Kauf-kompatibel war. Ich suchte also den "richtigen" BH in einer der hoffentlich passenden Größenkombinationen heraus und spazierte gerade Richtung Umkleide, da passierte es...

Eine ältere Dame, offenbar eine Angestellte des Geschäftes, entdeckte mich mit einer Reihe BHs in der Hand und ließ vor Schreck das Unterhemd fallen, das sie gerade wieder ins Regal hängen wollte. Ich lächelte freundlich und biss mir fest auf die Unterlippe, denn sonst hätte ich nicht verhindern können, dass mir ein "Haben Sie den auch in meiner Größe?" herausrutscht und so nah wie die Verkäuferin an ihrer Rente war, wollte ich keinen Herzinfarkt riskieren. Verwirrt schaute sie mir hinterher, als ich in Richtung Umkleide verschwand.

Mich hatte das so amüsiert, dass ich trotz des deutlich gestiegenen Stresspegels ein kleines Lächeln auf den Lippen behielt. Und daran änderte auch die Tatsache nichts, dass ich noch einmal auf die Pirsch geschickt wurde, um weitere Modelle der Marke zu besorgen. Letzten Endes wurde ich dann nach einer guten Stunde Anprobe in die Kabine gerufen und musste mit ansehen, wie sie vor meinen Augen drei Mal den BH wechselte, damit ich entscheiden konnte, welcher denn jetzt am besten saß und die perfekteste Ausformung ihrer Brust bieten würde. Natürlich immer in Hinsicht auf das bereits eingekaufte Hochzeits-Outfit.

Danach ging es dann direkt noch einmal in die Kinderabteilung, wobei ich gnädigerweise im Erdgeschoss warten durfte, sie wollte ja "nur mal schnell" rauf in in den 2. Stock um dort nun doch eine Krone für ihre Nichte zu kaufen. Ich wartete also am Ende der Rolltreppe, mit der sie wieder runterfahren würde. Und dort wartete ich lange. Denn sie kam nicht runter. Normalerweise gehe ich davon aus, dass man den selben Weg abwärts benutzt, den man auch aufwärts gefahren ist. Leider gibt es aber 2 Rolltreppen in dem Laden. Und sie war orientierungslos genug, nicht den gleichen Weg zurück nehmen zu können.

Sie hatte die zweite Rolltreppe benutzt und war an mir vorbei gelaufen. Nicht, dass sie nach mir gesucht hätte, nein, sie lief schnurstracks in die Schreibwarenabteilung, denn die zweite Nichte brauchte ein Faulenzermäppchen. Ich stand inzwischen 45 Minuten am Fuß der Rolltreppe und griff verzweifelt nach dem Handy um mal zu fragen wo sie bleibt. Sie lotste mich in die Schreibwarenabteilung. Die war ganze 5 Meter von meinem Standort entfernt. Wie es ihr gelungen war an mir vobei zu schlüpfen, ohne mich Bär von einem Mann zu sehen ist mir ein absolutes Rätsel.

Nun gut, also zu den Schreibwaren. Direkt angrenzend gab es die Buchabteilung und da zwei wunderbar einladende Ledersofas. Ich nahm auf einem davon Platz, dekorierte die diversen Einkaufstüten um mich und beobachtete ihren Streifzug durch die 5 Regale der Schreibwarenabteilung. Nach einer Weile kam sie mit 5 Faulenzermäppchen in der Hand zu mir und wollte wissen, welches ich nehmen würde. Ich suchte eins aus, das mit Sprechblasen und Smilies bedruckt war und schön groß. Aber sie wollte noch weiter suchen, da musste es ja irgendwo noch ein anderes geben.

Gesagt getan. Wieder 5 andere Modelle, ich hatte also jetzt 10 Stück um mich herum auf dem Sofa liegen und war noch immer bei der gleichen Wahl geblieben. Sie war aber noch immer unzufrieden. Ihr erinnert euch: irgendwo könnte noch ein perfekteres Mäppchen liegen und das galt es zu finden, oder zumindest sicherzustellen, dass es nicht existierte. Geschlagene 45 Minuten vergingen, bevor sie am Ende das nahm, das ich schon nach 2 Minuten ausgewählt hatte.

Aber so ein Mäppchen alleien war ja auch nicht das Wahre. Also nochmal alle Regale durchforstet um das Faulenzermäppchen wenigstens mit ein bisschen Inhalt zu füllen. Apropos füllen... wie wäre es mit einem Füller? Nach langer Diskussion suchte sie sich dann einen aus, der mit einem Set Textmarker in Farbtuben-Form ergänzt wurde. Letztlich dauerte es also eine Stunde, bis auch dieses Geschenk auf der Liste abgehakt werden konnte. Und jetzt brauchte sie dringend noch einen Kaffee. Ich hatte nun wirklich nichts dagegen einzuwenden und folgte ihr brav zum nächsten Café.

Wenn ihr tatsächlich denkt, das wäre es gewesen... nein, es wird noch einen dritten Teil geben. Auf den könnt ihr euch schon freuen...




7:34 - Teil 1

Samstag. Früh aus dem Bett, ein kleines Frühstück und dann auf in meine Lieblings-Einkaufs-Stadt Aachen. Ich bin da so gerne, dass ich die letzten 2 Jahre nicht mehr da war. Es gibt wahrscheinlich keine andere Stadt auf der Welt, in der ich mich weniger gern aufhalte. Und das liegt vielleicht auch ein bisschen an den Aachenern und ihrer Einstellung dem Umland gegenüber.

Ich wusste schon seit längerer Zeit, dass dieser Tag kommen würde. Einkaufen in Aachen. Klamotten für die Silberhochzeit ihrer Schwester. Ich hatte mir ungefähr 1000 Möglichkeiten überlegt, wie ich vielleicht doch noch aus der ganzen Sache heraus können könnte, aber letzten Endes wollte ich mir dann doch nicht das Bein brechen oder mir in den Oberschenkel schießen, was schon an einer fehlenden Waffe gescheitert wäre...

Also auf nach Aachen. Mit dem Auto, nachdem wir festgestellt hatten, dass es mit dem Bus teurer würde, als in Aachen 24 Stunden zu parken. Also einmal quer durch Deutschlands Autofahrer-unfreundlichste Stadt und zum Parkhaus hinter dem Kaufhof. Parkdeck 4. Etage, runter ins Foyer und dann in den Kaufhof. Dort sollte unsere vorprogrammierte Odyssee beginnen. Die Luft trug noch die Wärme des Freitags in sich und auch den Duft abgestandener Luft. Mit der Rolltreppe in die Abteilung für Damen-Oberbekleidung.

Schon auf den ersten Blick sah ich, dass es nicht einfach werden würde, aber das durchaus Hoffnung bestand, ein geeignetes Outfit zu finden. In der Ecke mit den hochwertigeren Marken fanden wir auf Anhieb einen Rock, der ihr gefiel. Ich musste ihr zwar dafür zwei andere Röcke ausreden, aber wenigstens kennt sie meine Tricks nicht und lässt sich ganz gut von mir lenken.

Das ist nämlich so: Frauen haben immer eine Idealvorstellung im Kopf, die sich aber nie und nimmer erfüllen lässt. Und wenn, dann ist das wie Sechs richtige im Lotto. Um also zu Ziel zu kommen, muss man ein bisschen Geschick in der psychologischen Manipulation besitzen. Ab hier sollten die Damen mal das Lesen ihren Männern überlassen...

Zu allererst müsst ihr Jungs wissen, was eure Mädels wollen. Und einfaches Ausreden funktioniert nicht. Ich erkläre es euch mal ganz exemplarisch an vorliegendem Fall. Meine Co-Habitantin hatte einen Einteiler im Kopf. Ein Jumpsuit mit locker fallendem Oberteil um ihre Problemzonen zu kaschieren. So einen zu finden, wenn man danach sucht ist bekanntlich unmöglich. Plan B war also eine schwarze, feine Hose mit möglichst weißer Bluse. Also würde sie wie ein Kellner aussehen, weil sie sowieso eher burschikos als feminin wirkt.

Als erstes muss man ihr also 2 bis 3 Outfits zeigen, die absolut indiskutabel sind. Natürlich wird sie diese empört ablehnen, aber gleichzeitig bereitet das alles weitere vor, denn diese Enttäuschung zu Beginn wird ihre Ansprüche senken und sie anderen Dingen gegenüber offener machen. Das ist schon mal die beste Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Einkauf. Gerade wenn es um Kleidung oder Schuhe geht. Als nächstes lässt man sie dann ein Outfit aussuchen, ohne sie in irgendeiner Weise zu beeinflussen.

Und jetzt kommt etwas, dass den Jungs echt schwer fallen wird, was man sich aber aneignen muss, um sein Mädel glücklich in ein neues Outfit zu bekommen. Ihr müsst ihre Größen kennen. Das ist das A und O, denn wenn sie in der Umkleide das erste Ensemble anprobiert, habt ihr sie genau da, wo sie sein sollte: halbnackt in der Umkleide. Nein! Kinder, warum habt ihr nur alle eine so versaute Fantasie? Es geht einfach darum, sie in der Umkleide beschäftigt zu halten, indem man immer neue Outfits bringt.

Dabei kommt es auf die Reihenfolge an. Am einfachsten ist es, wenn sie bereits ein Teil gefunden hat, dass ihr wirklich gefällt. In unserem Fall war das ein Rock aus Seide. Schwarz mit weißen Quadraten. Der saß perfekt, bedeckte wie gewünscht ihre Knie und die darauf befindlichen Narben einer verstolperten Kindheit. Darauf sollte man immer aufbauen. Frauen sind Jäger und wenn sie erfolgreich eine Beute erlegt haben, geben sie das Teil so schnell nicht wieder auf.

Also hieß es dann für mich, ein passendes Oberteil finden. Ich stöberte also als unübersehbarer Mann durch die Damenabteilung und sammelte fleissig die passenden Oberteile zusammen, wobei ich auch hier eine gewissen Vorauswahl traf. Immerhin kennt man nach jahrelangem gemeinsamem Shopping die absoluten No-Gos und Vorlieben. Zuerst nahm ich jedoch drei nicht so vorteilhafte Blusen. Das würde sie für anderes offener machen.

Tatsächlich lehnte sie wie erwartet alle Teile ab und ich brachte die nächsten. Zuerst ein schlichtes schwarzes Teil, das mir ganz gut gefiel, aber natürlich zu einem schwarzen Rock ein bisschen zu dunkel sein würde. Es stand ihr super, passte zum Rock und wäre perfekt gewesen, wenn man etwas für eine Beerdigung gesucht hätte, aber ihre Schwester und ihr Schwager sind sehr glücklich verheiratet, also wäre das wirklich unangebracht.

Ich hatte noch ein weiteres Teil mitgebracht, aber andere Teile bewusst hängen gelassen auch wenn sie mir ganz gut gefielen. Denn nun musste noch ein absolutes Un-Teil kommen. Eine Bluse, die einfach nur unförmig an ihrem Körper saß. Bei meiner letzten Tour hatte ich zwei Blusen die mir gefiellen - bei denen ich aber wusste sie würde sie niemals anprobieren, wenn ich damit ankam - gut sichtbar nach vorne ins Regal und an einen Kleiderständer gehängt. Deshalb also das Un-Teil, denn das würde sie nach dem guten, aber eben schwarzen Oberteil anstacheln, noch einmal selbst auf Beutezug zu gehen.

Alles was ich nun zu tun hatte, war auf ihre Sachen aufpassen, während sie auf Socken durch die Regale streifte und tatsächlich mit 4 Blusen zurück kam, darunter die Zwei, die ich bewusst in ihr Sichtfeld gehängt hatte. Ich nahm sie ihr ab und hänge sie in einer bestimmten Reihenfolge in die Umkleide. Die Bluse, die ich favorisierte als unterste, so dass sie diese als letzte anziehen würde. Auch das ist ein kleiner Trick, denn diese 4 Blusen hatte ich so sortiert, dass die von schlecht zu perfekt passend an der Garderobenwand hingen. Die erste Bluse war eine dunkelrote, die nie und nimmer zum Rock passen würde, von der ich jedoch wusste, dass sie ihr perfekt stehen würde.

Und so war es auch. Sie gefiel ihr und ich spürte, wie sie begann sich vom Rock zu verabschieden. Die Bluse wurde auf die Seite gehangen, denn sie gefiel ihr zu gut um sie einfach aufzugeben. Vielleicht müsste sie doch noch von Rock auf Hose umstellen. Aber da waren ja noch 3 weitere Blusen. Die nächste sah ganz okay aus zu dem Rock, aber sie war nicht der Renner. Die dritte war schon besser, aber der Stoff fiel nicht ganz so günstig über ihre Problemstellen.

Zuletzt dann eine Bluse mit schwarzen Kristallen am engen Halsausschnitt. Diese Kristalle wären normalerweise ein absolutes Ausschlusskriterium für sie gewesen, aber durch meine kleine Manipulation mit dem Un-Teil war sie über ihre sonstigen Abneigungen einmal hinweg gegangen. Und genau das war es. Perfekt. Leicht, luftig, edel, die ideale Ergänzung zum Rock. Ich sagte nichts. Sah zu, wie sie sich im Spiegel betrachtete und wusste: ich hab gewonnen.

Ja, das wird ihr Outfit für die Silberhochzeit. Sie fragte mich nach meiner Meinung und ich bemühte mich, nicht zu viel Zufriedenheit an den Tag zu legen, um sie nicht misstrauisch zu machen. Aber ich bestätigte ihr, dass "sie" ein tolles Oberteil ausgesucht hatte. Ich durfte dann die angesammelten Blusen auf den Ständer am Eingang zu den Umkleiden ablegen und wurde sofort beauftragt, eine passende Hose zu der schönen dunkelroten Bluse zu suchen.

Ich machte mich also wieder auf den Weg durch die Abteilung, wobei ich wie vorher schon mehrfach von den anwesenden Verkäuferinnen teils neugierig, teils misstrauisch beäugt wurde. Aber daran hatte ich mich in den letzten Jahren schon gewöhnt. Ich brachte ihr also eine weiße Jeans, dann eine beige Capri-Hose und eine 7/8-Hose in Khaki. Alle drei passten sehr gut zur Bluse,  aber als sie sich so in der beigen Hose sah, fiel ihr ein, dass sie so eine ähnliche noch im Kleiderschrank hatte. Und die hatte sie noch nie wirklich angehabt. Es blieb also bei der Bluse. Ich war zufrieden.

Danach ging es in die Kinderabteilung, immerhin suchte sie noch nach den passenden Geschenken für ihre Nichten. Eigentlich war schon klar, was es werden sollte. Eine Lego-Box für Mädchen, mit Bausteinen für ein rosarotes Schloss. Trotzdem brauchte sie eine halbe Stunde, um sich dann auch tatsächlich dafür zu entscheiden. Sie wollte schon weiter in die Wäscheabteilung, ich  bestand aber darauf, erstmal einen Espresso trinken zu gehen und ein bisschen frische Luft zu schnappen, bevor wir die anderen Dinge auf ihrer über Nacht noch erheblich angewachsenen Einkaufsliste besorgten.

Als wir also um 13 Uhr 28 unseren Kaffee hatten, wähnte ich mich bereits auf der sicheren Seite. Das war ein neuer Rekord. Nur zwei Stunden bis zu einem perfekten Outfit. So schnell waren wir noch nie. Wir tranken zwei kurze schwarze und ein Wasser, bevor wir uns zu Teddy & Co. aufmachten, um eine Prinzessinenkrone für ihre Nichte zu kaufen. Natürlich gab es keine wirklich schöne, nur eine sehr primitive zu einem unverschämt hohen Preis.

Nun ja, dann also keine Krone. Weiter zur Mayerschen Buchhandlung, dem einzigen Ort in Aachen, dem ich ehrlich etwas positives abgewinnen kann. Sie brauchte noch ein bisschen deutschsprachigen Lesestoff für ihre in Portugal lebende Schwester, was man sicher in einer Buchhandlung finden würde, wenn man denn wenigstens ansatzweise wüsste, was für eine Art Buch es denn sein soll. Nun, ich wanderte also langsam in die Leseecke in der ersten Etage, schaute dort einmal in den aktuellen Katalog, suchte mir einige Leseproben aus und warte darauf, dass meine  Co-Habitantin mich wiederfindet, nachdem sie zwischen irgendwelchen Regalen untergetaucht war.

Während sie also noch immer ohne jegliche Idee und mit bereits leicht verzweifelten Gesichtsausdruck auf mich zu kam, hatte ich zwei Bücher ausgesucht, die ihrer Schwester sicher gefallen würden. Ich pries ihr also beide Bücher an und sie entschied sich überraschend spontan für das erste. Nur, wo zum Teufel findet man das? Sie sprang auf und suchte nach einem Mitarbeiter, ich bewegte mich gelassen zu den mit „Romane, Autorennamen A-B“ betitelten Regalen und zog das Buch auf Anhieb aus dem obersten Regal.

Dieses wurde also gekauft. Und dann kam das beste am Tag. Der Besuch der Saftbar. Frisch gepresste Säfte mit Pfiff an einer Theke mitten in der Buchhandlung, dazu Life-Musik auf dem Klavier in der ersten Etage. Ich hatte einen Apfel-Möhre-Ingwer-Saft, von oben erklang „Comptine d'un autre été“, so muss das Leben sein. Dieser wertvolle Moment der Ruhe ging viel zu schnell vorbei.

Wie es weitergeht lest ihr dann in den nächsten Tagen und ich kann euch versprechen, der zweite Teil wird wieder alles haben: Drama, Verzweiflung, Kampf und Nervenzusammenbrüche...

Die dunkle Bedrohung

Wir leben in Deutschland. Klimatisch in gemäßigten Breiten. Oder ganz einfach ausgedrückt: wir leben nicht in der Sahara. Man kann bei uns sogar das Wasser aus der Leitung trinken.

So weit so gut.

Da sind wir uns - glaub ich - alle einig.

Naja, also alle außer meiner Co-Habitantin. Sie lebt in der permanenten Angst der überraschenden Spontan-Dehydrierung. So eine Art Instant-Verdurstung. Plötzlicher Austrocknungs-Tod. Keine Ahnung, wie sie auf die Idee kommt. Vielleicht stammt sie von einem Wüstenplaneten namen DUNE ;-)

Wir haben ständig etwa 12 Flaschen stilles Mineralwasser im Haus. Das sind 18 Liter reinstes Wasser in PET-Flaschen. Hinzu kommen dann noch einmal mindestens 6 Flaschen kohlensäurehaltiges Mineralwasser in Halbliterflaschen. Und das ist nur, was wir für ihren Gebrauch bevorraten.

Ich habe meinen eigenen Wasservorrat, der automatisch in ihren Besitz übergeht, sollte das für sie gelagerte Wasser physikalisch unerklärbar über Nacht verdunsten oder von Außerirdischen ins All gebeamt werden. Vielleicht hat sie auch Angst, dass jemand vorbeikommt, der nur so zum Spass das Wasser in Wein verwandelt. Keine Ahnung.

Auf jeden Fall beginnt die Panik beim Öffnen des zweiten Sixpacks Wasser. Ganz egal, ob wir am nächsten Tag einkaufen gehen wollen. Da sind nur noch 7,5 Liter übrig und das kann ja unmöglich bis zum nächsten Tag ausreichen. Sie ist bestimmt bis zum nächsten Morgen verdurstet. Ganz sicher. Da kann ich sagen was ich will.

Und es tut auch nichts zur Sache, dass ich auch noch etwa 6 Liter Wasservorrat habe und man in unserer Wohnung auch zwei Wasserhähne findet, die das lebenspendende H2O ganz einfach durch drehen des Ventils freigeben. Ja, auch dieses Wunder der Zivilisation bietet ihr keine Sicherheit.

Ich warte also darauf, eines Morgens aufzuwachen, die Sandverwehungen vor der Türe, die brennende Sonne am Himmel und KEIN WASSER mehr im Haus...

Neologismen eines Migranten mit Menstruationshintergrund (Eine Außerirdische lernt Deutsch)

Hin und wieder sagt sie Dinge, die mich zum Schmunzeln bringen. Dabei sind sie alle zwar eigensinnig, aber nicht unverständlich. Manchmal überrascht der stimmig durchdachte Neologismus mich sogar...






"Die Wohnung war komplett gteppicht."

(Warum nicht? Man sagt ja auch gefliest oder gekachelt, warum also nicht auch geteppicht, gedielenbrettert oder gelaminatet...?)

"Mein Auto ist noch ungeTÜVt."

(Ist doch allgemein verständlich, oder?)

"Ist doch praktisch so ein unterparktes Dach!"

(Ja, ich weiß auch, dass es überdachte Parkplätze gibt, aber ein unterparktes Dach ist doch was völlig anderes :D )


"Und? Wie weckert die Uhr?"

(Gemeint war, wie der Wecker denn klingelt, wenn man ihn aktiviert hat...)

"Also du machst die Schnitzel so: mehlieren, eiern, panieren...?"

(Das erklärt sich aber nun wirklich von selbst!)




Aber manchmal sagt sie auch Dinge, die so abstrus sind, dass man nur drüber lachen kann... hin und wieder allerdings macht sie mir auch ein bisschen Angst...



"Was macht denn der Trompetist, wenn er nicht bläst?"

"Ich hatte Spuren im Schnee. So flupp, flupp. Was ist das für ein Tier?"

(Dass ich manchmal vor Lachen nicht mehr kann, muss ich nicht extra erwähnen. Übrigens wollte sie ernsthaft wissen, welches Tier denn da Spuren hinterlassen hatte...  xD)





Leider hab ich nicht mehr dieser sprachlichen Blüten aufgeschrieben, denn eigentlich bekomme ich sowas fast täglich zu hören. Ich werde mir also zukünftig noch mehr Notizen machen müssen :D

Shit happens...

Ich muss in meinem letzten Leben eine Kharma-Schlampe gewesen sein. Oder welche Macht auch immer dieses Universum regiert ist ein ganz mieser Verräter.

Bei meinen kleineren und größeren Scharmützeln hat es bei der Wahl meiner Waffen immer den Sarkasmus und die Ironie getroffen. Ich kann mit beidem ganz gut umgehen, denke ich, aber heute habe ich irgendwie das Gefühl, dass beide in ihrem Kaliber nicht ausreichen werden um mich über den Tag zu bringen.

Der heutige Tag bringt wieder keine Erleichterung, was mein Co-Habitantinnen-Problem angeht. Nein, sie sitzt nicht in Münster. Sie liegt zuhause im Bett und ist krank. Nein, nicht Erkältung oder Grippe. Damit könnte ich umgehen. Immerhin gäbe es dann so etwas wie die Hoffnung, dass es bald vorbei ist. Nein, es ist auch nicht Pest oder Cholera... was habt ihr nr immer für böse Gedanken!

Ihr Arzt diagnostizierte eine akute Angststörung. Sie bekommt körperliceh Symptome, sobald sie auch nur daran denkt, wieder nach Münster fahren zu müssen.

Also auf lange Sicht kein TGIM mehr.

Kann eine Nachricht niederschmetternder sein? Ich bin danach in ein tiefes, tiefes, tiefes Loch gefallen. Gefolgt von einem hysterischen Heulanfall ihrerseits, weil ich mich beim besten Willen nicht dafür begeistern konnte, dass sie hier bleibt. Bei dem, was diese Diagnose für mich bedutet, war ich einfach nicht in der Lage irgendeine Form von Mitgefühl zu heucheln. Was sollte ich denn machen? Konfetti werfen und "Hurra ich bin in der Hölle!" rufen?

Was folgte war ein Wochenende zwischen unvermeidlichen Heulkräpfen und von Hyperventilation begleiteten Brüll-Tiraden über meine Unverschämtheit, ihre Zahnpastatube auf dem Beckenrand verschoben zu haben. Langsam verstehe ich, dass ich der Katalysator für ihre Unfähigkeit bin, auf dieser Welt zu leben. Was denkt sie denn, warum ich mich tagtäglich davor drücke nach der Arbeit nach Hause zu gehen? Warum ich immer freiwillig länger arbeite? Ich entwickle selber gerade eine Angststörung und sie ist dabei der auslösende Faktor.

Ihr seht schon, es fällt mir schwer, meinen alten Sarkasmus und meine geliebte Ironie zu behalten. Sie mag hier und da noch durchschimmern, aber sie bringt keine Erlösung. Eigentlich könnte ich mich auch gleich erschießen. Macht man ja bei Pferden auch so... vielleicht sollte ich mich mal irgendwo mit zuckenden Beinen auf den Boden werfen und darauf hoffen, dass sich ein freundlicher Cowboy meiner erbarmt.

Ich weiß, ich klinge gerade wahrscheinlich echt niedergeschlagen und frustriert. Bin ich ja auch. Und das mit Recht! Aber ich möchte euch doch noch eine kleine Information mit auf den Weg geben, die sogar geschafft hat, mich gerade zum Schmunzeln zu bringen:

Es gibt eine Fachklinik für Menschen mit Angststörungen. In Münster. ;-)

Jahrmarkt. Trödel und ein Nervenzusammenbruch

Am Donnerstag waren wir auf dem historischen Jahrmarkt in Kornelimünster. Schöne Bilder und einen ganz harmlosen Bericht über den Jahrmarkt findet ihr übrigens hier:



Aber natürlich war der Besuch in Begleitung meiner Co-Habitantin nicht ganz so harmonisch und angenehm. Wir waren ja nach Kornelimünster gefahren, um etwas zu unternehmen, an die Luft zu kommen, was zu sehen... Nun ja.

Es begann schon damit, dass sie sich nicht davon abhalten ließ einen Parkplatz am Friedhof zu suchen, die bekanntlich schon in den frühen Morgenstunden belegt sind, letzten Endes bedeutete das gute 500m in absoluter Schrittgeschwindigkeit durch Menschenhorden hindurch um dann am Ende doch wieder weiter oben auf die zum Parkplatz umfunktionierten Wiesen zu fahren und 3 Euro zu zahlen. Nicht zuviel, wie ich finde, immerhin kann man die Wiese danach nicht mehr für etwas anderes nutzen.

Dann also bergab marschiert ins idyllische Städtchen und mit Schrecken festgestellt, dass wir von der Seite kommen würden, an der der Antik-Trödelmarkt beginnt. Eigentlich wäre ich jetzt schon wieder gerne nach Hause gefahren, denn ich ahnte schon, dass es noch lange dauern würde, bis wir endlich zum Jahrmarkt kommen würden. Und so war es auch. Schon am ersten Stand musste sie jedes einzelne Teil des Angebotes genauestens in Augenschein nehmen.

Das ist beim Einkaufen mit ihr immer so. Fühlen, riechen, schmecken, begutachten. Und zwar ALLES. Vorher wird nichts gekauft. Wenn denn überhaupt etwas gekauft wird. Denn auch die Sachen, die niemals infrage kämen, weil sie weder für sie nützlich, noch nötig oder gar dekorativ sind, müssen einer nähergehenden Untersuchung unterzogen werden. Gehört wahrscheinlich zu den Studien, die sie für ihren Heimatplaneten auf der Erde macht...

Ich schlenderte also in gefühlter Zeitlupe den Weg entlang, schaute mal hier mal da, wie man das so macht und sah die andern Menschen an mir vorüberrennen, aber als ich mich nach 3 Metern umsah, war sie verschwunden. Das pralle Leben wogte um mich her, aber ich wagte nicht, mich von der Masse mitreißen zu lassen, sondern suchte sie noch immer am ersten Stand. Da war sie, zwischen zwei älteren Damen, die sich über Christallglas unterhielten. Ich wartete also. Ich habe immer gelächelt, war geduldig, habe sie nie zur Eile angetrieben.

Als sie sich langsam in meine Richtung bewegte, ging ich weiter. Langsam. Extrem langsam. Schaute mir den zweiten Stand an, stöberte ein bisschen in den ausgestellten Büchern und interessierte mich für einen echt niedlichen antiken Teddybären, während ich darauf wartete, dass meine Begleiterin zu mir aufschließen würde. Ich hatte das gesamte Sortiment des Standes erfasst und wanderte auf die andere Seite der Straße, an der es nur eine hohe Mauer gab, um mich dort ein bisschen aus der schiebenden, drängenden Masse zu halten und zu warten.

Wie war das nochmal? Nach Kornelimünster, um uns ein bisschen zu bewegen? Also ich hatte vor unserer Abfahrt auf der Couch mehr Bewegung gehabt als auf den ersten 10 Metern hier. Ich möchte euch allzu viele Details ersparen, da sich das alles quasi an jedem Stand so oder in ganz ähnlicher Form wiederholte. Um es ganz kurz zu machen: die ersten 40 Meter Trödel verschlangen wahnwitzige anderthalb Stunden.

Und dann gab es einen Kaffee-Stand. Nein, ich hatte keine Lust auf eine Pause. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mich zur Abwechslung mal ein bisschen zu bewegen. Sie musste einen Espresso haben. Den trug sie dann vor sich her, denn sie kann ja heißen Kaffee nicht gut trinken. Statt sich also jetzt eine ruhige Parkbank an der Inde zu suchen und gemütlich den Kaffee zu trinken, was zwar meinem Bewegungsdrang weiterhin zu wenig Rechnung getragen hätte, aber dennoch besser gewesen wäre für meine Nerven als das Folgende, wanderten wir also weiter an den Ständen des Marktes vorbei.

Nervenaufreibend? Ja, denn meine Begleitung ist nicht besonders geschickt im Umgang mit Getränken in transportablen Behältnissen. Um es ganz einfach zu sagen: normalerweise dauert es nie lange, bis der Inhalt des Bechers seinen Aufenthaltsort in Richtung Erdboden verlässt. Sie beugte sich also über die Auslage eines Schmuckladens, mein Auge immer auf den Becher gerichtet, sprungbereit um die Katastrophe noch zu verhindern.

Dann folgte ein Stand mit Handtaschen und Portmonees. Auch hier war ich immer damit beschäftigt ihren Becher im Auge zu behalten, zumal einige andere Damen recht ruppig ihren Weg an die Auslage erkämpften, was den Inhalt des Pappbechers gefährlich ins Schwanken brachte. Auch hier ging alles gut. Und endlich trank sie mal einen Schluck ihres Kaffees.

Aber noch lange kein Grund durchzuatmen, denn als nächstes kam der von mir schon freudig erwartete Stand mit den Perlsacktieren. In der einen Hand einen schwankenden, halbvollen Espressobecher, musste sie mit der anderen Hand jedes Perlsacktier im Angebot einmal in Händen gehalten haben. Kaffeeflecken gehen nicht raus aus Perlsacktieren. Aber mal eine Weile warten und erstmal den Kaffee austrinken, bevor man in Waren stöbert? Nein, soviel gesunder Menschenverstand und so viel Knigge sind einfach nicht drin.

Es folgten noch drei weitere Stände, bis der Kaffee - zur Erinnerung: es war ein Espresso... vielleicht drei Schlucke schwarzen Gebräus - endlich ausgetrunken war. Ich hatte also endlich wieder ein bisschen Ruhe, und natürlich Zeit genug wirklich alles zu sehen. Immerhin hatte ich auf dem Jahrmarkt inzwischen deutlich mehr gestanden, als mich bewegt. Ich achtete schon darauf nur auf asphaltierten Wegen zu stehen, um nicht vielleicht am Ende noch irgendwo unabsichtlich Wurzeln zu schlagen.

Also, sie durfte jeden antiken Fingerhut ausgiebig begutachten, aber sobald ich versuchte mal ein schönes Foto zu machen, fing sie an zu nörgeln. Vor allem, weil ich für eine gute Perspektive auch schonmal den Weg verlasse und auf irgendwelche Mäuerchen klettere. Aber wehe ich sagte was, als sie am 4. Schmucktand mit exakt dem gleichen Angebot wie die vorhergehenden 3 eine Viertelstunde den gleichen Ring begutachtete, den sie bereits an Stand 2 und 3 in der Hand gehabt hatte.

Nun, ich könnte jetzt noch stundenlang erzählen, aber ich will euch nicht ganz so leiden lassen, wie ich gelitten habe und komme nun zum Schluss. Denn nach einer Runde waren wir wieder in Sichtweite des Kaffee-Standes vom Anfang unseres Besuches und ich hatte die Frechheit zu sagen, dass ich noch immer keinen Kaffee wollte. Damit fing das Leid an. Wutschnaubend, weil sie ja gar nichts von unserem Besuch auf dem Markt hatte... wir waren inzwischen über 3 Stunden hier, andere schaffen eine Runde inklusive Bratwurst, Souveniers und einem Bierchen in weniger als einer Stunde...

Wütend stapfte sie also bergauf zurück zum Parkplatz. Ich ließ sie gehen, machte schnell noch ein oder zwei Bilder und machte mich auch auf den Weg nach oben. Ich konnte sie nach einer Biegung schon von weitem auf einer niedrigen Gartenmauer sitzen sehen. Sie war nicht wütend genug um mich sitzen zu lassen, wartete aber auch nicht ab, bis ich bei ihr war, sondern sprang auf und stapfte schnaubend und vor sich hin grummelnd bergauf.

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und erwischte mich dabei, wie ich Wagners Ritt der Walkyren vor mich hinzupfeifen begann. Sie war weit genug weg, um sie damit nicht zu provzieren, aber es wäre mir egal gewesen. Ich glaube, sie hätte das Lied nichtmal erkannt. In jedem Fall aber saß sie schon im Auto, als ich gemütlich über die Wiese spazierte. Ich sagte nichts, stieg ein und wartete darauf, dass wir fahren würden. Der Parkplatz war inzwischen wieder so gut wie leer.

In dem Moment in dem sich meine Türe geschlossen hatte legte sie los: warum ich denn so gedrängelt hätte (hatte ich nicht) und ihr keine Zeit zu schauen gegeben hätte (okay, eine Viertestunde pro Stand war also deutlich zu wenig) und warum ich nichts gegessen hätte (ich hatte einfach keinen Hunger) und keinen Kaffee getrunken habe (ich wusste nicht, dass ich dazu verpflichtet gewesen war). Dann endlich startet sie den Motor, würgte ihn vor lauter Wut erstmal wieder ab, letzten Endes fuhren wir dann aber von der Wiese und über Feldwege zurück auf die normale Straße.

Auf der gesamten Fahrt wurde ich angebrüllt, und hatte auch noch den Nerv, mich nicht zu wehren. Wozu auch, ich kenne sie lang genug um zu wissen, dass alles -  scheißegal was auch immer ich hätte sagen können - das Falsche gewesen wäre. Also blieb ich stumm. Und damit kann sie gar nicht umgehen. Ich musste mir sogar anhören, dass ich nichtmal ein Geschenk von ihr hatte haben wollen. Selbst als ihr sagte, dass das ja lieb gemeint war, aber da nunmal nichts war, was mir gefallen hätte und dass es auch nicht nötig sei, mir was zu schenken. Ich sei ja gerne mit ihr nach Kornelimünster gefahren.

Tja, ich hätte den Mund halten sollen. Sie brüllte mich 5 Minuten lang in voller Lautstärke an, ignorierte dabei alle Verkehrsschilder und fuhr mit Bleifuß. Als ich dann am Ende ihrer an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfe noch immer nicht bereit war, mich zu verteidigen (wozu auch? ich hatte nichts getan), trat sie in die Bremsen, fuhr rechts ran und warf mich aus dem Auto.

Ich nahm also meine Kamera und stieg aus, da hatte sie es sich anders überlegt. Vielleicht war ihr eingefallen, dass sie kein Navi dabei hatte und keine Ahnung wo auf diesem Planeten sie sich überhaupt befand. Sie wollte losfahren, während ich gerade aus dem Auto schlüpfte. Ich warf noch die Türe hinter mir zu und machte mich grinsend auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle. Auch wenn am Feiertag sicher nicht viele Busse fahren würden, ich hatte ja Zeit.

Sie fuhr mir hinterher, hupte, kreischte und wollte, dass ich wieder zu ihr einstieg. Aber ich kann manchmal ein stures Arschloch sein und irgendwie hatte ich gerade echt Lust dazu. Ich wechselte also die Straßenseite, so kam sie nicht mehr an mich heran, dann bog ich vor ihr wieder die Straßenseite wechselnd auf einen kleinen Platz ein, an dem sich die nächste Bushaltestelle befand.

Als sie dann heulend im Auto an die Haltestelle fuhr und mich anbettelte, doch wieder einzusteigen, hatte ich Erbarmen mit ihr und stieg nach einigem Zögern wieder ein, schließlich sollte sie sehen, dass ich das nicht einfach übergehen würde. Ich fuhr also schweigend mit ihr nach Hause. Während sie sobald das Auto sich bewegte wieder damit anfing mich anzubrüllen.

Als sie dann einmal Pause machte, um nicht an ihrer Wut zu ersticken, sagte ich nur, dass dieser Ausflug der letzte gewesen sei. Und das meine ich ernst. Zuhause angekommen habe ich dann noch den oben verlinken Bildbericht geschrieben und bin dann wortlos ins Bett.

Kornelimünster war schön, aber man sollte sich wirklich gut aussuchen, mit wem man hinfährt.

Wie man auch ohne Werbepause aus einer 45-Minuten-Folge einen ganzen Kino-Abend machen kann...

...oder warum ich nicht mehr gerne fernsehe

Mal abgesehen von der in meinen Augen nicht mehr wahrnehmbaren Qualität der Sendungen im Fernsehen, gibt es noch ein ganz anderes Problem, das mir den Fernseh- oder Filmgenuss vollkommen vergällt.

Dieses Problem ist weiblich, Mitte 30, stammt offensichtlich nicht von diesem Planeten und teilt sich Wohnung und Fernseher mit mir.

Seit einiger Zeit schauen wir gemeinsam "Dexter", völlig werbefrei auf DVD. Eigentlich eine Serie, die mir gefallen könnte, bin ich doch ein großer Fan schwarzen Humors. Warum also genieße ich das nicht? Nun, ich erzähle euch einfach mal, wie sich so ein Fernsehabend gestaltet:

Es beginnt meist damit, dass sie durch alle Kanäle zappt um zu sehen, ob irgendwo etwas Sehenswertes läuft. Meist tut es das nicht, aber um ganz sicher zu gehen, jeden Fehler auszuschließen oder nicht etwa versehentlich einen echten Fernsehknüller zu verpassen wird dieses Zapping durch alle 40 Kanäle mindestens 3 Mal wiederholt.

Meist ist es dann so halb Neun, bis sie sich dazu durchringt auf unserer Festplatte nach einem passenden Film oder einer Serie zu suchen. Das dauert dann auch nochmal gute 10 Minuten, aber wenigstens muss man sich dann nicht - wie leider viel zu oft, wenn sie da ist -  irgendwelche langweiligen, längst überholten Billig-Serien ansehen.

Also zurück zu "Dexter". Zu Beginn jeder Folge gibt es eine Zusammenfassung der bisherigen Handlung, sofern sie eine Rolle in der kommenden Folge spielen wird. Ich bin ziemlich glücklich, wenn wir diese Zusammenfassung ohne Wiederholungen hinter uns gebracht haben. Spätestens jetzt muss ich meinen inneren Buddha aktiviert haben, denn Aufmerksamkeit ist nicht ihre Stärke. Wir erinnern uns: Kurzzeitgedächtnis scheint bei anderen Lebensformen eher zweitrangig zu sein.

Wir kommen selten weiter als 3 oder 4 Minuten bevor sie das erste Mal die Pausetaste drückt und den Film unterbricht, um irgendetwas zu fragen. Dexter hat nämlich ein Problem: die original Titel stimmen nicht mit den deutschen Titeln überein. Und das macht ihr zu schaffen. Ernsthaft. Sie kann das nicht ignorieren. Und sie will am Ende, dass der Folgentitel auch einen sinnvollen Bezug zur Folge hat. Wenn das nicht so ist, muss ich improvisieren und ihr möglichst schnell einen plausiblen Zusammenhang präsentieren.

Weil sie also die ersten 3 Minuten über die Diskrepanz zwischen Original- (wobei ich ihr dann auch noch einige der Worte und Redewednugen erst noch übersetzen muss) und deutschem Titel nachdenken musste, konnte sie der Handlung nicht folgen. Wir spulen also zurück und schauen diese Minuten ein zweites Mal. Wenn es dabei bleibt, kann ich mich glücklich schätzen.

Wir folgen also (ich mehr, sie weniger) der Handlung. Pause. Noch mal ein paar Sekunden zurück und allen erstes die Frage, ob das Auto im Hintergrund ein Cabrio war. Das Auto steht da an der Straße geparkt und hat keinerlei Bezug zur Handlung, ist einfach Teil der Kulisse. Nachdem wir uns überzeugt haben, dass es tatsächlich ein Cabrio war, schauen wir weiter.

Hatte ich schon erwähnt, dass sie mehr oder weniger ununterbrochen laut vor sich hin redet und erzählt, was gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist? Und sie wundert sich, dass ich nebenbei am PC tippen, chatten, spielen und Geschichten schreiben kann. Ich muss nicht unbedingt pausenlos hinsehen, um zu wissen, was passiert. Sie erzählt es ja gerade. Außerdem hat das noch einen Nachteil: weil sie redet, überhört sie manchmal den ein oder anderen Satz, oder hat einen Teil der Handlung nicht richtig wahrgenommen.

Richtig. Beides führt zur Bedienung der Pause-Taste und dem Zurückspulen der entsprechenden Stelle. Und wenn die Handlung an dieser Stelle dann auch noch vielschichtig und tiefgründig ist, erfolgt ein dritter Durchgang, bevor der Film fortgesetzt werden kann. Sollte diese Handlung eine zeitverzögerte Folge haben, werde ich an betroffener Stelle natürlich noch einmal darauf hingewiesen. Solche spitzfindigen Spannungsbogen-Tricksereien der Regisseurszunft sind mir ja völlig unbekannt....

Inzwischen sind wir dann in der Mitte der Serienfolge angekommen und wieder drückt sie an einer völlig willkürlichen Stelle Pause. Wie war nochmal der Titel der Folge? Ach ja, die Erinnerung kehrt wieder. Und der Originaltitel? Inzwischen habe ich die Antworten immer gleich parat. Früher war mir der Folgentitel vollkommen gleichgültig, denn ich wollte einfach nur unterhalten werden.

Manchmal habe ich das Gefühl, sie sucht nach verborgenen Geheimbotschaften in den Folgentiteln. Wahrscheinlich versucht auf diese Weise ihr Heimatplanet Kontakt mit ihr aufzunehmen oder gibt ihr Anweisung zur Erlangung der Weltherrschaft. Wer weiß das schon?! Diesen Titel-Fimmel hatte sie schon bei den Simpsons, die ja im Original nur eine Seriennummer haben und keinen wirklichen Titel...

Ich habe schon überlegt, aus Spass einfach mal ein paar der Titel zu ändern. Völlig frei von jedem Bezug zum Inhalt der Folge oder mit kryptsichen Hinweisen auf aktuelle Nachrichten. Bisher konnte ich dem Drang widerstehen, denn ich fürchte mich vor den Folgen. Und zwar sowohl vor denen, die ein unpassender Titel bei ihr auslösen könnte als auch vor denen, die sich daraus ergeben würden, wenn sie herausfände, dass ich es absichtlich getan habe. Aber einen Versuch wäre es wert.

Sie kann sich dabei an unglaublichen Kleinigkeiten stören. Und sei es nur, dass eine Zeitangabe in der Handlung nicht ganz hinkommt. Oder dass etwas nicht ganz der Realität entspricht. Nur so nebenbei: Alarm für Cobra 11 ist ihre Lieblingsserie. Eine sehr anspruchlose Serie über die Autobahnpolizei, die Mordfälle (!!!) klärt oder in der Spionage(!!!)-Branche spielt. Extrem realitätsnah, ständig explodieren Autos oder Hubschrauber. Aber sich aufregen, wenn der Kaffee in Dexters Tasse auch nach 15 Minuten noch immer dampft... das kann ja gar nicht sein. Natürlich beinhaltet diese Feststellung einen Spulvorgang und eine halbminütige Diskussion zur Unachtsamkeit der Film-Crew.

Wir schaffen es dann aber doch, die Folge weiter zu sehen. Inzwischen ist sie so weit in die Handlung eingestiegen, dass sie sich berufen fühlt, Prognosen über den Fortgang des Plots zu machen. Dazu wird - ihr könnt es euch sicher denken -  der Film natürlich angehalten. Dann muss ich sie ansehen, ja sie glaubt mein Hirn kann ihre Worte nur verarbeiten, wenn ich sie gleichzeitig von ihren Lippen ablese. Wahrscheinlich ist das bei ihr tatsächlich so, dass nur die Kombination aus Lauten und Lippenbewegungen in ihrem Gehirn einen Reiz auslöst, den sie verarbeiten und verstehen kann.

Ich muss also ihre Vorhersage anhören, ihrer Begründung aufmerksam folgen und am Ende ihre Vermutungen bestätigen. Wenn ich ein Arschloch wäre würde ich ihr schon aus Trotz grundsätzlich immer widersprechen, aber ich bin ja ein netter Kerl und bestätige ihre Annahmen gerne und natürlich lobend. Wobei das in etwas so ist, wie "Titanic" schauen und darüber mutmaßen, dass das Schiff wohl am Ende untergehen wird.

Dann spult sie natürlich nochmal einige Sekunden zurück, bevor der Film weiterläuft. Und dann vergehen immer einige Minuten, in denen ich fast schon versucht bin, mich wirklich in die Handlung hineinziehen zu lassen. Ich falle immer wieder darauf herein. Aber sie wartet nur darauf, dass mein Tippen aufhört und ich gebannt auf den Fernseher schaue. Die Folge nähert sich ihrem Höhepunkt und genau in diesem Moment... Pause. Völlig aus dem Zusammenhang gerissen will sie von mir, dass ich sie am nächsten Tag daran erinnere irgendeine Besorgung zu machen oder irgendwen dringend anzurufen. Dann spult sie wieder zurück und es gibt wenigstens den rudimentären Aufbau eines Spannungsbogens, bevor der Höhepunkt der Folge kommt.

Der Abspann läuft. Die Folge ist zuende. Und jetzt gibt es für gewöhnlich drei alternative Abläufe:


  1. der Titel trifft nicht zu 100% auf die Folgenhandlung zu,
  2. der Cliffhanger am Ende der Folge lässt zu viele Fragen offen,
  3. irgendwer im Abspann (und zwar NIE einer der Schauspieler) hat einen lustigen Namen.

Mir ist die dritte Alternative am liebsten, denn sie hat die erträglichsten Folgen. Es wird gespult, bis ich den Namen auch gelesen habe und ihren Kommentar dazu vollständig bestätige.

Wie das ganze bei den beiden anderen Möglichkeiten aussieht, möchte ich euch ersparen, ich denke eure Fantasie reicht da völlig aus, um sich das auszumalen, auch wenn ich mir sicher bin, die Wahrheit ist noch viel schlimmer. Eine Folge Dexter hat 45 Minuten. Ihr erinnert euch, dass wir so um 20 vor Neun angefangen haben die Folge zu sehen? Was glaubt ihr denn, wie spät es inzwischen ist? Meist ist es kurz vor Zehn. Dexter dauert im Co-Habitantinen-Cut mit integriertem Audiokommentar zwischen 60 und 70 Minuten.

Sie würde mir den Hals umdrehen, wenn sie wüsste, dass ich mehrmals heimlich "Dexter" ohne sie gesehen habe.

Shopping-Wahnsinn im benachbarten Ausland

Am Freitag waren wir noch die üblichen Einkäufe erledigen. Es blieb ziemlich ruhig, ich war ja auch wieder völlig im Einklang mit meinem inneren Buddha.

Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des Shopping-Vergnügens. Es ging nach Holland, genauer gesagt nach Landgraaf zu vanCranenbroek. Auf dem Weg noch ein kleiner Abstecher zu Burg Wilhelmstein, um einen Veranstaltungskalender zu besorgen. Dort waren noch einige Baumaßnahmen in Arbeit, nur Prospekte oder Plakate gab es noch nicht, also ging es schnell weiter nach Landgraaf.

Da meine Co-Habitantin über ein unglaubliches Park-Feng-Shui verfügt, fanden wir trotz schon gut gefülltem Parkplatz tatsächlich eine freie Lücke gleich vor dem Ausgang. Ich holte uns einen Einkaufwagen und bereitete mich auf den kommenden Wahnsinn vor, indem ich noch einmal tief einatmete und versuchte eine stille Waldlichtung zu visualisieren.

Der Laden war voll, was aber zu ertragen war. Wir blieben direkt in der Kinderbekleidungsabteilung hängen, wo sie ausgiebig für ihre Nichten einkaufte. Waren ausgesucht schöne Klamotten dabei und nachdem wir dann auch die passenden Shirts zu den stylischen Shorts gefunden hatten, war bereits fast eine Stunde um.

Danach ging es dann einmal durch die Gartenabteilung und quer durch den Deko-Artikel-Bereich, wobei sie an ihre Grenzen geriet, denn irgendwie ist sie nicht in der Lage ein Warenregal in seiner Ganzheit zu erfassen und sich dann zu entscheiden, welche Artikel sich einer näheren Betrachtung als würdig erweisen. Nein, sie betrachtet jeden einzelnen Artikel, wobei sie nicht angesprochen werden darf.

Tja, ich habe sie angesprochen. Dummer Fehler. Das bedeutete nämlich, dass sie das gesamte Regal noch einmal von vorne ansehen musste, weil sie nicht mehr wusste, welche Artikel sie schon gesehen hatte und welche nicht. Kurzeitgedächtnisse scheinen bei anderen Lebensformen in diesem Universum eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Diesen Gang machten wir also dreimal. Denn sie kann auch immer nur eine Seite eines Ganges nach der anderen erkunden. Ich blieb dennoch geduldig. Bis sie mir das erste mal verloren ging.

Ich verstehe nicht, warum Frauen ganz offensichtlich nicht in der Lage sind, einen Laden nach einem rational nachvollziehbaren System zu besichtigen. Männer gehen einfach den Gang bis zum Ende durch und gehen dann den nächsten wieder zurück. Meine Mitbewohnerin ist da unkoordinierter. Fällt ihr Blick zufällig auf etwas interessantes, verlässt sie ihre Route und verliert sich zwischen den Gängen. Es ist ungefähr so, als würde man mit einem 3jährigen Kind durch einen Süßigkeitenladen gehen.

In einem solchen Fall beendet man einfach seine eigenen Stöbereien und sucht sich einen gut sichtbaren Punkt an einem der Quergänge und hält nach ihr Ausschau. Denn - ganz wichtig! - sie geht natürlich davon aus, dass man ganz im Gegensatz zu  ihr, seinen Standort mit Beginn ihrer wilden Rundumtour nicht weiter verändert. Sie lässt sich treiben und erwartet von mir, den Anker zu spielen, zu dem sie wieder zurückkehren kann, wenn ihr danach ist.

Ich suchte mir also einen bequemen Platz auf einer Holzbank am Rande der Gartenmöbelausstellung und wartete gelassen auf ihre Rückkehr. Der Bank gegenüber stand ein Camping-Klappstuhl, der mir auf den ersten Blick schon ein wenig suspekt erschienen war. Als sie von ihrer unkoordinierten Streiftour zurückkam, musst sie sich natürlich ausgerechnet auf diesen Stuhl setzen, der prompt unter ihr zusammenklappte, was zu bösen Quetschungen und einer kleinen Blutblase an ihren Fingern führte.

Zu ihrer Verteidigung muss ich jetzt aber auch sagen, dass er Stuhl auf jeden Fall schon vorher defekt gewesen sein muss, denn sie ist nicht so schwer, als dass dieser Stuhl deshalb zusammengebrochen wäre. Aber so kam es dann, dass sie ihren Finger in den nur wenig weiter stehenden Gartenpool hielt, um ihn zu kühlen. Manchmal ist sie eben ein kleiner Pechvogel. Nach einigen Minuten machten wir dann weiter mit der Erkundung des reichhaltigen und extrem abwechslugsreichen Angebotes.

Auf dem Rükweg ging es dann noch einmal an den Pool. Danach hatte sich das Pochen in ihrem Finger so weit beruhigt, dass wir auch die noch verbliebenen drei Fünftel des Geschäftes abgrasen konnten. Dabei bewies ich unglaubliche Geduld, denn warum um Himmels Willen muss man einen Gang in vollerLänge abgehen, in dem es nur Farben und Lacke zu kaufen gibt, wenn man nicht vor hat etwas zu streichen? Sie kann nicht. Es geht nicht, denn - keine Ahnung - vielleicht findet man zwischen pinienkernbraun und sonnenuntergangsorange doch etwas Nützliches.

Also blieb mir auch der Gang mit den Teichpumpen, den Aufsitzrasenmähern (weder hier noch in Münster hat sie einen eigenen Garten, geschweige denn einen, der groß genug für einen Rasentraktor ist), den Malutensilien und natürlich auch der mit den Arbeitsschuhen nicht erspart. Und das schlimmste stand mir ja noch bevor. Schließlich hatte ich beim Betreten schon einen Blick auf die Hölle geworfen, die uns vor den Kassen erwartete.

Nicht lange Schlangen. Egal wie voll der Laden ist, lange Schlangen an den Kassen habe ich noch nie erlebt. Nein, es geht hier eher um die 5 (!) Gänge mit den Ramsch- und Kleinteil-Wühltischen, auf denen man wirklich alles findet, was an mehr oder weniger unsinnigem Krempel in den letzten 50 Jahren erfunden wurde. Wenn man sich jetzt daran erinnert, dass sie ein Regal erst als wirklich abgeschlossen betrachtet, wenn sie wirklich JEDEN Artikel gesehen hat, kann man schon erahnen, warum ich von Hölle gesprochen habe...

Ich habe mir einen Ventilator mit Wasserzerstäuber, ein Paar rote Chucks und ein Bund Sneakersocken ausgesucht. Mehr habe ich nicht gekauft. Ihre Ausbeute lag nach fast 4 Stunden Einkauf bei gut 90 € und einer großen Ikea-Tüte voll mehr oder weniger nützlichem Kleinkram. Viel mehr war auch nicht drin, denn wir verließen das Gebäude exakt 10 Minten vor Ladenschluss.

TGIM*

(* thank God it's monday)

Ja, Montag. Münster ist so wunderbar weit weg. Aber hilft das? Nicht wirklich.

Am Abend klingelt das Telefon. Sie ist bei "seats & sofas" und kauft sich eine Schlafcouch und nun weiß sie nicht, wird es die Couch in schwarz oder doch die mit den weißen Armlehnen. Sie schickt mir eine MMS mit Foto, auch wenn ich die Couch ja schon aus dem Prospekt kannte.

Für eine MMS sind die 200 Kilometer anscheinend doch ein Hindernis, das Foto kommt nicht an. Ich sollte ja anrufen, wenn es da ist und ihr sagen, welche Farbe sie denn jetzt nehmen soll... Kein Bild, kein Anruf! Wieder klinglt es. Ob das Foto da sei und warum ich nicht zurückgerufen habe... nein, kein Foto, deshalb auch kein Anruf. Ich rate ihr aber zu der ganz schwarzen Variante, denn weißes Kunstleder... das kann ja gar nicht gut gehen.

Diese Aussage formuliere ich in mindestens 4 verschiedenen Varianten bis sie mir endlich glaubt, dass ich auch meine, was ich sage. Nicht viel und ich hätte ihr gesagt, dass ich das nicht tue, weil doch internationaler Gegenteil-Tag ist, aber ich dachte dann an den neben ihr stehenden Verkäufer, der vielleicht nicht mit einer rasenden, hyperventilierenden Furie umgehen kann. So gut kann der arme Kerl in seinem Job auch nicht verdienen.

Warum zum Henker ich die Farbe der Couch für IHRE Wohnung aussuchen soll, also da bin ich überfragt. So geht es mir aber häufiger. Irgendwann gewöhnt man sich ab, solche Dinge noch zu hinterfragen, ändern kann man daran eh nichts. Wenigstens bleibe ich den Rest des Abends ungestört. Sicherheitshalber habe ich allerdings auch das Telefon stumm geschaltet.

Nützt aber nichts. Der nächste Anruf kam dann nämlich am Dienstag morgen im Büro. Da erzählte sie mir nochmal, dass sie die schwarze Couch bestellt hat und die in 6 Wochen abgeholt werden kann, wobei sie das so darstellte, als hätte ich schon zugesagt, mich zwecks Abholung, Transport und Aufbau zu diesem Zeitpunkt nach Münter zu begeben. Das werde ich ihr noch ausreden müssen...

Ganz in der Nähe des "seats & sofas" gibt es einen Mediamarkt. Schön für mich zu wissen, vor allem wo das in 200 km Entfernung so eine hilfreiche Information für mich ist. Ungefähr so wichtig wie zu wissen, ob es in der Mittelstraße in Bad Oeynhausen ein öffentliches Klo gibt, wenn man gerade in Köln am Rheinufer steht und dringend pinkeln muss... Auf jeden Fall hat sie den Mediamarkt mit einem Autoradio betreten und mit einer Mikrowelle verlassen.

Um zu verstehen, wie aus einem Autoradio eine Mikrowelle wird, muss ich ein bisschen weiter ausholen. Vor 14 Tagen waren wir ja wegen der Tablet-Hülle unterwegs, ihr erinnert euch sicher... Bei Mediamarkt hatte sie keine passende gefunden, aber für ihr Auto, bei dem sich das Radio nur noch als Kassettenabspieler eignet und ununterbrochen brummt, wenn man dabei nicht den Sendersuchlauf immer wieder startet, ein neues Radio gekauft.

Kein teures, denn in einem 14 Jahre alten Fiesta braucht man kein High-End-Gerät mit 1000 Funktionen. Sie hatte sich ein günstiges ausgesucht, nur Radio und SD-Kartenleser für mp3-Wiedergabe. Eigentlich genau das Richtige für sie. So weit so gut. Sie nahm das Radio mit nach Münter, brachte es wieder mit, fuhr mit dem Radio im Kofferraum zurück nach Münster... nur eingebaut wurde es nicht.

Durch irgendeinen Zufall hat das Brummen des alten Radios aufgehört und so ist das neue ihrer Meinung nach wieder überflüssig. Und wenn man einen Mediamarkt in Münster findet, nutzt man das aus und tauscht das Teil um. Kulanterweise haben die das echt zurückgenommen, nach 2 Wochen und in einer anderen Filiale, allerdings nur gegen einen Warengutschein. Und weil sie sowas nicht mag, hat sie dann (sicher stundenlang wie ich sie kenne) im Markt gestöbert und eine Mikrowelle entdeckt, die ihr gefiel. Also wurde gegen eine geringe Zuzahlung aus dem Radio eine Mikrowelle.

Sie ist eine Meisterin im Umtausch. Wenn sie sich unsicher ist, ob sie was braucht oder haben will, kauft sie es trotzdem, schaut es sich zu Hause ausgiebig an und tauscht es dann nach 3 Tagen wieder um. Ich habe schon miterlebt, dass sie an einem einzigen Tag drei unterschedliche Artikel in drei verschiedenen Geschäften umgetauscht hat. Ich danke Gott dafür, dass sie nichts von Online-Einkäufen hält. Sie in Verbindung mit Zalando würde die Einrichtung einer DHL-Packstation in unserem Hausflur rechtfertigen.

Ganze Genrationen Paketzusteller würden ihr für ihre sichergestellten Arbeitsplätze danken. Oder aber sie verfluchen... aber wie gesagt, sie kauft nicht online. Was auch daran liegt, dass sie alles anfassen und ausprobieren muss, bevor sie es kaufen kann.

Allerdinsg muss ich zugeben, dass sie auch eine Meisterin im Handeln ist und es immer wieder schafft, in diversen Geschäften Preisnachlässe rauszuschlagen. Ich denke, dass liegt an ihren Erfahrungen in der Heimat ihrer Eltern. In Portugal kauft man vieles noch auf dem Markt ein und da wird fleissig gehandelt und um Preise gefeilscht.

Heute hat sie sich noch nicht gemeldet und ich hoffe das bleibt auch so... immerhin ist sie übermorgen schon wieder Freitag...

OMGIFA*

(* oh my god it's friday... AGAIN!)



Der erste Anruf kam schon am Morgen in der Firma. Ist ja nicht so, dass ich mich nicht gefreut hätte zu hören, dass sie nicht so früh Feierabend machen würde wie gedacht. Auch wenn die Freude nur vorübergehend war, denn gleichzeitig wurde ich ohne eigenes Widerspruchsrecht darauf hingewiesen, dass "unsere" Zeitplanung trotz anderslautender Absprache nun doch den Einkauf vor dem Friseur vorgesehen hatte.

Der Friseur sollte allerdings schon um kurz nach 17 Uhr da sein, was bei 2,5 Stunden Fahrtzeit und einer Abfahrt in Münster so gegen 14 Uhr ein bisschen... sagen wir mal knapp... kalkuliert war. Aber okay, was auch immer sie will. Ich machte also vorsorglich schon einmal das Leergut zurecht und packte genügend Einkaufstaschen ein. Die Wochenplanung hatte ich bereits am Donnerstag abgeschlossen, sah dem was da kommen würde also mit der mir in Jahren des Erduldens ihrer Launen angeeigneten Gelassenheit entgegen.

Kurz vor 14 Uhr dann der nächste Anruf aus Münster: die A1 ist irgendwo vor Hamm gesperrt. Die Fahrt würde wohl länger dauern. Trotzdem war sie der festen Überzeugung, noch immer pünktlich genug zu sein, um wenigstens einen Laden bereits vor dem Friseur zu erledigen. Um 14:10 Uhr kam dann die SMS, dass sie jetzt losfahre. Da hieß es nochmal tief durchatmen, sich seines Kharmas bewusst zu werden und daran zu denken, dass man als buddhistischer Mönch durch stilles Erdulden des Leids eine Wiedergeburt in einem höheren Bewusstseinszustand erreichen würde.

Ich fügte mich also in das Unvermeidliche und wappnete mich gedanklich schon gegen den wegen des zu erwartenden Staus sicherlich hohen Stresspegel meiner Co-Habitantin. Ich stand also wie befohlen gegen 16 Uhr mit gepackten Taschen zum angepeilten Sprint ins Auto bereit. Das Ticken der Uhr nimmt kurz vor ihrem Eintreffen immer einen leicht bedrohlichen Klang an. Und diesmal tickte sie schon länger als gewöhnlich.

Und tatsächlich, nach 16 Uhr die nächste SMS. Sie sei jetzt in Gelsenkirchen. Ah ja. Wahrscheinlich war sie dem Navi über eine Ausweichroute gefolgt, was bei einer Vollsperrung der Autobahn ja auch nur sinnvoll wäre. Nur ganz heimlich freute ich mich darüber, dass sie dem aktuellen Standort auch die Bemerkung hinzugefügt hatte, dass wir uns nun doch beim Friseur treffen würden. Wenn sie also nach dem Friseur noch nach Aachen wollte, würde der Einkauf noch stressiger werden, oder aber vielleicht doch erst am Samstag Morgen stattfinden, wie es ursprünglich abgesprochen war. Da ich darauf aber eh keinen Einfluss haben würde, harrte ich einfach der Dinge die da kommen würden.

Tatsächlich kam sie dann um 17:40 Uhr an, leicht gestresst, aber mit einem aufgesetzten Lächeln, denn es waren ja noch andere Leute anwesend. Ich erntete allerdings einen beinahe tödlichen Blick, weil ich noch nicht die Haare geschnitten hatte. Sie telefonierte in der Zwischenzeit und war trotzdem vor mir auf dem Friseurstuhl und brauchte natürlich auch einige Zeit, bis sie mit der Frisur zufrieden war. Sie ist nun mal auch der Alptraum aller Friseure.

Ich war schnell fertig, Nacken und Seiten ausrasieren und ein bisschen die Spitzen des Deckhaares geschnitten, dann war ich fertig. Musste aber noch warten, bis sie fertig gefönt war. Dann noch schnell gezahlt und ruck zuck ins Auto, wo sie mich dann bremste und mir sagte, dass sie heute nicht mehr nach Aachen müsse, wir könnten also in Ruhe einkaufen gehen.

Auf dem Weg zum Laden erzählte sie mir dann von ihrer Odyssee durch das Ruhrgebiet, deren Ausgangspunkt, die mir schon seit einigen Stunden bekannte Sperrung der A1, ausgiebig erläutert wurde. Auch den Verlauf der weiteren Strecke musste ich - gefühlt Kilometer für Kilometer - anhören, was sich im Grunde aber so zusammenfassen lässt: das Navi wies ihr den Weg, wurde in seiner Weisungsbefugnis von der Fahrerin jedoch infrage gestellt, was dazu führte, dass ein gewisser Teil der Strecke zwischen Gelsenkirchen und Düsseldorf über Landstraßen erfolgte, was wiederum einfach der Tatsache entsprang, dass der Sinn von Begriffen wie rechts und links für sie auf Ewig ein Mysterium bleiben werden.

Was bei einem angeschlagenen Boxer der Gong, ist bei einem zugequasselten Beifahrer das Erreichen des rettenden Parkplatzes. Dort holte ich freiwillig - und weil sie es eh nicht tun würde - einen Einkaufswagen und nahm auch das Leergut aus dem Kofferraum mit. Ganze drei Flaschen hatten es diesmal nur aus Münster ins schöne Rheinland geschafft! Vor dem Leergutautomaten lief es reibungslos, bis die letzte Flasche durch war, und genau dann ertönte ein nerviges Piepsignal, das Display zeigte ein STOP! an und nach wenigen Sekunden war eine Mitarbeiterin da, um den verzweifeln nach Papier schreienden Drucker mit einer neuen Rolle Thermodruckpapier zu versorgen. Den Leergut-Bon drückte ich nicht ohne eine Spitze Bemerkung meiner Mitbewohnerin in die Hand und machte mich an den Einkauf.

Bereits im zweiten Gang wurde ich gebremst. Da gab es Gummi-Schuhe. Die wollte sie haben, wusste aber noch nicht, ob sie bei den Damen oder den Kindern nach ihrer Größe schauen sollte. Ich bekam den Leergut-Bon in die Hand gedrückt, hatte aber aus dem Vorfall letzte Woche gelernt...  Bei den Damen fand sie dann die passende Größe, was allerdings nicht zum Ende des Auswahlverfahrens führte, denn möglicherweise versteckten sich in dem riesigen Haufen irgendwo noch andere Paare in Größe 37, die vielleicht besser sein könnten, als das absolut makellose Paar, das sich bereits in unserem Einkaufswagen befand. Nach einigen Minuten und dem Umwälzen des Gesamten zum Verkauf stehenden Vorrats der Damen-Gummi-Schuhe wurden dann aus den gewählten blauen Schuhen ein Paar bräunlich-graue. Natürlich erst, nachdem ich ihrer Wahl zugestimmt hatte. Die Farbe gefiel mir tatsächlich.

Ich wollte mich gerade erleichtert wieder in Bewegung setzen, da fiel ihr Blick auf den Haufen mit den Herren-Gummi-Schuhen. Ich weiß nicht, welchen unwiderstehlichen Reiz solche Haufen auf sie ausstrahlen, doch gegen meinen ausdrücklichen Willen wurde damit begonnen, auch mir ein Paar solcher Schuhe auszusuchen. Resigniert ergab ich mich in mein Schicksal und sah zu, wie ein schwarzes Paar seinen Weg in unseren Einkaufswagen fand. Innerlich schüttelte ich verzweifelt den Kopf, denn ich hatte doch bereits seit Jahren so ein Paar in blau zuhause stehen und das war noch völlig in Ordnung. Mit großer Geste und verbalem Kommentar überreichte ich ihr feierlich den Leergut-Bon und wies darauf hin, dass sie ihn nicht vergessen solle.

Ich hatte mit einem Donnerwetter gerechnet, ob meiner unzumutbaren Frechheit, doch der Rest des Einkaufs gestaltete sich überraschend einfach und ruhig. Ich führe das darauf zurück, dass die Jägerin bereits Beute gemacht hatte und sich befriedigt auf ihrem Erfolg ausruhen konnte. Der Friede hielt allerdings nur bis zur Kühltheke, wo ich mich ungehörigerweise gegen den Kauf brasilianischer Rumpsteaks aussprach. Mir hatten sie einen zu großen Fettrand und außerdem würde sie weder Samstags noch Sonntags zum Essen da sein und ein Steak medium vorgebraten für die Woche nach Münster mitnehmen hielt ich dann doch für ein bisschen unsinnig.

Ihre darauf hin auf dem Tiefpunkt gesunkene Laune ließ ich nicht an mich heran, gab auch noch Widerworte, was dazu führte, dass sie mir damit drohte mich hier mit allem stehen zu lassen und alleine nach Hause zu fahren. Ich sparte mir, ihr verbal mitzuteilen, wie sehr mir das heute am Arsch vorbeigehen würde und schluckte auch weitere böse, aber durchaus berechtigte Kommentare herunter, um des lieben Friedens willen. An der Kasse lief es wie immer, ich hatte die Arbeit, sie die Aufsicht.

Wir mussten dann noch weiter zu Lidl und wirklich viel passiert ist dabei nicht. Sie war einfach zu müde, um weiter rumzustänkern und mich zu nerven. Nach 20 Minuten waren wir wieder draußen und auf dem Weg nach Hause. Ich hatte mich auf einen ruhigen Abend gefreut doch ihr war nicht nach einem Film, sie wollte lieber eine Tanz-Show auf einem von mir sonst eher gemiedenen Privatsender sehen. Mich nervte vor allem der immer völlig informationsfreie, viel zu enthusiastische Kommentar der niederländischen Hilfsmoderatorin. Am allerschlimmsten war aber die Fehlfunktion, dass ich den permanenten Audio-Kommentar meiner Co-Habitantin auch mit dem verzweifeltsten Drücken der Fernbedienungstasten nicht abschalten konnte.

Das führte dazu, dass ich mich bereits um halb zehn ins Bett verabschiedete. Nicht ohne von ihr zu hören, dass ich mich nicht anstellen solle und ihr Gesellschaft zu leisten hätte, sie müsse ja noch wach bleiben bis die Waschmaschine abgelaufen sei. Ich ließ mich aber auch durch ihren Dackelblick nicht davon abhalten, die beim Ansehen von "Let's Dance" sich durch spontanen Suizid gegangenen Gehirnzellen mit einer angenehmen und vor allem ansprechenden Lektüre wieder aufzuforsten. Wann sie ins Bett gegangen ist, habe ich nicht mehr mitbekommen...

Mal sehen, was das Wochenende noch so alles bringt. Sie hat ja bisher noch nicht über ihre Frisur gemotzt, was sie sonst eigentlich IMMER tut...

Da wartet also noch eine Menge Spaß auf mich ;-)

OMGIF*

(*oh my god it's friday)




Heute Morgen um 7:45 Uhr wurde ich unsanft geweckt. Was fällt mir auch ein bis fast 8 Uhr zu schlafen, an meinem ersten freien Tag in der Woche? Warum ich denn nicht wie immer um 6 wach geworden sei, wir hätten es doch so eilig. Bis 11 Uhr müssen alle Einkäufe erledigt sein, denn sie ist doch in Aachen verabredet. Also schnell ins Bad, aufs Frühstück verzichtet und nur ein kleines Stückchen Käse in den Mund gestopft. Anziehen und dann warten…
Von dem Zeitpunkt an, an dem ich fertig angezogen und mit gepackten Taschen an der Türe stand, dauerte es noch exakt 32 Minuten, bis sie auch so weit war. Aber ich war ja schuld, dass wir zu spät waren. Ich hatte ja unverschämterweise schon geschlafen, als sie um 23 Uhr von ihrer Schwester nach Hause kam und ihr so die Möglichkeit genommen, den Tagesablauf für den heutigen Samstag vorab zu klären. Meine angedeutete Rechtfertigung, dass ich erkältet bin und einfach müde war wird von ihr einfach übergangen.

 Vor 9 Uhr also ins Auto und ab zum Einkauf. Plötzlich und ohne Vorwarnung fährt sie links in eine Einfahrt und dreht. Ich bin ein bisschen verwirrt, aber sie ist wohl der Überzeugung, ich hätte intuitiv wissen müssen, dass wir erst noch nach Würselen müssen. Das liegt in genau entgegengesetzter Richtung. Ich schweige lieber, bin noch nicht ganz wach und gehe sicherheitshalber jeder Diskussion aus dem Weg, gewinnen könnte ich sie eh nicht. 

Wenigstens erklärt sie mir dann, was wir eigentlich machen: die Tasche für ihr Tablet umtauschen, die einfach zu klein ist, weil nun mal eine Sony-Tasche nicht für ein Medion-Tablet konzipiert wurde. Dass sie diese Tasche schon eine Woche zuvor gekauft hat, erwähne ich nur am Rande. Genauso wie die Tatsache, dass auch die passende Tasche bereits in einem anderen Laden von ihr umgetauscht worden war. Der einzige Makel: eine unsaubere Naht führte zu einer kleinen "Welle" auf der Außenseite der Nylontasche. Für mich kein Grund für einen Umtausch, da die Tasche auch so ihren Zweck erfüllt hätte, aber sie ist da wie bei allem ein bisschen.... sage wir einfach mal... eigen.

Also nach Würselen ins Gewerbegebiet zu Medimax. 9:26 Uhr. Ein leerer Parkplatz. Erst jetzt fällt ihr ein, dass die Geschäfte wohl vielleicht erst um 10:00 Uhr aufmachen. Natürlich bin ich schuld, ich hätte ihr das ja schon beim Losfahren sagen können. Ich werde also angegiftet. Kurzfristig wird dann eben umdisponiert. Ob ich wüsste, wo es in der Nähe ein Aldi gibt. Ich hab keine Ahnung, hoffe aber, dass es im Ort sowas gibt und dirigiere sie in Richtung Wohnsiedlung.

Unterwegs halten wir spontan und nach einer Vollbremsung mit anschließender 90-Grad-Wende noch an einer Volksbank, die ich bis dato immer für seriös gehalten habe. Nachdem ich feststelle, dass sich neben der Bank ein Automatenkasino befindet, sehe ich, dass ich das vielleicht noch einmal überdenken sollte. Wenigstens kann ich mal durchatmen, solange sie Geld holt. 

Dann weiter Richtung Ortsmitte und tatsächlich ein Aldi. An der Kreuzung zur Einfahrt werden wir fast noch plattgefahren, denn unter Zeitdruck neigt sie dazu, entgegenkommenden Verkehr auch schon mal zu ignorieren. Auf dem eigentlich überschaubaren Parkplatz dann die nächste Panikattacke, weil der Eingang unerwartet links liegt, aber nur rechts noch Parkplätze frei sind. Erleichtert hole ich einen Einkaufswagen, während sie schon das Leergut in den dafür vorgesehenen Automaten wirft. Man muss dazu wissen, dass sie ihr Leergut aus Münster 200 km nach hier mitbringt, um es hier loszuwerden. Verstehen muss man das nicht, schließlich kauft sie die Getränke ja auch in Münster. 

Wir machen uns also auf den Weg durch den Markt. An allen Ecken und Enden bleibt sie stehen, schaut hier nach Uhren, da nach einer Sitztruhe und an der nächsten Ecke wieder nach Uhren. Eigentlich hatten wir es eilig. Also zumindest ich werde ständig angetrieben, wenn ich vor dem Regal ein bisschen länger brauche, um mich für eine der nicht schrumpeligen Birnen zu entscheiden. Zeit ist eben relativ und scheinbar ist vor allem meine heute extrem kurz bemessen. Irgendwo zwischen Sitzbank und Gummischuhen drückt sie mir den Leergutzettel in die Hand. Ich bin mir hundertprozentig sicher, ihn ihr wiedergegeben zu haben. Sie weiß aber, dass das nicht sein kann. Der Streit darum wird aber erst auf dem Parkplatz ausbrechen. 

Ich kaufe unsere Lebensmittel ein, plane was ich ihr den Sonntag über für die Woche vorkochen soll und beantworte nebenbei noch ihre Fragen zur Herkunft der Erdbeeren, die wir nicht einmal planen überhaupt zu kaufen. Irgendwie landen wir dann doch vor der Kasse. Während ich das Laufband vollräume schaut sie zu und redet ununterbrochen. Ich lege auch die bereits gescannte Ware alleine wieder in den Wagen zurück, während sie schon nach dem passenden Kleingeld schaut und dabei vergisst, den Leergut-Bon abzugeben. 

Wie immer muss ich die Richtigkeit des Kassenbons prüfen, was durch gezieltes Fragen nach bestimmten Preisen ihrerseits kontrolliert wird, dann verlassen wir den Laden und noch während die automatische Türe sich hinter uns schließt, fällt ihr auf, dass sie das Leergut vergessen hat. Sie sucht in allen Taschen, brüllt sofort mich an, denn sie hatte mir den Zettel anvertraut und ich muss ihn verschlampt haben. Ich schaue in allen meinen Taschen nach, sogar im Portmonee, dass ich heute doch noch gar nicht aus der Hosentasche genommen hatte und in dem sich der Zettel aller Wahrscheinlichkeit nicht befinden konnte. Es sei denn er hätte sich aus unerfindlichen Gründen spontan dort materialisiert. Natürlich glaubt sie mir nicht, dass ich den Zettel nicht habe. Also suche ich demonstrativ ein zweites Mal sehr ausgiebig in meinen Taschen. Das ändert jedoch am Ergebnis nichts. Ich hab den Zettel nicht, also muss ich ihn verschlampt haben. 

Über die verlorenen 3 Euro wettert sie den gesamten Weg zurück zum Medimax, der inzwischen geöffnet hat, denn es ist ja schon 10:30 Uhr. Sie hat sich den Weg zwischen Start und Ziel nicht merken können, ich dirigiere sie also zurück. War es hin die Kombination links-rechts-links. Muss es auf dem Rückweg zweifelsfrei rechts-links-rechts gehen. Für ihren Orientierungssinn einfach nicht nachvollziehbar. 

Also zurück bei Medimax, wie gesagt eine gute Stunde nach unserem Start. Ich hab unseren Einkauf ja auch in Rekordzeit erledigt. Sie braucht für den Umtausch tatsächlich fast 20 Minuten. In aller Seelenruhe denke ich also darüber nach, warum sich nur alle anderen auf das Wochenende freuen und ich immer denke: Scheiße, es ist schon wieder Freitag. Da kommt sie wieder und ich gebe mir alle Mühe wenigstens ein Lächeln anzudeuten. 

Sie steigt ein und will ein sofortiges Briefing zu den von mir avisierten Einkäufen bei Lidl. Ich sage ihr, dass ich da nur Brot kaufen wolle, sie gibt Vollgas und wir machen uns auf den Weg zurück nach Eschweiler. Auch hier muss ich als Navigationsgerät fungieren, denn ansonsten würden wir niemals nach Hause kommen. Ich scherze noch mit ihr, das man Menschen mit ihrem Orientierungssinn früher Marco Polo oder Christoph Columbus nannte, aber irgendwie kommt der Witz nicht bei ihr an. 

Stattdessen bange ich bei unserer Fahrt zunehmend um mein Leben. Die Zeit drängt, immerhin ist es fast schon elf, da bremst sie und fährt auf eine Bushaltstelle. Ein Briefkasten. Ich hatte ja die Wahlunterlagen für die Kommunal- und Europawahl in der Tasche. Mir wäre es nicht wichtig gewesen, aber irgendwie erwartet sie Dankbarkeit von mir, weil ich so die Umschläge nicht am Montag in der Firma einfach zum Postausgang legen muss. 

Ich verlasse also das Auto mit einem gekonnten Hechtsprung und rolle mich geschickt vor dem Briefkasten ab. Aufrichten und einwerfen der Briefe sind eine einzige harmonische Bewegung. Der Sprint zurück ins Auto war rekordverdächtig, aber ich habe trotz allem zu viel Zeit verbraucht. Ich merke es an ihrer angespannten Mimik. Das Auto fährt schon wieder, bevor ich auch nur nach dem Gurt greifen konnte.

Zum Glück müssen wir nur noch bergab und sind Ruckzuck vor unserem Haus gelandet. Da werde ich schon fast rausgeworfen, bekomme noch die Anweisung zu Fuß zum Lidl zu gehen, wenn ich den Einkauf weggeräumt habe und schon ist sie zu ihrer Verabredung nach Aachen. Müde lächelnd trage ich die Tasche nach oben in die Wohnung und nehme mir eine leere Einkaufstasche um nach Lidl zu gehen. Als ich aus dem Fenster sehe, stelle ich fest, dass es angefangen hat zu regnen…

Hurra, es ist  Wochenende!