Samstag, 30. Mai 2015

Teppich oder nicht Teppich? Das ist hier die Frage!

Es ist wieder so ein Paradebeispiel weiblicher Unentschlossenheit. Und die Erkenntnis, dass das Vorhandensein eines Teppichs die Welt bewegen könnte... also wenn sie das mit sich machen ließe.

Meine kleine Außerirdische hatte den Wunsch, sich einen Teppich zu kaufen. Genauer gesagt einen Läufer für ihren langen, dunklen und kalt gefliesten Flur in Münster. Halten wir also fest: sie möchte einen Teppich in ihrem Flur haben. Das ist die Ausgangslage zu dem, was nun folgt...

"Ich wollte ja so einen Teppich für meinen Flur haben. Welche Farbe würde denn passen? Weiß, dunkelgrau oder braun?"

"Äh, der gaue gefällt mir."

"Aber ist das nicht zu dunkel im Flur?"

"Dein Flur ist wirklich sehr düster, aber der weiße Teppich ist nicht schön."

"Wie lang ist eigentlich mein Flur?"

"Äh, ich schätze mal, der hat ein bisschen mehr als 3 Meter."

"Dann bräuchte ich ja zwei davon!"

"Mindestens."

"Ich will keine zwei. Höchstens einen ganz langen."

"Die hier sind 1,40 m lang. Das ist nicht viel."

"Ich will aber keine zwei. Würde einer denn vom Schlafzimmer bis zum kleinen Tischchen im Flur reichen?"

"Das dürfte ungefähr hinkommen, glaube ich..."

"Wo könnte ich den Teppich denn noch hinlegen?"

"Wohnzimmer?"

"Da hab ich doch keinen Platz! Da liegt doch der Teppich unter dem Couchtisch."

"Warum willst du denn noch einen Teppich woanders? Ging doch um den Flur."

"Ja, ich kauf einen für den Flur, aber der ist ja nicht lang genug. Und wenn ich jetzt einen kurzen kaufe und kaufe mir dann irgendwann einen langen, dann muss ich den kurzen ja woanders brauchen können."

"Wenn du sowieso einen langen Teppich kaufen willst, warum musst du dann jetzt einen kurzen Teppich kaufen?"

"Weil ich keinen langen finde und der auch zu teuer wäre."

"Wenn er zu teuer ist, warum musst du dann jetzt schon wissen, wo du den kurzen einmal unterbringen willst, wenn du doch erstmal gar keinen langen Teppich kaufst?"

"Aber wenn ich mal das Geld habe für einen neuen, langen, der den ganzen Flur reicht, dann hab ich ja den hier umsonst gekauft!"

"Aber jetzt willst du doch nur den kurzen Teppich kaufen!"

"Ja. Passt der denn in die Küche?"

"Warum nicht? Der ist doch neutral, den kannst du überall benutzen."

"Ich weiß nicht. Wirklich der helle?"

"Von den drei Farben gefällt mir keine richtig, aber für den dunklen Flur wäre der helle am besten."

"Ist der nicht zu teuer?"


"Naja, ich find 10 Euro okay, aber vielleicht würdest du woanders auch einen für 8 Euro bekommen."

"Aber fühl mal, der hat auf der Unterseite eine Gummierung, da spart man dann die Anti-Rutsch-Matte."

"Ja, das ist nicht schlecht, die Fliesen sind ja ziemlich glatt."

"Also kauf ich einen?"

"Wenn du einen Teppich für den Flur willst..."

"Sag doch, soll ich einen kaufen?"

"Das musst du doch wissen!"

"Hilf mir doch! Soll ich jetzt einen kurzen kaufen?"

"Wenn du auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Bad keine kalten Füße haben willst, dann kauf einen."

"Aber der reicht ja nicht für den ganzen Flur, der würde dann nur zwischen Schlafzimmetüre und Bad liegen."

"Das ist mir schon klar."

"Aber wäre dann nicht ein Teppich besser, der etwas länger ist?"

"Natürlich, wäre schon gut. Wenn du zwei davon kaufst, hast du den Flur komplett ausgelegt."

"Ich will aber keine zwei. Ich will einen!"

"Dann kauf den doch. Warum reden wir hier jetzt schon die ganze Zeit? Willst du einen Teppich? Dann kauf einen. Ist das nicht der Teppich, den du willst, dann lass es bleiben."

"Aber ich brauche einen Teppich im Flur. Sag mal, soll ich den kaufen?"

"Nein."

"Du bist echt blöd, ich brauch deine Hilfe und du bist nicht sehr hilfreich gerade!"

"Was soll ich denn sagen? Sag ich kauf einen, meckerst du, dass einer nicht reicht, du aber keine zwei haben willst. Sag ich dir du sollst keinen kaufen, dann meckerst du, dass du aber einen Teppich haben willst. Es ist scheißegal ob ich ja oder nein sage, du wirst es eh infrage stellen. Das hatten wir doch jetzt schon mindestens dreimal!"

"Ich will doch nur deine Meinung hören, weil ich unsicher bin!"

"Die habe ich dir doch gesagt. Aber du hast das nicht akzeptiert."

"Doch."

"Nein!"

"Jetzt sag mal ganz einfach deine Meinung: würdest du einen kaufen?"

"Nein, denn ich finde die alle nicht schön. Egal welche Farbe. Das grau ginge noch, aber das ist dir ja zu dunkel. Als ich würde keinen davon kaufen."

"Okay. Aber ich hätte schon gerne einen Teppich im Flur."

"Du hast schon Monate ohne gelebt, musst du jetzt einen haben, nur um dich irgendwann zu ärgern, weil du dann endlich einen passenden, langen Teppich findest?"

"Dann kann ich den kurzen ja in die Küche legen."

"Dann kauf dir einen."

"Nein, du hast recht, der ist nicht schön."










Damit ließ sie mich vor dem Container mit den Teppichrollen stehen. Ich befürchte, dass mein Auge unkontrolliert gezuckt hat und ich auf außenstehende wie ein tickende Zeitbombe kurz vor Ablauf des Countdowns gewirkt haben muss. Jedenfalls wude der Gang von den anderen anwesenden Kunden im Laden eine ganze Weile gemieden.



Dank meines inneren Buddhas hatte ich mich aber recht schnell wieder unter Kontrolle. Tief duchatmen und sich an einen ruhigen, angenehmen Ort denken. Das hilft. Und die Tatsache, dass gerade keine tödlichen Mordistrumente in greifbarer Nähe waren, hat auch seinen Teil zu ihrem Überleben beigetragen...



Apfelzeit

Nachdem ich eine Weile meine Ruhe hatte, ist das Raumschiff dieses Wochenende wieder mal bei mir gelandet und hat schon am ersten Abend meine Nerven strapaziert. Allerdings nehme ich das dieses mal irgendwie mit sehr viel Humor.

Eigentlich sollte es am Freitag abend noch zum Einkaufen gehen. Kurz vor Sieben machten wir uns auf den Weg. Eigentlich dachte ich dabei an unser übliches Ziel, den nahegelegenen Aldi, doch plötzlich bog sie links ab, denn sie wollte noch schnell im Marktfoum zur Apotheke bevor diese schließt.

Wir fuhren also auf den Parkplatz, doch schon während der Fahrt hatte sie mir unbedingt noch erzählen müssen, wie sie Bratäpfel in der Mikrowelle zubereitet. Und sie wollte wissen, wie ich Kompott in der Mikrowelle koche. Eigentlich wäre das in weniger als einer Minute erklärt, also, zumindest, wenn man von diesem Planeten stammt. Sie parkte, dann kam die nächste Frage...

"Wie machst du denn deinen Kompott?"
"Ich schäle ein oder zwei Äpfel..."
"Welche Sorte nimmst du?"
"Am liebsten Boskoop, aber du kannst auch alle anderen Backäpfel nehmen."
"Und dann? Nach dem Schälen?"
"Schneide ich die Äpfel in Spalten...
"Wie du mir die schonmal zum Naschen schneidest?"
"Ja. Genau, vielleicht etwas dünner."
"Wie dünn?"
"So einen halben Zentimeter dick höchstens. Naja, auf jeden Fall schichte ich die Spalten dann in eine Schüssel..."
"Kann ich da meine großen weißen Porzellanschüsseln nehmen? Die blaue und die weiße? Da mach ich auch den Bratapfel drin, also weil die so hoch sind, dass der Apfel reinpasst und die Abdeckhaube drauf liegt ohne den Apfel zu berühren."
"Ich nehme immer diese flachen Schüsselchen die wir mal bei Ikea gekauft haben. Da schichte ich dann halt die Apfelspalten rein und nach jeder Schicht dann ein bisschen Honig und Zimt."
"Honig? Haben wir noch welchen von meinem Vater?"
"Nicht mehr viel."
"Und ich bringe immer keinen mit, weil ich denke, wir haben zuhause noch viel."
"Es muss nicht immer Honig dran, kommt drauf an wie gut die Äpfel sind. Auf jeden Fall schichte ich dann also alle Spalten mit Zimt und Honig auf und dann mache ich Frischhaltefolie ..."
"Ich mag das nicht. Ich hab immer Angst, dass die Folie da was ausschwitzt. Sind da nicht Schadstoffe drin? Die wird in der Mikrowelle immer so weich. Sind da nicht giftige Weichmacher drin?"

"Du kannst ja auch die Schale in einen Gefrierbeutel tun oder die Haube benutzen."
"Ich finde das eklig mit dem Plastik. Da nehm ich dann lieber die Haube. Die ist doch dicht genug oder?"
"Ja, die tut es auch. Der Apfel braucht so 4 bis 5 Minuten in der Mikowelle und...
"So kurz? Ich hab meinen Bratapfel 8 Minuten gemacht."
"5 Minuten reichen. Danach rühre ich nur noch einmal um und dann ist der Kompott fertig."
"Und wenn du nicht rührst?"
"Dann ist kannst du die Apfelspalten einzeln essen und es ist nicht ganz so weich wie nach dem umrühen."
"Das geht ja schnell, aber dann reicht bei meinem Bratapfel ja auch so 6 Minuten."

An diese Stelle wollte sie dann endlich den geparkten Wagen verlassen, allerdings ging ihr in diesem Moment auf, dass es inzwischen bereits nach 19 Uhr war und demnach die Apotheke jetzt geschlossen hatte. Trotzdem sprang sie aus dem Wagen, scheiterte am Hebel des Sitzes und brüllte mich an, nach ihrer Handtasche auf dem Rücksitz zu angeln und rannte dann mit der mir aus der Hand gerissenen Tasche die knapp 10 Meter zur Apothekentüre.

Natürlich vergeblich und nun ratet mal, wer dafür angebrüllt wurde und wem die Schuld daran zukommt, dass sie sich mit mir verquatscht hatte...

Ich konnte nicht anders und brach in Gelächter aus. Es tat mir ja auch leid, aber es war so typisch für sie, dass ich einfach nicht anders konnte, als zu lachen. Dass der Rest des Einkaufes nicht vollkommen unharmonisch gelaufen ist, liegt nur an der Tatsache, dass sie noch meine Hilfe braucht... aber das wird sicher Inhalt der nächsten Geschichte...

Freitag, 17. April 2015

Definieren Sie "URLAUB"

Donnerstag: 
 
Fahrt nach Kamen. Mehrstündiger Einkauf bei IKEA. Ankunft in Münster-Amelsbüren um 21 Uhr. Aufstellen der mitgebrachten Pflanzen. Verteilung der gekauften Übertöpfe für bereits vohandenes Zimmergrün.

Freitag: 

Einkaufen in Hiltrup. Anschließendes Aufbauen der gekauften IKEA-Möbel. Befestigen von abgefallenen Leisten. Bohren. Versuch des Aufhängens einer Garderobe. Fahrt in den toom Baumarkt nach Hiltrup. Besichtigung des Baumarktes in seiner vollen Ausdehnung. Kauf von zwei einzelnen Schrauben um die Garderobe anbringen zu können. Fahrt nach Amelsbüren. Aufhängen der Garderobe.

Samstag: 

Fahrt nach Münster City. (Details: http://co-habitantin.blogspot.de/2015/04/reise-den-rand-des-wahnsinns.html ) Heimfahrt nach Amelsbüren.

Sonntag: 

Zuschneiden von Bildern. Rahmen diverser Bilder. Herrichten diverser Dekorationsobjekte. Positionierung der Objekte. Mehrfach. Versehen der vorhandenen Stühle mit Sitzpolstern. Zuschnitt von Antirutschmatten. Befestigung loser Armlehnen an der Couch. Aufhängen eines Spiegels.

Montag:
 
Aufhängen der vorbereiteten Bilder als Gruppe. Putzen der großen Dachfenster in der Wohnung. Anbringen eines Wandbildes. Anbringen eines Kalenderhakens. Aufkleben dreier Korkuntersetzer als Pinwand. Nochmaliges Putzen unter ihrer Aufsicht, damit sie zukünftig auch ohne Hilfe die Fenster putzen kann.

Dienstag:
   
Heimfahrt. Mit Zwischenstopp. Ankunft gegen Mitternacht

 

          SIE: Und? Wie war dein Urlaub?

          ICH: Welcher Urlaub?

Reise an den Rand des Wahnsinns

Bevor ich meine Geschichte beginne, möchte ich als erstes die Stadt Münster in Schutz nehmen. Sie mag ein bisschen provinziell sein und sich einer Altstadt rühmen, die in ihrem heutigen "mittelalterlichen" Dasein den 50er Jahren entstammt, aber sie ist sicher eine Reise wert und hat mehr als eine sehenswerte Ecke. 

Wenn man allerdings Münster mit einer Außerirdischen besucht, färbt sich dieses generell angenehme Bild schnell in den schillernden Farben des Wahnsinns. Ich war mit ihr in Münster, aber das hatte weniger damit zu tun, dass sie mir die Stadt zeigen wollte, es ging mehr darum, dass ich ihr beibringen sollte, was sie anderen in der Stadt zeigen könnte. Ihre Kaffetantentruppe aus ehemaligen Mitarbeiterinnen hat sich nämlich spontan selbst zu einem Besuch in Münster eingeladen.

Nun, dann also auf in die Münsteraner Innenstadt. Mit der Eurobahn. Natürlich nicht, ohne mir in den 6 Minuten Fahrtzeit das gesamte Streckennetz inklusive aller erhältlichen Ticket-Tarife erklären lassen zu müssen. Der Hauptbahnhof in Münster ist momentan ein großes Loch vor den Gleisen und Bahnsteigen. Er wird gerade mehr oder weniger vollständig abgerissen und modern neu errichtet. Vor dem Bahnhof befinden sich an der mehrspurigen Hauptstraße diverse Bushaltestellen, aber bei deren erstem Anblick war mir noch nicht bewusst, wie sehr das meinen Tag noch bestimmen würde.

Wir spazierten also langsam in Richtung Touristen-Info, wo wir uns mit allen denkbaren Flyern, Stadtführern und Sehenswürdigkeits-Auflistungen ausrüsten ließen und gleich noch ein Kilo gleicher Broschüren auf Vorrat mitnahmen, damit diese dann für die Kaffeefahrt ihrer ehemaligen Arbeitskolleginnen auch direkt am Bahnhof schon bereit stünden. Vorerst schleppte sie die ja mit sich herum, also beachtete ich das gar nicht weiter.

Weiter ging es zum Domplatz auf dem "jeden Samstag ein sehenswerter Wochenmarkt stattfindet" und wer mich kennt, der weiß, wie sehr ich solche Menschenmassen, die sich durch zugestellte Gänge drängen, quälen und wurschteln, hasse. Der Markt hat sicher seine Reize und ja, ich fand ihn auch als Startpunkt für ihren Damenrunde ganz okay, aber ich hätte zu gerne darauf verzichtet, alle - ja, wirklich alle - Gänge mit Gemüse, Fleisch, Wurst, Fisch, Blumen und sogar lebenden Tieren abzugehen. Nur mit Mühe konnte ich sie dazu überreden, dann endlich das eigentliche Ziel zu betreten: den Münsteraner Dom.

An sich eine nette Kirche, bunter Mix aus Romanik und Gotik mit einigen sehr schönen Figuren und einer unglaublich interessanten astrologischen Uhr, die jeden Tag ein Glockenspiel mit Figurenumlauf präsentiert. Sollte man sich wirklich ansehen und wurde demnach auch sofort als einer der Punkte auf ihrer angestrebten Stadtführung vermerkt. Zeitlich sollte das der Start werden. Von dort aus hatte ich ihr - sie kann sowas einfach nicht -  einen kleinen, nicht allzu aufwändigen Rundgang durch die Altstadt aus den diversen Broschüren und Flyern zurechtgeschustert und führte sie von Kirche zu Kirche. Davon hat Münster wirklich einige und man muss zugeben, dass die meisten wirklich einen Zwischenstopp wert sind.

Entlang des Weges gab es auch Münsters bekanntestes Barockbauwerk, den Erbdrostenhof. Ihm direkt gegenüber gibt es eine kleine Burgerbraterei und eine klassische Konditorei mit gemütlichem Café. Zeitlich genau richtig für ein kleines Mittagessen. Nicht für uns, wir hatten bereits auf dem Markt gegessen, was ich euch tatsächlich nur unterschlagen habe, weil es den Rahmen sonst wahrhaftig sprengen würde. Sie wollte unbedingt die Speisekarte studieren und außerdem, wie lange hatten wir hierher gebraucht? Würde das in den Zeitplan passen? Wirklich? War ich mir da sicher? Die Zeit, die ich dazu brauchte, sie davon zu überzeugen, hätte locker ausgereicht einen Burger zu essen.

Nun, da es endlich weiter gehen konnte (glaubt ja nicht, dass sie am Ende des Tages auch nur ein einziges Gericht auf der Speisekarte noch hätte nennen können) hatte ich eine besondere Überraschung für sie, denn am Ende der Salzstraße gibt es ein bronzenes Miniaturmodell der Stadt für Blinde. Sie musste natürlich erstmal wissen, wo auf dem Plan wir denn nun stehen würden, wo wir gestartet waren und welche Wege wir gegangen waren und wo es noch lang gehen würde. Sie ist nicht blind, aber sie musste natürlich alle Gebäude mal abtasten. Schmecken, riechen, fühlen. Ohne kommt man nicht mal an einem Stadtplan vorbei.

Von dort aus ging es dann zu einer kleinen gotischen Kirche mit einem herrlichen geschnitzen Flügelaltar. Der Höhepunkt lag aber noch einige Meter weiter, denn dort befindet sich die Clemenskirche. Von außen ein unscheinbarer Backsteinbau in Rot, weist nur die Kuppel mit aufsitzender Laterne darauf hin, dass es hier wohl etwas zu entdecken gibt. Ich führte sie die wenigen Stufen zu der schmucklosen Holztüre und ließ sie eintreten. Ich wusste, dass sie das umwerfen würde. Ich genoss wirklich, dass sie einige Minuten absolut sprachlos an die Decke und Wände der reich verzierten Barockkapelle sah. Von leuchtenden Farben und vergoldeten Roccaillen fast erschlagen stand sie mit dem Kopf im Nacken am Gitter, das den Kirchenraum abschloss.

Das würde auch bei ihren Kaffeekolleginnen ankommen, da war ich mir sicher. Von dort aus ging es dann noch auf den Prinzipalmarkt und in die Münster-Arkaden. Damit sollte die Tour enden. Also zumindest die mit ihren Ex-Kolleginnen. Ein bisschen Shopping und Sightseeing und dann ab zurück zum Bahnhof und nach Hause. Tja, ich bin manchmal wirklich naiv zu glauben, dass ein Tag so reibungslos laufen kann. Wir waren ja erst gute 4 Stunden durch die Stadt gelaufen. 

Wenn sie denn nun keine Lust auf Stadt hätten? Wenn das Wetter nicht gut war? Wenn es zu gut war? Was dann? Ich lächte. Und was wenn die Welt untergeht oder Münster vom Erdbden verschluckt wird? Manchmal kann sie mich fertig machen. Also wanderten wir zum Aegidiplatz, um dort einen Bus zu nehmen. Zwei Stationen zum Aasee. Falls gutes Wetter wäre. Da könne man ja dann was essen und um den See wandern. Am Aasee-Ufer gibt es einen Bootsverleih, die Haltstelle für den Wasserbus (ein Solarboot, das einmal längs durch den See zum Alwetterzoo fährt) und wie lange bräuchte man wohl um um den See zu wandern? Das galt es als wichtigstes zu erforschen.

Also spazierten wir am Ufer entlang. Nicht zu schnell, denn einige ihrer Kaffeetanten sind schon jenseits der Rente und nicht mehr so fit auf dem Fuß. Gemütlich wanderten wir nach Stunden wandern durch die Innenstadt auch noch um den See. Zumindest um ein Viertel des Sees. Und weil die Sonne so schön schien, setzten wir uns auf ein Parkbank und ließen uns von den Strahlen wärmen. Bis ihr panisch einfiel, dass sie nicht auf die Uhr gesehen hatte. Oh mein Gott, wie lange hatten wir hier gesessen? Waren wir 15 Minuten bis hier gelaufen der waren es 20? Hatten wir 5 Minuten gesessen oder länger? Den Tränen nahe fluchte sie und schimpfte mit mir, weil ich das nicht bedacht hatte.

Mir ging das dermaßen an meinem süßen Hinterteil vorbei, aber da ich die aufkeimende Panik in ihren Augen sah, verkniff ich mir jeden bissigen Kommentar und beruhigte sie, dass wir sicher nicht länger als 5 Minuten gesessen hätten. Sicher? Wirklich? Aber war das nich zu kurz? Da war doch so eine Ente gewesen (ein Haubentaucher, keine Ente!) und die hatte ein Nest gebaut und hatten wir da nicht länger als 5 Minuten zugesehen? Ich redete mir den Mund fusselig, bis sie mir glaubte und wir unseren Spaziergang fortsetzen konnten. Wir wanderten bis hinter die Brücke, die den Aasee ziemlich genau in der Mitte überquert.

Hier gab es dann alternativ, falls die Stadt und der See wider Erwarten nicht ausreichen sollten, noch ein Freilichtmuseum und den Allwetterzoo, der auch bei schlechtem Wetter als Ziel taugen würde. Ich war erleichtert, dass wir das beides nicht auch noch besuchen mussten. Die Sonne war inzwischen hinter dichten Wolken verschwunden. Es wurde dunkel und kalt, was ich dazu nutzte, sie zu einer Bushaltestelle zu dirigieren, von der aus wir in die Innenstadt zurück fahren könnten. Der nächste Bus kam weniger als eine Minute später und wir landeten glücklich (also zumindest was mich betraf) wieder am Bahnhof.

Wir strandeten an einer der Bushaltestellen, die ich weiter oben schon erwähnt hatte. Sie musste sofort nachsehen, welche Haltestelle sie denn nehmen müsse, um den Bus zu der Stelle zu nehmen, von der wir losgefahren waren. Ihrer Logik nach musste die auf der anderen Straßenseite liegen. Tat sie aber nicht. Der Bus hielt nur auf unserer Seite. Aber das könne ja gar nicht sein. Ich zeigte ihr den Haltestellenplan, an dem man sehen konnte, an welcher Stelle welcher Bus mit welcher Fahrtrichtung halten würde und der Bus der Linie 3 kam nur einmal auf dem Plan vor. Nein, der Plan muss falsch sein. Der muss zweimal vorkommen.

Tat er aber nicht, was mir auch einleuchtete, hatte ich mir doch inzwischen das Liniennetz angesehen und festgestellt, dass diese Linie hier endete oder auch begann. Warum als sollte sie dann zwei Haltestellen haben? Irgendwie gelang es mir nicht, ihr das klar zu machen. Sie weigerte sich etwas als wahr anzunehmen, das so gar nicht in ihr Weltbild passte. Ich versuchte in aller Ruhe ihr zu erklären, warum es diesen Bus nur einmal gab, aber sie verstand das nicht. Inzwischen schauten uns schon die umstehenden Menschen an, weil sie dazu übergegangen war, mich anzuschreien. Ich versuchte nicht zu lächeln oder zu grinsen und ließ sie Zeter und Mordio schreien bis ihr die Luft ausging.

Dann versuchte ich es noch einmal mit einer Erklärung, kam aber über die ersten zwei Worte nicht hinaus, zuckte mit den Schultern, drehte mich um und wanderte langsam in Richtung Bahnhof. Sie rief mir hinterher, aber ich ging einfach weiter. Es gibt einfach einen Punkt, an dem es keinen Sinn mehr macht, ihr noch etwas erklären zu wollen. Bis heute ist sie sich sicher, ich habe sie mit dem Fahrplan der Linie 3 angelogen um meine Ruhe zu haben. Hätte ich das mal getan. Das wäre sicher einfacher gewesen.

Um halb neun waren wir dann endlich wieder bei ihr in der Wohnung angekommen, wo ich ihr unseren Weg durch die Stadt in einem kleinen Stadtplan einzeichnen musste, bevor sie endlich halbwegs zufrieden war. Natürlich inklusive der Stellen, an denen es etwas zu sehen gab und auch was es dort zu sehen gab und wo sie Informationen dazu finden konnte. Es war so gegen 21 Uhr, als ich den Stift weglegte. Ich bin ein unglaublich gelassener Mensch, denn ich hab sie nicht erschlagen, als sie mich anlächelte und fragte: Und? Wie hat dir unser Tag in Münster gefallen? Ist doch ein schöner Urlaub, oder?

Sonntag, 5. April 2015

Der theoretische Käse

Manchmal muss ich wirklich an mich halten, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Auch wenn ich eigentlich immer gleich verstehe, worauf sie hinaus will - wahrscheinlich angeborenes intergalakties Sprachtalent oder so - würde sie die meisten Menschen zur Verzweiflung bringen mit ihren verwirrenden Aussagen.

Donnerstag beim Einkauf habe ich Käse mitgenommen. Ziegenkäse. Daraus mache ich eine leckere Soße für meinen Brokkoli. Nun, eigentlich täte das hier nichts zur Sache, aber das wird gleich noch einen Sinn ergeben, versprochen.

Nach dem Einkauf saßen wir im Auto auf dem Weg nach Hause. An der roten Ampel dreht sie sich zu mir um: "Du hast Ziegenkäse gekauft, hab ich gesehen. Ich wollte noch sagen, es ist ein theoretischer Ziegenkäse im Rucksack." Intuitiv war mir schon klar, was sie meinte, aber die Formulierung ist echt einzigartig.

Und sie ließe einigen Raum für Spekulationen, denn entweder

1. der Käse hat ein Problem mit seiner Selbstwahrnehmung und ist sich einfach nicht sicher, ob er ein Käse ist oder nicht,

oder

2. der Käse war vor seinem in den Rucksack gepackt werden noch eine Flasche Ziegenmilch,

am wahrscheinlichsten war aber,

3. dass sie sich nicht zu 100% sicher war, den Käse tatsächlich in den Rucksack gepackt zu haben, bevor sie aus Münster hier her kam.

Es war natürlich Punkt 3. Der Ziegenkäse war aber tatsächlich in besagter Rückentragetasche und das, obwohl sie ihre Theorien nicht immer erfolgreich in die Praxis umsetzen kann. Ein theoretischer Büffelmozzarella hatte es nämlich vor nicht allzu langer Zeit nicht aus dem Kühlschrank in den Rucksack geschafft...


Dienstag, 17. März 2015

Das Problem mit der Sternenzeit...

Meine Außerirdische stammt nicht nur von einem anderen Planeten, sie scheint auch eine andere Zeitrechnung zu verwenden. Wie ich drauf komme? Nun, das kommt daher:

Wir hatten vor, den heutigen Montag zu nutzen, um in den Niederlanden einkaufen zu gehen. Doch ich muss früher anfangen, mit dem gestrigen Abend.

Sie: Wann willst du fahren?

Ich: Ist mir egal, ich richte mich da ganz nach dir.

Sie: Mir ist es auch egal, also sag du wann wir fahren!

Ich: Möglichst früh, ich soll ja noch dein Essen für die Woche kochen.

Sie: Ich muss morgen noch zum Arzt.

Ich: Dann machen wir es doch so: du stehst auf und gehst zum Arzt. Weck mich wenn du gehst, dann mach ich mich fertig und wenn du dann zurück kommst fahren wir los.

Sie: Gut. Ich geh dann jetzt ins Bett.

So weit so gut. Ich hab dann meinen Film noch zuende gesehen und bin auch ins Bett, in dem Glauben, dass wir einen Ablauf für den kommendn Tag vereinbart haben. Vielleicht lässt sich das Gespräch noch anders deuten, aber für mich sah das etwas so aus: 7:00 Uhr aufstehen, 8:00 Uhr mich wecken und zum Arzt gehen, 9:00 Uhr oder 9:30 Uhr machen wir uns dann auf den Weg nach Holland...

Heute morgen um 9:00 Uhr wurde ich geweckt. In aller Ruhe machte ich mich auf den Weg ins Bad. Eine halbe Stunde später war ich dann fertig und wollte mich anziehen. Etwas verdutzt stellte ich fest, dass sie schon im Wohnzimmer saß. Ich wünschte ihr einen guten Morgen, was sie mit einem: "Ich warte mit dem Frühstück auf dich!" beantwortete. Ich dachte mir, sie hat vielleicht frische Brötchen mitgebracht und freute mich schon ein bisschen. Als ich allerdings fertig für den Ausflug angezogen in die Küche kam, waren keine Brötchen zu finden.

Es war gar nichts vorbereitet. Das musste ich machen. Gesagt hatte sie "Ich warte mit dem Frühstück auf dich!" gemeint hatte sie aber wohl "Ich warte drauf, dass du mir Frühstück machst". Sie hat scheinbar noch immer Probleme mit der menschlichen Ausdrucksweise. Ich machte also Kaffee und stellte Brot und Belag raus, schmierte mir ein Brot und musste auch ihr eins machen.

Meinen inneren Buddha kennt ihr ja schon. Ist echt eine praktische Sache, wenn man eine Außerirdische um sich hat. Macht das Leben sehr viel leichter! Ich setzte mich also zum Frühstück zu ihr und genoss den heißen Kaffee und ein Brot mit Rotwurst. Sie las derweil die Zeitung und fand dort in einem Prospekt etwas, das sie sich genauer ansehen wollte. Also auf jeden Fall bevor wir nach Holland fuhren.

Inzwischen war es nach 10:00 Uhr und sie war mit Frühstück und Zeitung nicht fertig. Außerdem musste sie noch mal nach der Wäsche sehen und dann noch etwas suchen. Und natürlich auch noch mal aufs Klo bevor wir los konnten. Alles in Allem waren es dann 10:45 Uhr bis sie fertig war. Und dann ging es endlich los. Um 11:00 Uhr saßen wir dann im Auto und fuhren.... zum Arzt !?!

Ernsthaft. Und da die Straße in der sie gewöhnlich parkt momentan eine Baustelle ist, fuhren wir einmal mit der Kirche ums Dorf und einige Umwege bis auf den Hinterhof ihres Hausarztes. Immerhin musste sie nur ein Rezept abholen. Aber auch so war es nach halb Zwölf bevor wir uns dann auf den Weg machen konnten.... nach Thomas Philipps !?!

Da hatte sie beim Frühstück im Prospekt einen Hocker entdeckt, der zwar gar nicht in ihre Wohnung passen würde, aber den sie sich trotzdem genauer ansehen wollte. Aber bis wir den dann gefunden hatten, waren da noch ungefähr 30 andere Regale im Weg, die erst überwunden werden mussten. Irgendwo auf diesem Hindernisparcours hatte ich ihr zugesagt, sie in Münster zu besuchen und ihr bei der Dekoration im Wohnzimmer zu unterstützen.

Wie mir das passieren konnte ist mir bis jetzt nicht richtig klar. Nun, der Hocker war - wie schon erwartet - absolut unbrauchbar. Stattdessen kaufte sie einen Kaffeelöffel, mit dem man gleichzeitig auch die Kaffeepackung wieder verschließen konnte. Solch skurile Werkzeuge scheint sie zu sammeln. Damit war zumindest ihr Jagdtrieb befriedigt und wir konnten den Laden verlassen, ohne auch noch die restlichen 90 Regale abzugrasen. Manchmal meint es das Kharma auch gut mit mir. Oder das Miststück versucht ich mich in Sicherheit zu wiegen.

Also dann mal auf zum Auto. Das hatte sich in der Frühlingssonne so herrlich aufgeheizt. Was allerdings nichts daran änderte, dass sie die Heizung bis zum Anschlag aufgedreht ließ. Ich wurde schon angebrüllt, als meine Hand nur andeutungsweise zur Kurbel des Fensters zuckte. Aber wenigstens waren wir auf dem Weg.... zur Apotheke!?!

Ja, denn sie hatte doch beim Arzt doch ein Rezept geholt. Also auf zum Marktforum und der dort befindlichen Easy-Apotheke. Einmal quer durch die Stadt jucheeeee! Aber immerhin immer westwärts, was für eine Fahrt nach Holland schonmal die richtige Richtung ist. Den Parkplatz der Apotheke verließen wir dann um 12:21 Uhr und dann ging es.... endlich nach Holland!

Allerdings hat sie die richtige Ausfahrt auf der Autobahn verpasst. Man überholt ja auch 500 Meter vor der Ausfahrt noch schnell drei LKW. Was für ein Glück, dass ich ein wandelndes Navigationsgerät bin und uns quasi von hinten an unser Ziel heranlotsen konnte. War ein kleiner Umweg von ein paar Kilometern, aber daran gewöhnt man sich in den Jahren einfach. Passiert ja öfter mal.
Wir waren dann tatsächlich um 13:00 Uhr in Holland.

Ich konnte sie mit einiger Mühe überreden, nur ein Parkticket bis 15 Uhr zu ziehen. Zu mehr war ich nicht mehr fähig. Die schrecklichen Einzelheiten der folgenden 2 Stunden erspare ich euch lieber. Das Ende des Ausfluges brachte mir eine Tüte mit 350 Kaffepads und einen neuen Hut.... (musste mich ja für meine Tapferkeit und Geduld irgendwie belohnen) 

Und jetzt werde ich mich dran machen, ihr noch für die Woche zu kochen.

Montag, 2. März 2015

Willkommen in der Welt der Waschsalons

Lange bin ich verschont geblieben, aber vorgestern erreichte mich eine Mail, dass ich mich dringend bei meiner Außerirdischen zu melden hätte. Sie hat ja einige Zeit ihren Außenposten im beschaulichen Münster nicht verlassen um mich zu pisacken und wollte mal ein bisschen Nachrichten aus der Heimat hören.

Das Telefonat dauerte satte 2 Stunden, 47 Minuten und 37 Sekunden. Es brachte mir nichts mehr als feuchte Ohren (vom lange den Höhrer ans Ohr halten) und eine ganze Reihe von Aufgaben. Ach ja und viel zu viele Informationen, auf deren Kenntnis ich gerne auch hätte verzichten können.

Scheinbar ist die Kontaktaufnahme zur örtlichen Bevölkerung nicht gelungen, jedenfalls würde ich das aus ihrem gesteigerten Redebedürfnis schließen. All die aufgestauten Wörter, die unweigerlich raus mussten. Dabei hat sie auch sonst schon eine Wörter-pro-Minute-Taktung, die einen wie ein Tsunami von den Beinen reißen kann.

Außerdem fehlt ihr in Münster eine Waschmaschine. Nun, es ist eine Studentenstadt, also wird es sicher einen Waschsalon geben. Ich hatte es ausgesprochen, bevor ich auch nur über die Konsequenzen nachgedacht hatte. Demnach war dann meine erste Aufgabe für sie einen Waschsalon zu finden und ihr per Mail die Preise zu schicken. Impliziert enthielt dieser Auftrag auch den Wunsch, von mir eine Empfehlung zu bekommen.

Dann erzählte sie, dass sie mal wieder Fahrrad fahren wolle. Sie hat ein Fahrrad, das bei uns im Keller steht. Seit Jahren! Ungefahren! Dementsprechend dürfte es aussehen. Aber das soll ich doch bitte ausmessen, damit sie weiß, ob sie es in ihren Kofferraum bekommt. Also werde ich auch noch mit dem Maßband in den Keller wanderen und da - sicher zum Vergnügen der Nachbarschaft - ein genaue Messung vornehmen und alles schön ordentlich schriftlich festhalten.

Sie hat übrigens inzwischen eine Mail mit den Preislisten diverser Waschsalons in ihrer Nähe von mir bekommen. Ich kenne mich jetzt also auch in der Waschsalon-Szene im westfälischen Münster aus...

Samstag, 17. Januar 2015

Außerirdische in der Abseits-Falle

An diesem Wochenende musste meine Außerirdische auf dem Weg von Münster noch einen Zwischenstopp am Flughafen Köln/Bonn einlegen, um dort ihre Mama abzuholen und dann nach Aachen zu bringen.

Montag letzter Woche erreichte mich also eine Mail:

SIE: "Kannst du mir sagen, wo ich am Flughafen am besten parken kann?"

Meine spontane Antwort wäre "im Parkhaus" gewesen. Allerdings wusste ich, dass mir das nur Scherereien machen würde, wenn ich es jetzt so einfach schreiben würde. Ich versuchte also erst einmal ein paar zusätzliche Informationen zu bekommen:

ICH: "Wenn du mir sagst, an welchem Terminal deine Mama landet, kann ich dir sagen, wo du besten parken kannst."

Die Antwort kam prompt.

SIE: "Sie kommt mit Germanwings. Um 17:15 Uhr"

Genau die Information nach der ich gefragt hatte. Ich wäre von ihr bei so einer Antwort wahrscheinlich ohne Vorwarnung erschossen worden. Aber zumindest hatte ich jetzt genug Anhaltspunkte, mir meine Antworten selbst zu erarbeiten. So fand ich dann auf der Internetseite des Flughafens heraus, dass es Terminal 1, Bereich B sein müsste.

Als nächstes dann also im Lageplan nachgesehen, erstmal, wo der Bereich B im Terminal 1 innerhalb des Gebäudes liegt und dann nachgesehen, welches Parkhaus denn das nächste war. P1 schimpft es sich und liegt zentral in der Mitte des U-Förmigen Flughafenkomplexes.

ICH: "Deine Mama kommt an Terminal 1, Bereich B an, also würde ich sagen, P1 ist das nächste, kostet 4,50 € je angefangene Stunde."

Zurück kam eine Minimal-Mail.

SIE: "Okay. Danke."

Ich dachte eigentlich, ich wäre ganz raus aus der Sache. Aber dieses Gefühl hielt nur bis Mittwoch. Denn da kam die nächste Mail.

SIE: "Kannst du mir bitte eine Mail schreiben, mit der Beschreibung, wie ich zu dem Parkhaus komme?"

Ja, konnte ich. Ich habe mir sogar sehr, sehr, sehr viel Mühe gegeben, ihre bekannten Schwachstellen zu berücksichtigen.

ICH: "Also, deine Mama wird an Terminal 1, Bereich B ankommen, das ist das Mittelgebäude. Demnach ist Parkhaus P1 das nächste. Am besten folgst du den Schildern zur Ankunft und fährst dann dort in das Parkhaus ein. Es gibt mehrere Einfahrten, wenn du die erste nicht erwischst, dann muss du die zweite nehmen. Halte dich in jedem Falle links, also abseits des Flughafen-Gebäudes. Die Zufahrten sind ausgeschlidert."
Ich kenne ja ihre Probleme mit rechts und links. Beides völlig unverständlich für sie, daher dachte ich, schreib ihr, dass sie die Spur nehmen muss, die am weitesten vom Gebäude entfernt ist. LINKS, ABSEITS DES GEBÄUDES. Es war reine Freundlichkeit und Voraussicht, das getan zu haben. 
Allerdings musste ich dann gestern lernen, dass ich mir diese Bemerkung auch hätte sparen können. Hier also unsere Unterhaltung vom späten Freitag Abend:

Sie: "Ich hab an der falschen Stelle geparkt."
Ich: "Warum?"
Sie: "Ich bin zu spät nach innen gefahren."
Ich: "Aber ich hatte dir doch geschrieben, du sollst dich links halten."
Sie: "Ja, links abseits des Gebäudes."
Ich: "Genau."
Sie: "Aber ich fahre doch immer links von den Gebäuden, sonst wäre ich doch ein Geisterfahrer."
Ich: "Ich meinte auf der Straße..."
Sie: "Aber das mach ich doch auf allen Straßen so!"
Ich: "Nein, ich meinte, auf der Straße am Flughafen..."
Sie: "Überall!"
Ich: "Wenn du auf der Straße am Flughafen bist, solltest du dich links halten."
Sie: "Nein, abseits des Gebäudes hast du gesagt."
Ich: "Ja, das ist dann links vom Gebäude."

Sie: "Aber ich bin doch immer links von den Häusern."
Ich: "Ich meine von den drei Spuren vor dem Gebäude solltest du die linke nehmen."
Sie: "Ich hab die mittlere genommen. Ich war mir nicht sicher, ob ich links soll."
Ich: "Deshalb hab ich geschrieben, das Parkhaus ist in der Mitte und du sollst links fahren!"
Sie: "Bin ich doch. Man fährt da gegen den Urzeigersinn. Also links."
Ich: "Damit du nicht nachdenken musst, wo rechts oder links ist, dachte ich, ich schreibe dir, du solltest dich abseits des Gebäudes halten. Abseits bedeutet die Spur die am weitesten vom Gebäude weg ist, abseits des Gebäudes!"
Sie: "Das hat mich verwirrt. Ich dachte, was willst du von mir, ich bin doch immer abseits des Gebäudes."
Ich: "Wo du parken wolltest ist es abseits, es ist doch die andere Seite der Straße."
Sie: "Das ist eine Einbahnstraße, die hat keine andere Seite."
Ich: "Abseits bedeutet nicht an der Seite des Gebäudes, sondern weg davon. Also nicht dran, sondern entfernt davon."

Sie: "Ach so. Und das Abseits beim Fußball? Ist das das gleiche Wort?"
Ich: "Ja."

Sie: "Aber was heißt das dann?"
Ich: "Der Spieler im Abseits befindet sich hinter einer gedachten Linie in Höhe des letzten Gegenspielers, also quasi abseits dieser Linie."
Sie: "Und deshalb heißt das Abseits?"
Ich: "Ja." 
Ich gebe ja zu, dass die Deutsche Sprache nicht ganz einfach ist und ich muss auch eingestehen, dass das Wort "abseits" als Orts- und Richtungsangabe nicht mehr täglich in Gebrauch ist, aber war das jetzt wirklich so unverständlich???







Montag, 12. Januar 2015

Außerirdische Bettgeschichten

Uh...


ja, da, genau...


tiefer...


ooooohhhhh...


ist das gut....
mehr rüber!

jaaaaa!


Kannst du...
... uh, ahhhh, besser!


Mach mal was feuchter.


Ahhhh...


da, weiter....


...hmmmmmm...


Ha, das ist der... oh... Punkt...


ja.... oohhh


... genau da!



Mach da nochmal mehr!
 

Ah. Tut das gut. Uhhhhh


Ohhhhh! Ahhhhh!


Ja.



Und jetzt an der anderen Seite.



Fester. Nur ein bisschen. Ahhhh...


Ist das gut!


Oooooh....



Dann durfte ich die Watten weglegen, den Franzbranntwein wieder zuschrauben und ihr Schlafzimmer verlassen. Ihr habt doch jetzt nicht tatsächlich gedacht... ihr seid ja echt verdorben! Schämt euch.