Dienstag, 30. September 2014

Waschologie


Die ganze Woche über hatte ich damit zu tun gehabt, nach der Arbeit Wäsche zu waschen. Ihre Wäsche. Okay, nicht nur ihre Wäsche, aber die paar Teile meiner Wäsche standen etwa im Verhältnis 1 zu 10 im Vergleich zu ihrer Wäsche. Nun, ich habe also in der Woche tatsächlich 9 Touren gewaschen. In verschiedenen Farben und Waschprogrammen. Strikt nach Waschanleitung auf den Kleidungsstücken, der Bettwäsche und den Handtüchern. Das meiste davon aus und auch wieder für Münster.

Das Waschen an sich ist nicht das einzige, was meine Co-Habitantin zu einem Problem für jeden normalsterblichen Menschen macht. Vielmehr liegt eine zusätzliche Schwierigkeit in der Tatsache, dass der Sommer nunmal vorbei ist und in den Kellerraum nur 3 Wäscheständer passen. Ich musste also nicht nur ein perfektes Zeitmanagement einhalten, nein, ich musste auch bei der Trocknung wahre Raumwunder vollbringen. Und das liegt nicht nur in der Tatsache begründet, dass ich nur eine begrenzte Zahl freier Trockenplätze hatte. Wer schonmal versucht hat komplette drei Bettwäschegarnituren (Kopfkissen- und Bettdeckenbezug nebst farblich passendem Spannbetttuch) auf einen einfachen Ständer zu hängen, weiß, dass man dazu ein ausgeklügeltes Raumnutzungskonzept und reichlich Geduld benötigt.

Nun, damit waren die einfacheren Dinge also erledigt. Es folgten die komplizierteren Wäschestücke. Also nicht, dass die Reinigung mit einer modernen Waschmaschine für mich ein Buch mit sieben Siegeln wäre, nein, ich kann so ein Gerät - auch als Mann - schon seit geraumer Zeit problemlos bedienen. Es geht hier eher um die magischen Waschriten einer außerirdischen Nervensäge. Zu wirklich jedem einzelnen Kleidungsstück hatte ich vorab von ihr eine exakt einzuhaltende Anweisung erhalten. Pullover aus Wolle durfte ich nur liegend trocknen, bei solchen aus Mischgewebe sollte ich darauf achten, das die Ärmel nicht runterhängen, da sie sonst nach dem Trocknen zu lang sein würden.

Der Einsatz von Klammern ist nur an einigen Stellen erlaubt und hat immer so zu erfolgen, dass auf keinen Fall sichtbare Spuren auf dem Stoff zu erwarten sind. Ernsthaft. Sollten in dem Stoff nach dem Trocknen auch nur die geringsten Abdrücke der Klammer zu sehen sein, würde das den Weltuntergang bedeuten. Ihr lebt alle nur noch, weil ich das bisher immer vermeiden konnte! Bei Unterwäsche waren Klammern auf keinen Fall erlaubt. Allerdings durfte man diese auch nicht beliebig über die Leine hängen, der dadurch entstehende Knick könnte schlimme Folgen haben. Er sollte daher - falls unvermeidar - tunlichst an der Stelle liegen, an der die Unterhemden dann am Ende auch für den Schrank gefaltet werden.

Bei Hosen ist es noch schlimmer. Keine Knicke, keine Klammern! Und natürlich sind diese auf links zu drehen vor dem Waschen und auch so zu trocknen. Wie hängt man also Jeans auf einen Wäscheständer, ohne Knicke und Klammerabdrücke zu verursachen? Nun, auch bei ihrer recht überschaubaren Körpergröße schleifen die Hosen nur dann nicht über den Kellerboden, wenn man sie an den leicht ansteigend montierten Seitenflügeln der Wäscheständer aufhängt und zwar mit diesem Trick: die Hose gut ausgeschlagen, Knopf geschlossen und dann an den Gürtelschlaufen vorsichtig an die Leine geklammert. Ich bin ein Zauberkünstler, wenn es darum geht meinen Alien nicht zu verärgern. Seid froh, sonst hätte sie die Erde schon längst in die Luft gejagt.

Ich habe es tatsächlich geschafft, alle Wäsche in der vorgegebenen Zeit und unter Einhaltung aller Auflagen zu waschen und zu trocknen. Da ich sie nicht auch schon gebügelt hatte bekam ich allerdings keinen Dank dafür. Sie hat die Wäsche dann mit nach Münster genommen um sie zu bügeln. Ist mir auch Recht so, denn wer glaubt, dass ihre Anforderungen bei der Wäsche schon maßlos sind, der hat noch nie zugesehen, wie sie eine Stunde lang an einer Bluse bügelt, bevor sie ihren Ansprüchen genügt und zusammengefaltet in den Reisekoffer gestopft werden kann...

Mittwoch, 24. September 2014

Erfolgreiches Schweden-Shopping

Ich liebe Ikea. Erschreckender Weise muss ich das als Mann einfach mal zugeben. Ich mag den Laden, diese System des nicht belästigt und umworben werdens. Ich bin stolzer Inhaber einer Family-Card und lasse mich gerne mit "hey Mike" ansprechen. Und ich gehe selten ohne eine Neuerwerbung wieder nach Hause.

Hinzu kommt, dass ich das Glück habe, in Deutschland und in Holland einen Ikea in der Nähe zu haben. Ist ganz praktisch, wenn man weiß, dass es bei gewissen Dingen teilweise deutliche Preisunterschiede gibt. Letztes Wochenende ging es nach Godorf. Eine Fahrt, die schon mit Startschwierigkeiten gesegnet war, als wir ins Auto stiegen. Gerade kam da nämlich im Radio, dass es auf unserer Strecke 15 km Stau gab.

Zum Glück bin ich ein wandelndes Navi und hab uns über Landstraßen zu einer Auffahrt hinter dem Stau gelotst und so konnten wir mit einigen Minuten Zeitverlust statt einer Stunde oder länger im Stau unsere Reise nach Köln doch noch antreten. Wir waren ziemlich schnell auf dem Parkplatz. Samstag Nachmittag. Der Parkplatz war voll. Richtig voll. Aber meiner Co-Habitantin scheint manchmal die Sonne aus dem Arsch, wenn es um das Parken geht.

Wir fanden auf Anhieb einen Parkplatz direkt am Eingang und auch noch im Schatten. Unfassbar, dass sie das immer wieder hinbekommt. Manche Dinge darf man nicht infrage stellen und muss sie einfach nutzen. Der Laden war nicht ganz so voll, wie die Autos erwarten ließen und unsere Tour durch die Ausstellung war sehr entspannt.

Der erste Höhepunkt des Tages war ein unglaublich leckeres und perfekt rosa gebratenes Steak, zu dem wir uns einen Salat gönnten, um uns für den Kampf in der Krims-Krams-Abteilung zu stärken. Gefährlich wird Ikea nämlich immer nur, wenn wir in die untere Etage wechseln und es einen Einkaufswagen gibt, den man nur allzu leicht füllen kann. Sie hatte schon eine Liste gemacht, was sie brauchen würde, aber ich merkte schnell, dass auch alles, was NICHT auf der Liste stand, unglaublich interessant für sie war.

Wer schon einmal bei Ikea war, weiß, dass nach den Möbeln als erstes die Glas- und Porzellan-Abteilung folgt. Wie kauften 3 mittelgroße Schalen aus Steingut, eine hölzerne Obstschale und ein Design-Tablett für den Esstisch. Außerdem gefiel ihr die neue Thermoskanne so gut, die war ihr schon in der Ausstellung bei den Küchenmöbeln ins Auge gefallen und ja, ich fand sie auch sehr schön.

Nun, es waren also insgesamt 6 Teile, die wir dort in unserern Einkaufswagen packten. Es vergingen 90 Minuten, bis wir diese erste Abteilung hinter uns hatten. Weiter zu den Kochtöpfen und Vorratsdosen. Für diesen Bereich standen keinerlei Wünsche auf ihrer Einkaufsliste. Also brauchten wir nicht ganz 45 Minuten um voran zu kommen.

Die Textilabtilung allerdings sollte unser Amargeddon werden. Auf der Liste standen eine Decke, ein Bett- und Kissenbezug-Set und auch ein Kissen. Nichts besonderes, denn es sollte nur eine Art Minimalausrüstung für das Gästebett werden. Wir hatten recht schnell eine Steppdecke, ein Kissen und zwei sehr schöne Bettbezüge im Einkaufswagen. Im Grunde hatten wir damit alle Dinge auf der Liste abgehakt.

Auf meine Frage, was sie denn noch suche, antwortete sie mit Decke und Kissen. Ich schaute in den Wagen und fand beides bereits darin vor, war also verwundert, dass sie noch einmal die gesamte Abteilung durchlief und wirklich jedes angebotene Textilprodukt in die Hand nahm, um sicherzugehen, dass sie nicht vielleicht doch noch eine bessere Kombination aus preiswert und brauchbar finden könnte.

Natürlich gab es die nicht. Immerhin hatten wir die Sachen ja schon nach ihren strengen Kriterien sorgsam und erst nach ausführlicher Prüfung und Beratschlagung ausgewählt. Aber erst nach einer zweiten Runde durch die Regale gab sie sich mit den Artikeln zufrieden, die zu diesem Zeitpunkt schon eine gute Stunde im Einkaufswagen lagen.

Anstrengend wurde es dann noch einmal in der Abteilung mit den Bildern und Rahmen. Denn beides wollte sie haben. Allerdings ohne jegliche Vorstellung darüber in welcher Kombination und für welchen Raum oder welche Wand. Ich hatte alle Mühe ihr klar zu machen, dass ich ohne zu wissen wo die Bilder hängen sollten, keine Auswahl treffen könne. Am Ende blieb es bei zwei bunten Bilderrahmen und einem Set Postkarten mit eher grafischen Elementen.

Alles in allem haben wir 6 Stunden bei Ikea verbracht. Ich habe zum ersten Mal gehört, dass die Kunden gebeten werden, langsam zu den Kassen zu kommen, da der Laden bald schließen würde. Wir waren unter den letzten, die das Gebäude verließen. Es war anstrengend, aber wesentlich entspannter als ich befürchtet hatte und auch sie war mit ihrer Beute ganz zufrieden...


Dienstag, 16. September 2014

Die magische Hose

Hat sie, oder hat sie nicht? Vor einigen Wochen waren wir in einem Bekleidungsgeschäft einkaufen. In erster Linie für mich, aber wenn eine Frau (und sei es eine außerirdische) in einem Kleiderladen ist, schaut sie natürlich auch für sich selbst nach einer passenden Neuerwerbung.

In ihrem Fall ging es da um eine Jeans. Immerhin gab es in dem Geschäft alle möglichen Jeans, in verschiedenen Schnitten, Längen, Passformen und Farben. Nachdem sie nach dem Trial-Error-Prinzip ihre Größe und Passsform gefunden hatte, was bei einer knapp 1,60 m großen Außerirdischen mit eher weiblichen Formen nicht unter einer Stunde zu erreichen ist, kamen wir zu einem einigermaßen befriedigenden Ergebnis.

Sie fand eine passende, gut sitzende Jeans, die nichtmal gekürzt werden müsste, allerdings hatte diese nicht unbedingt die von ihr angestrebte Farbe. Ich fand die Farbe eigentlich toll, so eine Art Khaki-Ton, aber ihr schwebte dann doch mehr das klassische Blau vor. Mir war es nach der langen Zeit der Anprobe egal und ich schaltete meine Aufmerksamkeit in den Stand-by-Betrieb, ein Fehler wie sich am Wochenende noch herausstellen sollte.

Am Samstag hatte sie Geburtstag und wollte zum Feiern mit der Familie gerne die besagte Jeans tragen. Doch diese blieb unauffindbar. Sie hat den Kleiderscharnk vollständig auseinander genommen, auch die Teile, in denen sie sonst nur die gerade saisonal nicht benötigten Winterklamotten aufbewahrte. Nun, auf ihrem Bett türmten sich mindestens 50 Jeans in allen Farben, meist jedoch in nur leicht variierenden Blautönen. Nur die gesuchte ar nicht dabei.

Es folgte lautstarkes Fluchen, haltlose Beschuldigungen in meine Richtung und ein verzweifeltes Durchwühlen aller in ihrem Schlafzimmer ausgebreiteten Kleidungsstücke. Selbst ein tränenreicher Nervenzusammenbruch konnte am Ergebnis nichts ändern. Die Hose blieb verschollen. Die Schuld daran habe eindeutig ich. Zumindest sieht sie das so. Ich muss die irgendwie und aus einem mir nicht schlüssig verständlichen Grund vor ihr versteckt halten.

So gingen also Samstag und Sonntag ins Land, bevor sie sich am Montag morgen wieder nach Münster begab. Fast ununterbrochen wurde nach der Hose gesucht. Selbst an Stellen, an denen sie unmöglich sein konnte, es sei denn sie hätte sich aus einem wissenschaftlich noch zu erforschenden Grund spontan dort aus dem Nichts materialisiert. Sie fuhr mit der Bitte an mich, auch meine Sachen nochmal zu durchsuchen, ob ICH die Hose vielleicht bei mir habe.

Ich habe gesucht. Was nicht viel Zeit in Anspruch nahm, da ich als Mann nicht den Inhalt einer mittleren Boutique in meinem Kleiderscharnk beherberge. Die Hose war nicht zu finden. Es hätte mich auch überrascht, wenn es so gewesen wäre.

Ich bin den Tag des Einkaufs in meinem Kopf unzählige Male immer und  immer wieder durchgegangen und komme zum Schluss, dass die Hose nie gekauft wurde. Leider habe ich nicht wirklich abgespeichert ob sie in einer der Tüten war, die ich nach dem Einkauf in den Kofferraum ihres Wagens legte. Der letzte Satz, den ich von ihr jedoch im Kopf habe, beinhaltet einen Verzicht auf die 40 € teure Hose, weil ihr die Farbe nicht gefiel. Alles danach liegt in einer Art Nebel. Ich kann weder sagen, dass... noch, dass wir die Hose NICHT gekauft haben.

Nehme ich jedoch die Tatsache, dass die Hose nicht aufgetaucht ist und meine Erinnerung an ihre Ablehnung der Farbe und dem Kauf einer so teuren Jeans die eben nicht ihren Geschmack ideal getroffen hat, muss ich davon ausgehen, dass wir die Hose wirklich nicht gekauft haben. Auch wenn das bedeutet, dass ich ein ganzes Wochenende meines Lebens an einen Gegenstand verloren habe, der nichts als eine fixe Idee einer durchgeknallten Außerirdischen ist...


Freitag, 5. September 2014

Startschwierigkeiten

Vergangenen Sonntag hat sie mich mit der Ankündigung überrascht, mich schon am späten Nachmittag zu verlassen. Ich bemühte mich augenblicklich um ein gewisses Maß nach außen getragener Trauer, während ich innerlich Freudensprünge und Jubel verspürte.

Allerdings ist das Schicksal oft ein mieser Verräter...

Sie war eigentlich zum Abflug bereit, der Countdown war gestartet, da kam ein Anruf von ihrem Schwesterschiff Nummer 1 und damit zu einer ungeplanten Startverzögerung von mehr als 30 Minuten. Dann wurde der Countdown neu gestartet, kam aber nicht allzu weit.

Eine Nachricht von ihrem Heimatplaneten. Noch einmal musste der Start verschoben werden. Langsam begann das Zeitfenster für einen erfolgreichen Start sich zu schließen. Ihre Kommunikation wurde so ausschweifend, dass ich eigentlich schon nicht mehr an einen Start glauben wollte. Sicher nochmal 30 Minuten, wenn nicht länger. Dann wurde die Verbindung endlich unterbrochen und sie begann mit einem neuen Countdown.

Der war gerade erst gut angelaufen, als sich die Kommunikationszentrale schon wieder meldete. Diesmal das Schwesterschiff 2 und damit die dritte längere Verzögerung. Aus dem späten Nachmittag war inzwischen ein früher Abend geworden. Diesmal hielt sie sich aber recht kurz und beendete den Kontakt nach etwas über 20 Minuten. Dann begann sie wieder mit den Startvorbereitungen.

Ich sollte schnell noch mögliche Hindernisse auf ihrem Weg auskundschaften und ihr schnell mal vorlesen, was der Westrheinische Durchreise Radar (WDR) zur Luftverkehrslage auf ihrem Kurs sagte und da war es: ein Raumschiff war auf halber Strecke liegen geblieben und es gab einen Stau.

Erst nach einer ausschweifenden Überprüfung war sie davon zu überzeugen, dass sie schon weit vor der Unfallstelle ihren Kurs wechseln würde (A4 → A1) und dass auch ein eventueller Rückstau sie davon unmöglich abhalten könne. Ich wollte die Hoffnung sie auf ihre Reise zu schicken einfach nicht aufgeben und hätte notfalls auch gelogen, um den Start nicht auf den nächsten Tag verschieben zu müssen.

Tatsächlich hob ihr Raumschiff dann mit über 2 Stunden Verspätung noch ab. Ich genoss einen ruhigen, entspannten Abend und versuchte die angekündigte Landung für das folgende Wochenende einfach noch eine Weile aus meinen Gedanken zu verbannen...