Samstag, 30. Mai 2015

Teppich oder nicht Teppich? Das ist hier die Frage!

Es ist wieder so ein Paradebeispiel weiblicher Unentschlossenheit. Und die Erkenntnis, dass das Vorhandensein eines Teppichs die Welt bewegen könnte... also wenn sie das mit sich machen ließe.

Meine kleine Außerirdische hatte den Wunsch, sich einen Teppich zu kaufen. Genauer gesagt einen Läufer für ihren langen, dunklen und kalt gefliesten Flur in Münster. Halten wir also fest: sie möchte einen Teppich in ihrem Flur haben. Das ist die Ausgangslage zu dem, was nun folgt...

"Ich wollte ja so einen Teppich für meinen Flur haben. Welche Farbe würde denn passen? Weiß, dunkelgrau oder braun?"

"Äh, der gaue gefällt mir."

"Aber ist das nicht zu dunkel im Flur?"

"Dein Flur ist wirklich sehr düster, aber der weiße Teppich ist nicht schön."

"Wie lang ist eigentlich mein Flur?"

"Äh, ich schätze mal, der hat ein bisschen mehr als 3 Meter."

"Dann bräuchte ich ja zwei davon!"

"Mindestens."

"Ich will keine zwei. Höchstens einen ganz langen."

"Die hier sind 1,40 m lang. Das ist nicht viel."

"Ich will aber keine zwei. Würde einer denn vom Schlafzimmer bis zum kleinen Tischchen im Flur reichen?"

"Das dürfte ungefähr hinkommen, glaube ich..."

"Wo könnte ich den Teppich denn noch hinlegen?"

"Wohnzimmer?"

"Da hab ich doch keinen Platz! Da liegt doch der Teppich unter dem Couchtisch."

"Warum willst du denn noch einen Teppich woanders? Ging doch um den Flur."

"Ja, ich kauf einen für den Flur, aber der ist ja nicht lang genug. Und wenn ich jetzt einen kurzen kaufe und kaufe mir dann irgendwann einen langen, dann muss ich den kurzen ja woanders brauchen können."

"Wenn du sowieso einen langen Teppich kaufen willst, warum musst du dann jetzt einen kurzen Teppich kaufen?"

"Weil ich keinen langen finde und der auch zu teuer wäre."

"Wenn er zu teuer ist, warum musst du dann jetzt schon wissen, wo du den kurzen einmal unterbringen willst, wenn du doch erstmal gar keinen langen Teppich kaufst?"

"Aber wenn ich mal das Geld habe für einen neuen, langen, der den ganzen Flur reicht, dann hab ich ja den hier umsonst gekauft!"

"Aber jetzt willst du doch nur den kurzen Teppich kaufen!"

"Ja. Passt der denn in die Küche?"

"Warum nicht? Der ist doch neutral, den kannst du überall benutzen."

"Ich weiß nicht. Wirklich der helle?"

"Von den drei Farben gefällt mir keine richtig, aber für den dunklen Flur wäre der helle am besten."

"Ist der nicht zu teuer?"


"Naja, ich find 10 Euro okay, aber vielleicht würdest du woanders auch einen für 8 Euro bekommen."

"Aber fühl mal, der hat auf der Unterseite eine Gummierung, da spart man dann die Anti-Rutsch-Matte."

"Ja, das ist nicht schlecht, die Fliesen sind ja ziemlich glatt."

"Also kauf ich einen?"

"Wenn du einen Teppich für den Flur willst..."

"Sag doch, soll ich einen kaufen?"

"Das musst du doch wissen!"

"Hilf mir doch! Soll ich jetzt einen kurzen kaufen?"

"Wenn du auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Bad keine kalten Füße haben willst, dann kauf einen."

"Aber der reicht ja nicht für den ganzen Flur, der würde dann nur zwischen Schlafzimmetüre und Bad liegen."

"Das ist mir schon klar."

"Aber wäre dann nicht ein Teppich besser, der etwas länger ist?"

"Natürlich, wäre schon gut. Wenn du zwei davon kaufst, hast du den Flur komplett ausgelegt."

"Ich will aber keine zwei. Ich will einen!"

"Dann kauf den doch. Warum reden wir hier jetzt schon die ganze Zeit? Willst du einen Teppich? Dann kauf einen. Ist das nicht der Teppich, den du willst, dann lass es bleiben."

"Aber ich brauche einen Teppich im Flur. Sag mal, soll ich den kaufen?"

"Nein."

"Du bist echt blöd, ich brauch deine Hilfe und du bist nicht sehr hilfreich gerade!"

"Was soll ich denn sagen? Sag ich kauf einen, meckerst du, dass einer nicht reicht, du aber keine zwei haben willst. Sag ich dir du sollst keinen kaufen, dann meckerst du, dass du aber einen Teppich haben willst. Es ist scheißegal ob ich ja oder nein sage, du wirst es eh infrage stellen. Das hatten wir doch jetzt schon mindestens dreimal!"

"Ich will doch nur deine Meinung hören, weil ich unsicher bin!"

"Die habe ich dir doch gesagt. Aber du hast das nicht akzeptiert."

"Doch."

"Nein!"

"Jetzt sag mal ganz einfach deine Meinung: würdest du einen kaufen?"

"Nein, denn ich finde die alle nicht schön. Egal welche Farbe. Das grau ginge noch, aber das ist dir ja zu dunkel. Als ich würde keinen davon kaufen."

"Okay. Aber ich hätte schon gerne einen Teppich im Flur."

"Du hast schon Monate ohne gelebt, musst du jetzt einen haben, nur um dich irgendwann zu ärgern, weil du dann endlich einen passenden, langen Teppich findest?"

"Dann kann ich den kurzen ja in die Küche legen."

"Dann kauf dir einen."

"Nein, du hast recht, der ist nicht schön."










Damit ließ sie mich vor dem Container mit den Teppichrollen stehen. Ich befürchte, dass mein Auge unkontrolliert gezuckt hat und ich auf außenstehende wie ein tickende Zeitbombe kurz vor Ablauf des Countdowns gewirkt haben muss. Jedenfalls wude der Gang von den anderen anwesenden Kunden im Laden eine ganze Weile gemieden.



Dank meines inneren Buddhas hatte ich mich aber recht schnell wieder unter Kontrolle. Tief duchatmen und sich an einen ruhigen, angenehmen Ort denken. Das hilft. Und die Tatsache, dass gerade keine tödlichen Mordistrumente in greifbarer Nähe waren, hat auch seinen Teil zu ihrem Überleben beigetragen...



Apfelzeit

Nachdem ich eine Weile meine Ruhe hatte, ist das Raumschiff dieses Wochenende wieder mal bei mir gelandet und hat schon am ersten Abend meine Nerven strapaziert. Allerdings nehme ich das dieses mal irgendwie mit sehr viel Humor.

Eigentlich sollte es am Freitag abend noch zum Einkaufen gehen. Kurz vor Sieben machten wir uns auf den Weg. Eigentlich dachte ich dabei an unser übliches Ziel, den nahegelegenen Aldi, doch plötzlich bog sie links ab, denn sie wollte noch schnell im Marktfoum zur Apotheke bevor diese schließt.

Wir fuhren also auf den Parkplatz, doch schon während der Fahrt hatte sie mir unbedingt noch erzählen müssen, wie sie Bratäpfel in der Mikrowelle zubereitet. Und sie wollte wissen, wie ich Kompott in der Mikrowelle koche. Eigentlich wäre das in weniger als einer Minute erklärt, also, zumindest, wenn man von diesem Planeten stammt. Sie parkte, dann kam die nächste Frage...

"Wie machst du denn deinen Kompott?"
"Ich schäle ein oder zwei Äpfel..."
"Welche Sorte nimmst du?"
"Am liebsten Boskoop, aber du kannst auch alle anderen Backäpfel nehmen."
"Und dann? Nach dem Schälen?"
"Schneide ich die Äpfel in Spalten...
"Wie du mir die schonmal zum Naschen schneidest?"
"Ja. Genau, vielleicht etwas dünner."
"Wie dünn?"
"So einen halben Zentimeter dick höchstens. Naja, auf jeden Fall schichte ich die Spalten dann in eine Schüssel..."
"Kann ich da meine großen weißen Porzellanschüsseln nehmen? Die blaue und die weiße? Da mach ich auch den Bratapfel drin, also weil die so hoch sind, dass der Apfel reinpasst und die Abdeckhaube drauf liegt ohne den Apfel zu berühren."
"Ich nehme immer diese flachen Schüsselchen die wir mal bei Ikea gekauft haben. Da schichte ich dann halt die Apfelspalten rein und nach jeder Schicht dann ein bisschen Honig und Zimt."
"Honig? Haben wir noch welchen von meinem Vater?"
"Nicht mehr viel."
"Und ich bringe immer keinen mit, weil ich denke, wir haben zuhause noch viel."
"Es muss nicht immer Honig dran, kommt drauf an wie gut die Äpfel sind. Auf jeden Fall schichte ich dann also alle Spalten mit Zimt und Honig auf und dann mache ich Frischhaltefolie ..."
"Ich mag das nicht. Ich hab immer Angst, dass die Folie da was ausschwitzt. Sind da nicht Schadstoffe drin? Die wird in der Mikrowelle immer so weich. Sind da nicht giftige Weichmacher drin?"

"Du kannst ja auch die Schale in einen Gefrierbeutel tun oder die Haube benutzen."
"Ich finde das eklig mit dem Plastik. Da nehm ich dann lieber die Haube. Die ist doch dicht genug oder?"
"Ja, die tut es auch. Der Apfel braucht so 4 bis 5 Minuten in der Mikowelle und...
"So kurz? Ich hab meinen Bratapfel 8 Minuten gemacht."
"5 Minuten reichen. Danach rühre ich nur noch einmal um und dann ist der Kompott fertig."
"Und wenn du nicht rührst?"
"Dann ist kannst du die Apfelspalten einzeln essen und es ist nicht ganz so weich wie nach dem umrühen."
"Das geht ja schnell, aber dann reicht bei meinem Bratapfel ja auch so 6 Minuten."

An diese Stelle wollte sie dann endlich den geparkten Wagen verlassen, allerdings ging ihr in diesem Moment auf, dass es inzwischen bereits nach 19 Uhr war und demnach die Apotheke jetzt geschlossen hatte. Trotzdem sprang sie aus dem Wagen, scheiterte am Hebel des Sitzes und brüllte mich an, nach ihrer Handtasche auf dem Rücksitz zu angeln und rannte dann mit der mir aus der Hand gerissenen Tasche die knapp 10 Meter zur Apothekentüre.

Natürlich vergeblich und nun ratet mal, wer dafür angebrüllt wurde und wem die Schuld daran zukommt, dass sie sich mit mir verquatscht hatte...

Ich konnte nicht anders und brach in Gelächter aus. Es tat mir ja auch leid, aber es war so typisch für sie, dass ich einfach nicht anders konnte, als zu lachen. Dass der Rest des Einkaufes nicht vollkommen unharmonisch gelaufen ist, liegt nur an der Tatsache, dass sie noch meine Hilfe braucht... aber das wird sicher Inhalt der nächsten Geschichte...