Dienstag, 25. November 2014

Sprachliche Feinheiten (Ein kleines Ratespiel)

Freitag Abend kurz vor 21 Uhr wurde ich dazu aufgefordert, meine Außerirdische hochzuhenkeln.




Ich sitze hier gerade mit einem extrem breiten Lächeln und kann euch denken hören. ;-) Was habe ich da wohl tun müssen? Hochhenkeln. Also mit einer Kaffeetasse hat es nichts zu tun. So viel sei schon einmal verraten. Dass sie nicht unbedingt den Eindruck erweckt, immer alle Tassen im Schrank zu haben, ist zwar naheliegend, hat aber mit dem gesuchten Begriff nichts zu tun.

Und auch der Scherz mit der fliegenden Untertasse hat dem ein oder anderen von euch sicher schon auf der Zunge gelegen und trifft es doch absolut nicht. Natürlich könnte ich jetzt einfach eine kleine Geschichte draus machen, heute bin ich aber mal ein bisschen fordernder: ich lasse euch rätseln.

        Ich habe tatsächlich hochgehenkelt.

Womit schon einmal klar ist, dass damit eine bestimmte Tätigkeit gemeint ist. Dann strengt euer Hirn mal an. Einen wichtigen Hinweis findet ihr bereits in der Einleitung. Na? Klingelt es schon? Was machen wir denn gewöhnlich Freitags, nach ihrer Ankunft?

Bei einigen höre ich den Groschen schon fallen. Sicher, wir gehen Einkaufen. Und damit wird wohl auch klar sein, welcher behenkelte Gegenstand beim Hochenkeln eine Rolle spielen könnte. Na? Ja, eine Tragetasche. Und zwar eine ganz bestimmte. Es geht nämlich um eine kleine IKEA-Tasche, die ja - für alle, die solch eine Tasche nicht ihre Eigen nennen, hier kurz erklärt - gleich doppelt bedacht wurde, als der Designer an die Verteilung der benötigten Tragevorrichtungen ging.

Ja, besagte Tasche besitzt 2 Paar Henkel. Einmal kurze Henkel für die Hand und dann noch einmal lange Henkel für die Schultern. Ha, ich kann hören, wie es hinter der Stirn einiger Leser gerade rattert. Ich glaube, ihr seid nahe dran, aber es ist nicht der Wechsel von kurzem zu langem Henkel, denn das wäre dann wohl eher umhenkeln und nicht hochhenkeln.

Ich amüsiere ich gerade sehr, wie ihr merkt. Tja, so schnell kann es gehen, denn bisher wart ihr ja eher in der Position über meine Situation zu schmunzeln. Aber ich habe ja Mitleid mit euch und löse das Ganze mal auf: hochhenkeln ist der außerirdische Ausdruck für das Hochwuchten des Schultergurtes der zu schwer geratenen Tasche auf die Schulter meiner Außerirdischen...

Da wärt hier nie drauf gekommen oder?

Die Toys'r'us-Odyssee

Ich hätte es besser wissen müssen.

Ja, ich hätte einfach nur nein sagen müssen. Aber das ist ein Wort, das ich aus reiner Nächstenliebe äußerst selten benutze. Als wir uns also am Freitag direkt nach ihrer unverhofft frühen Landung auf den Weg zum Einkauf machten, hätte ich ihre Frage, ob wir auch mal in den Spielzeugladen fahren könnten einfach mit nein beantworten können. Warum um Himmels Willen habe ich es nicht getan?

Also rein ins Auto, angeschnallt und los ging es. Wir waren noch nicht vom Parkplatz gerollt, als sie mir sagte, sie wolle noch schnell Lotto spielen, bevor wir einkaufen fahren. Das macht sie jedes Wochenende in einem Tabak- und Zeitschriftenladen in unserem real,- Markt. Und wenn sie schonmal dabei sei, würde sie auch schnell mal schauen, ob es da nicht auch schon das Spiel zu kaufen gäbe, welches sie ihrer Nichte zu schenken beschlossen hatte.

Ich wollte im Auto warten. Immerhin würde sie sich dann beeilen müssen. Soviel dann also zur Theorie. In der Praxis saß ich 45 Minuten in einem langsam auskühlenden Auto und fror vor mich hin. Es wurde langsam dunkel, rechts und links neben mir hatten die Automarken schon mehrfach gewechselt, nur ich saß noch immer in meinem blechernen Sibirien fest und wartete zunehmend ungeduldig auf ihre Rückkehr.

Kurz bevor ich darüber nachdachte, mit dem Bau eines Iglus für die Nacht anzufangen, schlurfte sie dann in Zeitlupe auf mich zu. Das Spiel gab es nicht. Also müssten wir jetzt doch noch in die Nachbarstadt zu Toys'r'us. Es fiel mir schwer in den von mir erwarteten Jubel auszubrechen, konnte mir aber einen scharfen Kommentar so eben noch verkneifen. Die Fahrt über war ich eher still, nahm auch mit der mir angeborenen Gelassenheit zur Kenntnis, dass sie sich entschieden hatte, statt der schnellen und direkten Umgehungsstraße den Weg durch die enge, unübersichtliche Innenstadt zu nehmen.

Letztlich kamen wir dann durch meine aktive Mithilfe bei der Navigation (ich hatte nur aus Eigennutz eingegriffen, weil ich keine Lust hatte, vielleicht noch in Oslo, Tallin oder Rom zu landen) auch tatsächlich vor dem Spielwarenmarkt an. Also auf. Wir wussten ja genau, was wir kaufen wollten. Dachte ich. Aber wie könnte man denn in einen Spielwarenladen fahren und nicht das gesamte Sortiment sehen wollen?

Ich folgte ihr also durch endlose Gänge und musste mir auch Dinge ansehen (und deren Nutzen kommentieren) die nicht einmal in irgendeiner Weise für einen Kauf in Frage kamen. Ihre Nichten sind 16, 12 und 10, was einen Kauf von Kinderrasseln eigentlich ausschließen dürfte... Aber gut. Von mir aus dann also auch noch die Babyabteilung. Der vorletzte Bereich, den wir aufsuchten war dann die Ecke mit den Kinderspielen. Der Ort, an dem sich unser Gral befinden musste. Immerhin hatte die Suche danach jetzt schon über 2 Stunden unserer Zeit gekostet.

Aber wenn ich gedacht hatte, wir würden den Laden nach erfolgreichem Fund der gesuchten Kartenspiel-Box in Richtung der Kassen verlassen, hatte ich mich getäuscht. Es folgte noch eine halbe Stunde Beratschlagung, ob das ausgesuchte Spiel denn wirklich das richtige für die Kinder sei, was ich mehrfach bejate. Ich hätte das Spiel auch für mich noch gekauft, denn es war lustig, einfach zu erklären und für alle Altersklassen witzig und spannend. Aber was bedeutet schon meine Meinung? Auch wenn ich nicht drum herum gekommen wäre, sie mehrfach kundzutun...

Wir brauchten also fast 3 Stunden, um am Ende genau das zu kaufen, was wir schon vor der Abfahrt als Beute festgelegt hatten. Mal ganz ehrlich, ich als Mann hätte das gleiche Ergebnis in der Rekordzeit von maximal 20 Minuten erreicht. Inklusive der Fahrt. Nach 3 Stunden für den Kauf eines 20 Euro teuren Action-Kartenspiels (Jungle Speed, für alle die das jetzt interessieren sollte) blieben uns also noch ganze anderthalb Stunden für unseren Wocheneinkauf.

Und wie der so üblicherweise abläuft, kennt ihr ja schon... Stellt euch das also mal in der Hälfte der Zeit vor, allerdings bei gleicher Einkaufs-Menge, bereits vor Beginn schon leicht angeschlagenem Nervenkostüm und dem erhöhten Druck der begrenzten Zeit... ja, es hatte schon was von Partystimmung...



Sonntag, 16. November 2014

Ein Ausflug ins Duftparadies

Am Samstag wollte sie unbedingt mal wieder zu dalli nach Stolberg. Daher also früh aufstehen und frühstücken, denn das Outlet hat nur bis 12:30 Uhr geöffnet.

Schon die Tatsache, dass wir auf dem Mitarbeiterparkplatz oberhalb der Brücke parken mussten, ließ nichts gutes erahnen. Denn das bedeutete auf jeden Fall, dass es voll sein würde. Und genau so war es auch. Wir mussten am Eingang eine ganze Weile auf einen freien Einkaufswagen warten, immerhin wollte ich nicht mit kiloweise Waschmittel in der Hand durch den Laden laufen.

Zuerst gab es Waschmittel, Weichspüler und Flüssigwaschmittel, alles noch überschaubar und weniger tragisch. Auch wenn man sich schon da kaum um die eigene Achse drehen konnte, ohne jemand anderem seinen Waschmittelkarton in die Kniekehle zu hauen. Ich glaube ich habe einige blaue Flecken gesammelt.

In der Mitte des Ladens befindet sich jedoch der Alptraum eines jeden Mannes und die sehnlichst erwartete Schatzkammer aller Frauen. Das angestrebte Ziel meiner Außerirdischen. Die Parfum-Abteilung. Regale voller Durfwässerchen und unüberschaubare Mengen von Parfumtestern, die wirklich alle betätigt werden wollten.

Überall gab es kleine Papierstreifen, die man fleissig mit allen möglichen Duftwassern besprühen konnte, um sie zu testen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis sich ein ganzer Strauß unterschiedlichst riechender Pappstreifen in ihrer Hand befanden. Und alle mussten von mir beschnüffelt und kommentiert werden. Ich gab mir alle Mühe, aber ich hatte längst den Überblick verloren, welcher Streifen, denn nun welchen Duft aus welcher Flasche enthielt.

Rund um mich herum waren andere Damen auch dabei, ihren ganz persönlichen Lieblingsduft zu finden und sprühten teilweise recht üppige Wolken verschiedenster Marken in den Raum. Langsam wurde mir schwindelig. Aber ich musste da durch. Meine Außeriridische hatte ihr Zielgebiet inzwischen auf 4 Düfte eingeschränkt, wedelte mit den dazugehörenden Pappstreifen vor meiner Nase herum.

Fantastisch. Bergamotte, Tonkabohne, Zimt, Zitrone, Erdbeere, Sandelholz... mein Geruchsnerven waren dermaßen überreizt, dass ich zwischenzeitlich die Luft anhalten musste, um noch einen Unterschied zu merken, aber immerhin hatten wir nach 2 Stunden (!!!) intensiven Dufttrainings endlich ihren neuen Lieblingsduft gefunden. Ich atmete erleichtert auf, was ich sofort bereute. Eine ältere Dame hatte gerade eine Wolke 4711 in meine Richtung gesprüht.

Das Zeug ging schneller in den Kopf als eine Flasche Wodka. Aber von dem Moment an, war meine Laune irgendwie total gut. Immerhin brachte mich sogar ihre Info, dass sie nun noch für diverse Schwester- und Mutterschiffe eine Parfum-Auswahl zusammenstellen wollte, nicht aus der Fassung. Ich ertrug also noch eine ganze Weile die unterschiedlichsten Duftstoffe und ertrug auch die 20minütige Wartezeit an der Kasse ohne Probleme.

Frische Luft gab es erst wieder vor der Ladentür. Und erst da wurde mir bewusst, dass wir tatsächlich 2 Tragetaschen voller Parfüm und diverse Schachteln und Flaschen Waschmittel unterschiedlichster Aggregatzustände zum Auto zu schleppen hatten. Dabei war sogar ich in den Genuss eines neuen Eau de Toilette gekommen. Wann um Himmels Willen das passiert war, weiß ich allerdings nicht mehr so genau...







Samstag, 8. November 2014

Probleme mit meiner extraterrestrischen Kommunikation

Gestern Abend zu fortgeschrittener Stunde, einige Zeit nach ihrer verspäteten Landung.



Sie: "Ich hab was verloren!"

Ich: "Wo?"

Sie: "Hier."

Ich: "Und was hast du verloren?"

Sie: "Das weiß ich nicht."

Ich: "Äh, woher weißt du dann, dass du was verloren hast?"

Sie: "Ich hab's gehört!"



Mich ließ dieses kurze Gespräch in einem Zustand leichter Verwirrung zurück. Gab es da vielleicht Fähigkeiten meiner Außerirdischen, die mir bisher entgangen waren? Sie kann hören, wie Dinge, die sie nicht kennt, einfach so verloren gehen.

Ich frage mich seither, was "Verlorengehen" wohl für ein Geräusch erzeugen mag... vielleicht ein leises Flupp? Oder mehr so ein Wusch? Könnte auch ein leises Pling sein.

Zumindest kann man ausschließen, dass das Geräusch von der Beschaffenheit des sich verlierenden Gegenstandes abhängig ist. Immerhin wusste sie ja nicht zu sagen, was verloren gegangen war.

Und das bringt mich zu einer weiteren Frage: was bringt einem die sicher ziemlich fortschrittliche Fähigkeit, zu hören, wie etwas verloren geht, wenn man nicht gleichzeitig weiß

   1. WAS verloren gegangen ist

oder zumindest

   2. WO sich dieser Gegenstand wiederfinden lässt.

Vielleicht ist ihre evolutionäre Entwicklungsstufe einfach noch nicht fortgeschritten genug, um auch über solch nützlichen Talente zu verfügen. Wobei mich das jetzt zu der Frage führt, ob Darwins Theorie sich auch auf außerirdische Lebensformen übertragen lässt und was das für die Eigenarten ihres Heimatplaneten bedeuten könnte...

Bevor das hier jetzt aber in tiefgründig-philosophische Weiten des unerforschten Weltalls abdriftet, mache ich an dieser Stelle lieber Schluss mit meinem Eintrag.



Freitag, 24. Oktober 2014

Der Bär ist nicht mehr kuschlig...

So früh habe ich mich noch nie aus einem Wochenende gemeldet. Im Grunde war dieses Wochendende so wie all die Wochenenden davor. Allerdings mit dem Unterschied, dass mein innerer Buddha gerade auf Urlaub ist. Sie kam früher als erwartet, hatte alle Staus auf ihrer Strecke heute hinter sich gelassen und war eigentlich ganz erträglich gelaunt. Ich hatte das Essen fertig und bereits alle Vorkehrungen getroffen, und innerhalb kürzester Zeit waren wir auch schon auf dem Weg zum Einkauf.

Während ich mich wie üblich um das Leergut kümmerte, stürzte sie sich auf den Wühltisch direkt hinter der Eingangstüre in der Hoffnung auf ein unerwartetes Schnäppchen. Vielleicht war es der Frust, kein solches gefunden zu haben, ich weiß nicht genau, was der Auslöser für das kommende war.

Ich schob also den Einkaufswagen den Gang entlang, vor uns ein paar andere Kunden. Sie redete gerade darüber, wie sie sich die Wochen über einmal Espresso auf dem Herd gekocht hatte, schlenderte hinter mir her und ich gab mir alle Mühe wenigstens ein bisschen Interesse zu heucheln. Ich ging also stetig weiter, wich den anderen Kunden aus und plötzlich herrschte absolute Stille. Das ist etwas, was ich von meiner Außerirdischen so nicht gewohnt bin.

Als ich mich umdrehte, musste ich feststellen, dass sie irgendwo auf der Strecke das Regal entlang verloren gegangen war. Sie stand wutschnaubend etwa 4 Meter den Gang runter am Brot und funkelte mich böse an. Ich nickt ihr zu, dass ich warten würde und blieb auch eine Weile dort stehen, wo ich ihren Verlust bemerkt hatte. Aber sie kam nicht. Sie funkelte nur noch wütender. Aber das beeindruckte mich nun wirklich nicht mehr, die Wirkung lässt mit der Zeit einfach nach, wenn man wegen allem und jedem angefunkelt und angeschrien wird.

Ich setzte mich nach einiger Zeit wohlwollenden Wartens also wieder in Bewegung und ging zum Ende des Ganges, um nach dem ersten Artikel auf meiner imaginären Einkaufsliste zu schauen: Shampoo. Ich hatte mich noch nicht nach der Flasche meiner Marke gebückt, als sie wutschnaubend hinter mir auftauchte. Sofort fauchte sie mich an, warum ich nicht gemerkt habe, dass sie nicht mehr hinter mir ist. (Der geneigte Leser wird das im Gegensatz zu meiner Außerirdischen verstehen, es sei denn er verfügt im Gegensatz zu mir und den meisten anderen über Augen im Hinterkopf) Ich würde sie immer so hetzen.

Nun, sie entriss mir den Einkaufswagen, drückte mir den Autoschlüssel in die Hand und meinte, wenn ich mich so benäme, könnte ich mich auch gleich ins Auto setzten und dort auf sie warten. Als ich meinte, dass das okay sei, entriss sie ihn mir wieder und stellte mich vor die Wahl, nach Hause zu gehen. Zu Fuß. Oder brav zu tun was sie will und möglichst nett und zuvorkommend alle ihre Gedanken zu erraten. Nun, ich drückte ihr lächelnd den Schlüssel in die Hand und ging meiner Wege.

Mir war es egal, dass ich fast 40 Minuten Fußweg vor mir hatte. Im Gegenteil, ich bin ihn sogar in Rekordzeit gewandert. Ein fröhliches Lied auf den Lippen und den festen Vorsatz im Kopf, dieses Wochenende kein Wort mehr mit ihr zu wechseln. Wird sicher ein lustiges Wochenende. Allerdings muss ich schon die ganze Zeit dermaßen breit grinsen, dass ich am Montag sicher Muskelkater in den Wangen haben werde. Aber ich fühle mich gerade so amüsiert, erleichtert, frei.

Vielleicht tut es ihr mal ganz gut, wenn sie merkt, dass ihr duldsamer Kuschelbär auch bockig sein und seine Krallen zeigen kann. Gekocht wird nicht. Und dass ich ihr vor dem Weihnachtsurlaub ihre Wäsche wasche, kann sie sich auch abschminken... und das Packen ihres Koffers darf sie auch ganz alleine versuchen... sie wird den netten Bären vermissen, der ihr sonst diese Sachen immer abnimmt...

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Küchenpanik

Wie jedes Wochenende, so habe ich auch am letzten für sie vorgekocht. Für jeden Tag der Woche ein eigenes Gericht. Eine Putenpfanne mit Champignons und Zwiebeln, Hackfleischtopf mit Spitzkohl, Pastinaken-Petersilienwurzel-Püree mit Saurer Sahne und einen Tofu-Spinat-Ziegenkäse-Auflauf. Ich koche ja immer nur für Montag bis Donnerstag, da sie freitags ja meist zum Essen zuhause ist.

Dieses Wochenende kommt sie allerdings nicht. Ihre Schwester wird nebst Ehegatten und Tochter bei ihr unterschlüpfen, so lange in ihrem Haus der Boden abgeschliffen und neu versiegelt wird. Heute Abend werden sie in Münster ankommen und bis Sonntag bleiben. Leider weiß niemand in ihrer Familie, dass sie nicht kochen kann. Sie hat jahrelang meine Koch- und Backkreationen als ihre eigenen ausgegeben. Das wird sich dieses Wochenende vielleicht rächen.

Kurz vor 12 Uhr heute mittag erreichte mich ihr Anruf. Ob ich schon ihre Mail gesehen hätte. Nein, hatte ich nicht. Also schnell mal geschaut:

"Hallo,

was kann ICH kochen für alle, für abends, was aber auch relativ lecker und leicht ist? Kannst du mir bis Mittag bescheid geben, damit ich noch einkaufen kann?"

Aha. Etwas, was auch sie kochen kann. Klar doch. Und dann natürlich auch wieder mal unter Zeitdruck. Von Zwölf bis Mittag... Verdammt. Also schnell mal überlegt, was sie denn hinbekommen könnte ohne größere Katastrophen auszulösen. Mein erster Vorschlag: Gulaschtopf mit Salat und Chiabatta. Schnell alle Zutaten auf vier Personen hochgerechnet und eine Anleitung geschrieben. Sofort abgeschickt. Dann wieder zurück in die Entspannung geschaltet.

Dann klingelt das Telefon. Ob es nicht was Vegetarisches sein könne und außerdem Salat! Wo sie doch keinen tollen hinbekommt, weil sie kein Dressing machen kann. Am liebsten wäre ihr ja was mit Tofu. Ich würde ihr gerne schnell das Dressing erklären, aber 4 Zutaten übersteigen offenbar ihre Aufnahmefähigkeit, also soll ich ihr neben dem Rezept für ein einfaches, schmackhaftes und vor allem schnell zuzubereitendes Tofu-Gericht auch noch das für ein Senfdressing per Mail schicken.

Also das ganze noch mal von vorne. Wieder die Zutaten hochgerechnet, alles aufgelistet und dann die Zubereitungsanleitung in möglichst vielen kleinen Schritten aufs virtuelle Papier gebracht und ab nach Münster geschickt. Mal sehen ob sie das hinbekommt. Vor allem wenn ihre Schwester dabei zusieht. Die kann nämlich sehr gut kochen...

Ich bin mal gespannt, wann der nächste Hilferuf kommt. Manchmal frage ich mich, ob ich mich mit meiner Unterstützung nicht zum Kollaborateur einer Alien-Invasion machen werde, aber ich kann nicht anders... sie ist so verdammt hilflos, so ganz einsam auf diesem Planeten gestrandet ;-)

Dienstag, 30. September 2014

Waschologie


Die ganze Woche über hatte ich damit zu tun gehabt, nach der Arbeit Wäsche zu waschen. Ihre Wäsche. Okay, nicht nur ihre Wäsche, aber die paar Teile meiner Wäsche standen etwa im Verhältnis 1 zu 10 im Vergleich zu ihrer Wäsche. Nun, ich habe also in der Woche tatsächlich 9 Touren gewaschen. In verschiedenen Farben und Waschprogrammen. Strikt nach Waschanleitung auf den Kleidungsstücken, der Bettwäsche und den Handtüchern. Das meiste davon aus und auch wieder für Münster.

Das Waschen an sich ist nicht das einzige, was meine Co-Habitantin zu einem Problem für jeden normalsterblichen Menschen macht. Vielmehr liegt eine zusätzliche Schwierigkeit in der Tatsache, dass der Sommer nunmal vorbei ist und in den Kellerraum nur 3 Wäscheständer passen. Ich musste also nicht nur ein perfektes Zeitmanagement einhalten, nein, ich musste auch bei der Trocknung wahre Raumwunder vollbringen. Und das liegt nicht nur in der Tatsache begründet, dass ich nur eine begrenzte Zahl freier Trockenplätze hatte. Wer schonmal versucht hat komplette drei Bettwäschegarnituren (Kopfkissen- und Bettdeckenbezug nebst farblich passendem Spannbetttuch) auf einen einfachen Ständer zu hängen, weiß, dass man dazu ein ausgeklügeltes Raumnutzungskonzept und reichlich Geduld benötigt.

Nun, damit waren die einfacheren Dinge also erledigt. Es folgten die komplizierteren Wäschestücke. Also nicht, dass die Reinigung mit einer modernen Waschmaschine für mich ein Buch mit sieben Siegeln wäre, nein, ich kann so ein Gerät - auch als Mann - schon seit geraumer Zeit problemlos bedienen. Es geht hier eher um die magischen Waschriten einer außerirdischen Nervensäge. Zu wirklich jedem einzelnen Kleidungsstück hatte ich vorab von ihr eine exakt einzuhaltende Anweisung erhalten. Pullover aus Wolle durfte ich nur liegend trocknen, bei solchen aus Mischgewebe sollte ich darauf achten, das die Ärmel nicht runterhängen, da sie sonst nach dem Trocknen zu lang sein würden.

Der Einsatz von Klammern ist nur an einigen Stellen erlaubt und hat immer so zu erfolgen, dass auf keinen Fall sichtbare Spuren auf dem Stoff zu erwarten sind. Ernsthaft. Sollten in dem Stoff nach dem Trocknen auch nur die geringsten Abdrücke der Klammer zu sehen sein, würde das den Weltuntergang bedeuten. Ihr lebt alle nur noch, weil ich das bisher immer vermeiden konnte! Bei Unterwäsche waren Klammern auf keinen Fall erlaubt. Allerdings durfte man diese auch nicht beliebig über die Leine hängen, der dadurch entstehende Knick könnte schlimme Folgen haben. Er sollte daher - falls unvermeidar - tunlichst an der Stelle liegen, an der die Unterhemden dann am Ende auch für den Schrank gefaltet werden.

Bei Hosen ist es noch schlimmer. Keine Knicke, keine Klammern! Und natürlich sind diese auf links zu drehen vor dem Waschen und auch so zu trocknen. Wie hängt man also Jeans auf einen Wäscheständer, ohne Knicke und Klammerabdrücke zu verursachen? Nun, auch bei ihrer recht überschaubaren Körpergröße schleifen die Hosen nur dann nicht über den Kellerboden, wenn man sie an den leicht ansteigend montierten Seitenflügeln der Wäscheständer aufhängt und zwar mit diesem Trick: die Hose gut ausgeschlagen, Knopf geschlossen und dann an den Gürtelschlaufen vorsichtig an die Leine geklammert. Ich bin ein Zauberkünstler, wenn es darum geht meinen Alien nicht zu verärgern. Seid froh, sonst hätte sie die Erde schon längst in die Luft gejagt.

Ich habe es tatsächlich geschafft, alle Wäsche in der vorgegebenen Zeit und unter Einhaltung aller Auflagen zu waschen und zu trocknen. Da ich sie nicht auch schon gebügelt hatte bekam ich allerdings keinen Dank dafür. Sie hat die Wäsche dann mit nach Münster genommen um sie zu bügeln. Ist mir auch Recht so, denn wer glaubt, dass ihre Anforderungen bei der Wäsche schon maßlos sind, der hat noch nie zugesehen, wie sie eine Stunde lang an einer Bluse bügelt, bevor sie ihren Ansprüchen genügt und zusammengefaltet in den Reisekoffer gestopft werden kann...

Mittwoch, 24. September 2014

Erfolgreiches Schweden-Shopping

Ich liebe Ikea. Erschreckender Weise muss ich das als Mann einfach mal zugeben. Ich mag den Laden, diese System des nicht belästigt und umworben werdens. Ich bin stolzer Inhaber einer Family-Card und lasse mich gerne mit "hey Mike" ansprechen. Und ich gehe selten ohne eine Neuerwerbung wieder nach Hause.

Hinzu kommt, dass ich das Glück habe, in Deutschland und in Holland einen Ikea in der Nähe zu haben. Ist ganz praktisch, wenn man weiß, dass es bei gewissen Dingen teilweise deutliche Preisunterschiede gibt. Letztes Wochenende ging es nach Godorf. Eine Fahrt, die schon mit Startschwierigkeiten gesegnet war, als wir ins Auto stiegen. Gerade kam da nämlich im Radio, dass es auf unserer Strecke 15 km Stau gab.

Zum Glück bin ich ein wandelndes Navi und hab uns über Landstraßen zu einer Auffahrt hinter dem Stau gelotst und so konnten wir mit einigen Minuten Zeitverlust statt einer Stunde oder länger im Stau unsere Reise nach Köln doch noch antreten. Wir waren ziemlich schnell auf dem Parkplatz. Samstag Nachmittag. Der Parkplatz war voll. Richtig voll. Aber meiner Co-Habitantin scheint manchmal die Sonne aus dem Arsch, wenn es um das Parken geht.

Wir fanden auf Anhieb einen Parkplatz direkt am Eingang und auch noch im Schatten. Unfassbar, dass sie das immer wieder hinbekommt. Manche Dinge darf man nicht infrage stellen und muss sie einfach nutzen. Der Laden war nicht ganz so voll, wie die Autos erwarten ließen und unsere Tour durch die Ausstellung war sehr entspannt.

Der erste Höhepunkt des Tages war ein unglaublich leckeres und perfekt rosa gebratenes Steak, zu dem wir uns einen Salat gönnten, um uns für den Kampf in der Krims-Krams-Abteilung zu stärken. Gefährlich wird Ikea nämlich immer nur, wenn wir in die untere Etage wechseln und es einen Einkaufswagen gibt, den man nur allzu leicht füllen kann. Sie hatte schon eine Liste gemacht, was sie brauchen würde, aber ich merkte schnell, dass auch alles, was NICHT auf der Liste stand, unglaublich interessant für sie war.

Wer schon einmal bei Ikea war, weiß, dass nach den Möbeln als erstes die Glas- und Porzellan-Abteilung folgt. Wie kauften 3 mittelgroße Schalen aus Steingut, eine hölzerne Obstschale und ein Design-Tablett für den Esstisch. Außerdem gefiel ihr die neue Thermoskanne so gut, die war ihr schon in der Ausstellung bei den Küchenmöbeln ins Auge gefallen und ja, ich fand sie auch sehr schön.

Nun, es waren also insgesamt 6 Teile, die wir dort in unserern Einkaufswagen packten. Es vergingen 90 Minuten, bis wir diese erste Abteilung hinter uns hatten. Weiter zu den Kochtöpfen und Vorratsdosen. Für diesen Bereich standen keinerlei Wünsche auf ihrer Einkaufsliste. Also brauchten wir nicht ganz 45 Minuten um voran zu kommen.

Die Textilabtilung allerdings sollte unser Amargeddon werden. Auf der Liste standen eine Decke, ein Bett- und Kissenbezug-Set und auch ein Kissen. Nichts besonderes, denn es sollte nur eine Art Minimalausrüstung für das Gästebett werden. Wir hatten recht schnell eine Steppdecke, ein Kissen und zwei sehr schöne Bettbezüge im Einkaufswagen. Im Grunde hatten wir damit alle Dinge auf der Liste abgehakt.

Auf meine Frage, was sie denn noch suche, antwortete sie mit Decke und Kissen. Ich schaute in den Wagen und fand beides bereits darin vor, war also verwundert, dass sie noch einmal die gesamte Abteilung durchlief und wirklich jedes angebotene Textilprodukt in die Hand nahm, um sicherzugehen, dass sie nicht vielleicht doch noch eine bessere Kombination aus preiswert und brauchbar finden könnte.

Natürlich gab es die nicht. Immerhin hatten wir die Sachen ja schon nach ihren strengen Kriterien sorgsam und erst nach ausführlicher Prüfung und Beratschlagung ausgewählt. Aber erst nach einer zweiten Runde durch die Regale gab sie sich mit den Artikeln zufrieden, die zu diesem Zeitpunkt schon eine gute Stunde im Einkaufswagen lagen.

Anstrengend wurde es dann noch einmal in der Abteilung mit den Bildern und Rahmen. Denn beides wollte sie haben. Allerdings ohne jegliche Vorstellung darüber in welcher Kombination und für welchen Raum oder welche Wand. Ich hatte alle Mühe ihr klar zu machen, dass ich ohne zu wissen wo die Bilder hängen sollten, keine Auswahl treffen könne. Am Ende blieb es bei zwei bunten Bilderrahmen und einem Set Postkarten mit eher grafischen Elementen.

Alles in allem haben wir 6 Stunden bei Ikea verbracht. Ich habe zum ersten Mal gehört, dass die Kunden gebeten werden, langsam zu den Kassen zu kommen, da der Laden bald schließen würde. Wir waren unter den letzten, die das Gebäude verließen. Es war anstrengend, aber wesentlich entspannter als ich befürchtet hatte und auch sie war mit ihrer Beute ganz zufrieden...


Dienstag, 16. September 2014

Die magische Hose

Hat sie, oder hat sie nicht? Vor einigen Wochen waren wir in einem Bekleidungsgeschäft einkaufen. In erster Linie für mich, aber wenn eine Frau (und sei es eine außerirdische) in einem Kleiderladen ist, schaut sie natürlich auch für sich selbst nach einer passenden Neuerwerbung.

In ihrem Fall ging es da um eine Jeans. Immerhin gab es in dem Geschäft alle möglichen Jeans, in verschiedenen Schnitten, Längen, Passformen und Farben. Nachdem sie nach dem Trial-Error-Prinzip ihre Größe und Passsform gefunden hatte, was bei einer knapp 1,60 m großen Außerirdischen mit eher weiblichen Formen nicht unter einer Stunde zu erreichen ist, kamen wir zu einem einigermaßen befriedigenden Ergebnis.

Sie fand eine passende, gut sitzende Jeans, die nichtmal gekürzt werden müsste, allerdings hatte diese nicht unbedingt die von ihr angestrebte Farbe. Ich fand die Farbe eigentlich toll, so eine Art Khaki-Ton, aber ihr schwebte dann doch mehr das klassische Blau vor. Mir war es nach der langen Zeit der Anprobe egal und ich schaltete meine Aufmerksamkeit in den Stand-by-Betrieb, ein Fehler wie sich am Wochenende noch herausstellen sollte.

Am Samstag hatte sie Geburtstag und wollte zum Feiern mit der Familie gerne die besagte Jeans tragen. Doch diese blieb unauffindbar. Sie hat den Kleiderscharnk vollständig auseinander genommen, auch die Teile, in denen sie sonst nur die gerade saisonal nicht benötigten Winterklamotten aufbewahrte. Nun, auf ihrem Bett türmten sich mindestens 50 Jeans in allen Farben, meist jedoch in nur leicht variierenden Blautönen. Nur die gesuchte ar nicht dabei.

Es folgte lautstarkes Fluchen, haltlose Beschuldigungen in meine Richtung und ein verzweifeltes Durchwühlen aller in ihrem Schlafzimmer ausgebreiteten Kleidungsstücke. Selbst ein tränenreicher Nervenzusammenbruch konnte am Ergebnis nichts ändern. Die Hose blieb verschollen. Die Schuld daran habe eindeutig ich. Zumindest sieht sie das so. Ich muss die irgendwie und aus einem mir nicht schlüssig verständlichen Grund vor ihr versteckt halten.

So gingen also Samstag und Sonntag ins Land, bevor sie sich am Montag morgen wieder nach Münster begab. Fast ununterbrochen wurde nach der Hose gesucht. Selbst an Stellen, an denen sie unmöglich sein konnte, es sei denn sie hätte sich aus einem wissenschaftlich noch zu erforschenden Grund spontan dort aus dem Nichts materialisiert. Sie fuhr mit der Bitte an mich, auch meine Sachen nochmal zu durchsuchen, ob ICH die Hose vielleicht bei mir habe.

Ich habe gesucht. Was nicht viel Zeit in Anspruch nahm, da ich als Mann nicht den Inhalt einer mittleren Boutique in meinem Kleiderscharnk beherberge. Die Hose war nicht zu finden. Es hätte mich auch überrascht, wenn es so gewesen wäre.

Ich bin den Tag des Einkaufs in meinem Kopf unzählige Male immer und  immer wieder durchgegangen und komme zum Schluss, dass die Hose nie gekauft wurde. Leider habe ich nicht wirklich abgespeichert ob sie in einer der Tüten war, die ich nach dem Einkauf in den Kofferraum ihres Wagens legte. Der letzte Satz, den ich von ihr jedoch im Kopf habe, beinhaltet einen Verzicht auf die 40 € teure Hose, weil ihr die Farbe nicht gefiel. Alles danach liegt in einer Art Nebel. Ich kann weder sagen, dass... noch, dass wir die Hose NICHT gekauft haben.

Nehme ich jedoch die Tatsache, dass die Hose nicht aufgetaucht ist und meine Erinnerung an ihre Ablehnung der Farbe und dem Kauf einer so teuren Jeans die eben nicht ihren Geschmack ideal getroffen hat, muss ich davon ausgehen, dass wir die Hose wirklich nicht gekauft haben. Auch wenn das bedeutet, dass ich ein ganzes Wochenende meines Lebens an einen Gegenstand verloren habe, der nichts als eine fixe Idee einer durchgeknallten Außerirdischen ist...


Freitag, 5. September 2014

Startschwierigkeiten

Vergangenen Sonntag hat sie mich mit der Ankündigung überrascht, mich schon am späten Nachmittag zu verlassen. Ich bemühte mich augenblicklich um ein gewisses Maß nach außen getragener Trauer, während ich innerlich Freudensprünge und Jubel verspürte.

Allerdings ist das Schicksal oft ein mieser Verräter...

Sie war eigentlich zum Abflug bereit, der Countdown war gestartet, da kam ein Anruf von ihrem Schwesterschiff Nummer 1 und damit zu einer ungeplanten Startverzögerung von mehr als 30 Minuten. Dann wurde der Countdown neu gestartet, kam aber nicht allzu weit.

Eine Nachricht von ihrem Heimatplaneten. Noch einmal musste der Start verschoben werden. Langsam begann das Zeitfenster für einen erfolgreichen Start sich zu schließen. Ihre Kommunikation wurde so ausschweifend, dass ich eigentlich schon nicht mehr an einen Start glauben wollte. Sicher nochmal 30 Minuten, wenn nicht länger. Dann wurde die Verbindung endlich unterbrochen und sie begann mit einem neuen Countdown.

Der war gerade erst gut angelaufen, als sich die Kommunikationszentrale schon wieder meldete. Diesmal das Schwesterschiff 2 und damit die dritte längere Verzögerung. Aus dem späten Nachmittag war inzwischen ein früher Abend geworden. Diesmal hielt sie sich aber recht kurz und beendete den Kontakt nach etwas über 20 Minuten. Dann begann sie wieder mit den Startvorbereitungen.

Ich sollte schnell noch mögliche Hindernisse auf ihrem Weg auskundschaften und ihr schnell mal vorlesen, was der Westrheinische Durchreise Radar (WDR) zur Luftverkehrslage auf ihrem Kurs sagte und da war es: ein Raumschiff war auf halber Strecke liegen geblieben und es gab einen Stau.

Erst nach einer ausschweifenden Überprüfung war sie davon zu überzeugen, dass sie schon weit vor der Unfallstelle ihren Kurs wechseln würde (A4 → A1) und dass auch ein eventueller Rückstau sie davon unmöglich abhalten könne. Ich wollte die Hoffnung sie auf ihre Reise zu schicken einfach nicht aufgeben und hätte notfalls auch gelogen, um den Start nicht auf den nächsten Tag verschieben zu müssen.

Tatsächlich hob ihr Raumschiff dann mit über 2 Stunden Verspätung noch ab. Ich genoss einen ruhigen, entspannten Abend und versuchte die angekündigte Landung für das folgende Wochenende einfach noch eine Weile aus meinen Gedanken zu verbannen...

Freitag, 29. August 2014

Betreff: Käse

Montag:

Erde an Raumstation:

Ich hab für 30 € Käse gekauft. Und Bohnen hab ich auch genommen. 2x Azorenkäse, 2x Manchego,  1x Curado, 2 x Fresco und einmal Ziegenkäse im Doppelpack, den fand ich aber schon extrem teuer. Mehr Geld hatte ich nicht mit, sonst hätte ich mehr gekauft. 

Raumstation an Erde:
Hört sich gut an, danke!

Mittwoch:

Raumstation an Erde:
Ich weiß nicht ob ich, bzw. wann ich Freitag komme, da wir Schulung haben mit open end
Es ist doch Friseur, oder?

Erde an Raumstation:
Ich hab keine Ahnung, wann Friseur ist...

Donnerstag:

Raumstation an Erde:
Ja kannst du denn mal gucken?
Damit ich weiß, ob ich mich abhetzen muss ?!?!?!


Erde an Raumstation:

Morgen ist Friseur, ich will aber nicht hin...

Raumstation an Erde:

Warum?
Ist was?

Erde an Raumstation:

Was soll sein?
Ich will die Haare nicht schneiden...

Raumstation an Erde:

Entschuldigen Sie die Frage.
Wieder genervt.

Erde an Raumstation:

Nicht genervt, irritiert und erstaunt...
Hör endlich auf mich lesen zu wollen, du bist darin echt richtig mies :D

Muss gleich noch Uschi neues Olivenöl runtergeben xD Sie hatte es wiedermal leer... und unser Riesenkanister ist noch immer nicht leer. Ich muss auch mal wieder ein bisschen mehr Öl benutzen. (Aber ich benutze ja eh momentan nur ein Bisschen zum Braten und dazu ist es mir eigentlich viel zu schade und zu intensiv...)

Ich werde den Friseur ausfallen lassen. Ich mach mir dann die Haare mit der Maschine, wenn sie zu lang werden sollten, aber ich will vielleicht auch wieder ein Bisschen wachsen lassen... ich bin da noch unentschlossen.

Bring morgen gute Laune mit oder lass zumindest die schlechte da!

Freitag:

Raumstation an Erde:

Als erstes lässt du dir immer alles aus der Nase ziehen, nicht ich! Hättest du gleich geschrieben, was du in der zweiten Mail geschrieben hast, gäbe es auch keine doofen Fragen und Versuche dich zu verstehen. Komunizieren ist das Zauberwort und nicht alles aus der Nase ziehen lassen.

Kannst du Bescheid geben, dass ich zum Friseur will, aber nicht weiß ob ich es pünktlich schaffe?

Musst mir nochmal zeigen, wieviel Olivenöl wir haben...

Also bis nachher und ich versuche dich nicht zu lesen, nur ist es frustrierend, wenn ich am Wochenende komme und du nur vor der Kiste hängst... ich fahr unheimlich gerne 400 km am Wochenende...

Erde an Raumstation:
  1. Niemand zwingt dich 400 km zu fahren, das ist deine freie Entscheidung und ich lasse mich dafür nicht auch noch verantwortlich machen.
  2. Ich gebe dir alle Information die du brauchst. (Ich will nicht zum Friseur ist ein ganz klarer, eindeutiger Aussagesatz! Dass du nicht in der Lage bist, sowas zu akzeptieren, ohne dass man dir einen halben Roman an Gründen gibt, ist nicht mein Problem.)
  3. Wir haben noch mindestens 6,5 Liter Olivenöl. (Mehr als 1 l im 10-l-Kanister und den noch immer verschlossenen 5-l-Kanister)
  4. Am letzten Wochenende waren wir freitags einkaufen, samstags beim Bobby-Car-Rennen und am Sonntag hab ich den ganzen Tag gekocht, vor der Kiste hast also vor allem du gehockt.
  5. Du weißt wirklich einem Freude af das Wochenende zu machen!
Ende des Funkverkehrs.... ?!?!









Freitag, 22. August 2014

[off-topic] In eigener Sache

Meine lieben Leser und alle anderen, die sich hier her verirrt haben sollten, heute möchte ich euch auf ein kleines, aber feines Satire-Projekt aufmerksam machen.


Es ist eine sehr gelungene Plattform für alle, die sich bereits in anderen Foren herumtreiben und herumgetrieben haben. Äußerlich aufgebaut wie jedes andere Diskussionsforum hat es sich ein Thema erwählt, dass in unserer Kultur einen bedeutenden Wendepunkt markiert hat: dem Nachtmarkt!

Im Inneren findet ihr witzige Texte, lustige Anspielungen auf die typischen Foren-User-Typen, auf die aufkommenden Diskussionen um eigentliche Nichtigkeiten und natürlich auch die ein oder andere nicht wirklich Ernst gemeinte Information über das unglaublich vielschichtige Phänomen der Nachtmärkte.

Und das schönste: Jeder kann dazu beitragen! Werde noch heute Mitglied!

Montag, 18. August 2014

Eine haarige Angelegenheit

Heute möchte ich euch nur mit einem kleinen Anekdötchen aus meinem - dank ihrer frühen Abreise - recht angenehmen Wochenende beglücken. Auch wenn es mich jetzt im Nachhinein selbst amüsiert, muss ich gestehen, dass ich am Freitag einen Augenblick kurz davor war, sie mit einem Tritt in den verlängerten Rücken zurück auf ihren Heimatplaneten zu befördern...

Auf ihren speziellen Wunsch hin, haben wir am Freitag "American Hustle" gesehen. Ein Film, der neben einer gewissen Überlänge auch noch mit politischen Anspielungen gespickt war. Beides Dinge, die ich unter normalen Umständen für einen Filmabend mit meiner Co-Habitantin vermeiden würde. Ich hatte mich also innerlich schon gestärkt - die Sache mit dem inneren Buddha, ihr versteht - und war auf das schlimmste vorbereitet. Dachte ich.

Gleich zu Beginn des Films gibt es eine Szene, die ich euch kurz beschreiben muss: Christian Bale, als typischer 70er-Jahre-Macho mit Halbglatze steht vor einem Spiegel, befestigt ein Büschel Haare mit einem Kleber auf seiner Glatze und kämmt anschließend seine verbliebenen Resthaare über dieses Konstrukt. Die Szene ist völlig unwichtig für das Verständnis des Films. Sie dient einfach nur dazu, den Charakter der handelnden Figur ein bisschen plastischer zu machen.

Diese Szene eröffent sozusagen den Film und ich musste sie gleich mehrfach sehen. Ja. Allen ernstes. Diese Szene wurde so oft vor und zurückgespult, bis alle Schritte von der Glatze zum vorgespiegelten Vollhaar von ihr vollständig durchschaut, beschrieben und kommentiert waren. Jede einzelne Strähne, ja selbst das Aufdrehen des Fläschchens mit dem Toupetkleber in einer stetigen Wiederholung. Ich kam mir vor wie in einem Werbespot von Head&Shoulders...

Stellt euch einfach vor, ihr wärt in einer Dauerschleife gefangen, in der allerdings nicht das tägliche Murmeltier, sondern das Hairstyling der Running Gag ist. Gruselig oder? Hinzu kommt, dass die dem Film unterlegte Musik Teil der Geschichte ist und diese durch die Texte der zum größten Teil sehr bekannten Musikstücke erzählt und unterstützt wird. Allen ernstes wurde Tante Wiki bemüht, um zu sehen ob einige der Titel auch früh genug veröffentlicht waren, um in die im Film dargestellte Zeit zu passen.

Ich kann den Film nur bedingt empfehlen. Denn um ihn wirklich zu verstehen und genießen zu können, sollte man sich ein bisschen in der amerikanischen Kultur der späten 70er Jahre auskennen und ein bisschen mehr als rudimentäre Kenntnisse über die damaligen politischen Verhältnisse haben. Wer nicht weiß, dass es damals einen Anschlag auf das Oktoberfest gegeben hat, dem werden die Anspielungen auf München einfach nur unverständlich erscheinen.

Demnach könnt ihr euch ausmalen, wie grausam mein Leidensweg am Freitag Abend wirklich gewesen ist. Ich werde da aber nicht weiter ins Detail gehen, denn ich befürchte, selbst ein Bericht darüber würde noch gewisse Artikel der Genfer Menschenrechtskonventionen verletzen...

Sonntag, 10. August 2014

Die siebenundsechzig ??? und der Schweden-Krimi

Durch Zufall wurde unser Freitag mit einem durchaus fesselnden Krimi verbracht. Ein Schwedenkrimi. Sehr schön erzählt, ruhig, unaufgeregt und mit sehr guten Schauspielern. Die äußerst spannende Suche nach einem Serienmörder. Beim Flitschen durch die Kanäle blieben wir an einem sehr unspektakulären Intro hängen und da auch auf den anderen Kanälen nichts Interessanteres lief, entschieden wir uns - sehr zu meiner Freude - für den Krimi.

Natürlich wurde das Ganze wieder mit einem Audio-Kommnetar versehen und weil ich gerade meine Kladde für diverse Notizen vor mir liegen hatte, habe ich einfach mal eine Strichliste geführt. Und dabei habe ich nur die Kommentare gezählt die eine Frage zur Handlung beinhaltet haben. Siebenundsechzig. Das entspricht einer Frage alle 85 Sekunden.

Der Krimi wurde - skandinavientypisch - eher langsam und ausführlich erzählt, daher kam es mir verglichen mit ihrem sonstigen Kommentar sehr still vor. Die übliche Rate ihrer Wortmeldungen liegt deutlich höher. Besonders nervig sind immer die Fragen, zu denen die bisher gesehene Verfilmung noch keine Antworten geben kann. Oder Fragen, die sich mit hypothetisch möglichen Vorgeschichten zum Filmgeschehen beschäftigen.

Hypothetisch in dem Sinne, dass sie sich irgendwie eine in ihren Augen plausible Vita der handelnden Personen VOR dem im Film dargestellten Zeitraum vorstellt und zwar aufbauend auf dem Charakter und den Handlungen der Personen. und zu dieser Fantasie-Lebensgeschichte, die natürlich rein in ihrem Kopf existiert, muss ich dann Fragen beantworten. 

Gott sei Dank bin ich inzwischen ganz gut in der Lage, mich in ihrer recht überschaubaren Gedankenwelt zurecht zu finden. Sie denkt sehr in Schubladen. Es gibt nur schwarz und weiß, gut und böse. Dinge, die sich nicht in diese Schubladen einordnen lassen werden ignoriert. Totgeschwiegen. Geleugnet. Das kann mitunter sehr lustig, aber auch anstrengend sein. Manchmal konstruiere ich nur so aus Spass an ihren Gedankenspielen herum, um sie zu verwirren und aus der Bahn zu bringen.

Anfangs habe ich das nur getan, um sie zum Nachdenken anzuregen und ihr zu helfen, auch andere Sichtweisen zuzulassen, aber da sie sich als rationalem Denken gegenüber vollkommen resistent erwiesen hat, ist es zu einem reinen Psychospiel verkommen, mit dem ich sie zur Weißglut treiben kann. Ja, ich bin böse. Aber ich bin es gerne...

Donnerstag, 7. August 2014

Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?


In eigener Sache mal ein bisschen was über den Menschen hinter dem Blog:

Anleitung für den Umgang mit eine introvertierten Bären

Ein bisschen darüber wer ich bin, wie ich bin und wie man ganz gut mit mir klarkommen kann.

Punktlandung verfehlt

Ich bin ein Freund klar strukturierter, chronologischer und vor allem inhaltlich anspruchsvoller Erzählungen. Das sollte euch inzwischen aufgefallen sein. Ich gebe mir zumindest Mühe. Sicher könnt ihr euch schon denken, dass man als Außerirdischer so seine Probleme damit hat.

Bestes Beispiel dazu, ist ein Bericht aus ihrem Urlaub...

Sie wollte mir erzählen, inwieweit ihr chauvinistischer Papa seine Frau schlecht behandelt. Der hatte sie nach einem Unfall angepflaumt. Das ist also der Aufhänger. Warum also hat er seine Frau angeblafft? Weil er beim rückwärts aus einer Parklücke fahren... er hatte da an der Straße geparkt, da beim Restaurant... da waren sie alle Essen... das haben sie ja bisher jeden Sommer gemacht, aber diesen Sommer waren sie mit 3 Autos da. Sie sei mit den Eltern gefahren, denn die anderen Wagen waren ja schon belegt... sonst wären sie immer mit zwei Autos gefahren, aber die eine Schwester war ja mit Mann und Kind und Schwiegermutter da, das Auto schon voll, die andere Schwester mit Mann und Kindern unterwegs, also war sei bei den Eltern im Auto. Und wenn ich glauben würde, sie wäre eine rasante Fahrerin, würde ich auf dem Beifahrersitz ihres Vaters sicher tausend Tode sterben. Es war übrigens super, dass sie bei der Schwester gewohnt hat, denn so hatte sie viel mehr Zeit mit ihren Nichten.

Ihr seht worauf das hinausläuft? Sie hat eine gute Stunde ununterbrochen auf mich eingeredet. Ich wundere mich immer wieder, wie sie es dabei schafft genug Sauerstoff in ihren Körper zu pumpen.Scheinbar ist sie in der Lage, diesen der Luft über ihre Haut zu entnehmen. Ich würde bei einer ähnlich hohen Wörter-pro-Minute-Rate bewusstlos zu Boden sinken. Aber zurück zur Geschichte:

Sie hatte so einen Spass mit ihren Nichten und die Kleine ist ja so ein aufgewecktes Mädchen und hat mit ihren 4 Jahren tatsächlich schon einen Hang zur Mathematik entdeckt. Und wenn sie dann die Kinder von ihrer Cousine sähe, also sie als Nicht-Mutter habe sich ja nicht getraut was zu sagen, aber die Kinder seien ja dermaßen unterfordert und niemand nimmt sich mal Zeit mit denen zu spielen oder ihnen was beizubringen. Dabei hat der kleine doch so nett mit ihr gespielt und sie hat ihn ja sogar dazu gebracht hinterher wieder mit ihr aufzuräumen. Nein, da sei sie froh, dass ihre Schwestern so viel besser im Umgang mit ihren Kinder seien. 

Zu diesem Zeitpunkt habe ich den ursprünglichen Grund für die Geschichte längst aus den Augen verloren. Sie hat sich aber nicht etwa in ihren Gedanken verirrt, nein, sie glaubt noch immer die gleiche einfache Geschichte zu erzählen, die sie am Anfang angekündigt hat. Sie redet noch immer über ihren Papa. Also auf Umwegen sicherlich, aber wir sind noch immer bei der Erzählung über seinen Wutausbruch.

Die waren ja im Restaurtant auch so lieb, ihre Nichten und das Essen war so gut. Und als es dann wieder nach Hause gehen sollte, ist ihr Papa das Auto holen gegangen und hat dabei ganz leicht den hinter ihm stehenden Wagen an der Stoßstange berührt. Da war wirklich nichts. Nichtmal ein Kratzer. Aber er hat sich natürlich über sich selbst geärgert und das war ja schon schlimm genug, weil er dann ja seinen Frust an seiner Frau abbauen würde. Aber es kam noch schlimmer, denn der Unfallgegner bestand drauf doch die Polizei zu rufen, was das ganze noch ein bisschen komplizierter und vor allem zeitaufwändiger machen würde. also wurde ihr Papa noch schlechter gelaunt als er es ohnehin schon war und ließ, nachdem die Polizei wieder weg war und man sich endlich auf den Heimweg machen konnte, seine Wut an seiner Frau aus.

Das habe Mama ihrer Schwester erzählt, als sie abends telefoniert hatten, denn sie war ja mit der Schwester gefahren, weil sie wieder dort schlafen würde um auf die Nichten aufzupassen. Hatte sie eigentlich erwähnt, dass die Vierjährige schon ganz alleine rechnen kann? Also sie kann da auch kein Mitleid mit ihrer Mutter haben, wenn die sich immer alles gefallen ließe, aber sie habe ja noch nie was gesagt und die Launen ihres Mannes immer hingenommen...

Okay. Das war es also.

Und so sieht es immer aus, wenn sie etwas erzählt. Wenn ich das wiedergeben würde, dann hätte das in etwa so geklungen: Gestern nach dem Restaurant hat mein Papa beim ausparken ein Auto touchiert. War nichts schlimmes, aber der andere Fahrer wollte unbedingt die Polizei holen. Die haben das alles aufgenommen und sie dann nach Hause geschickt. Ist ja kein Schaden da, den man regulieren müsste. Aber mein Papa hat sich so über seine eigene Unfähigkeit und die ewige Wartezeit aufgeregt, dass er hinterher seinen Frust an meiner Mutter ausgelassen hat, die wie immer nichts gesagt und einfach alles geschluckt hat.

Klar, stringent und mit allen notwendigen Informationen. Das ist etwas, was sie nicht kann. Sie scheitert schon an der Auswahl der zum Verständnis nötigen Details. Sie wählt nämlich gar keine aus, sondern erzählt einfach unsortiert alles, was in dem Zusammenhang in ihrem Kopf herumschwirrt.Und sie hat keinerlei Verständnis dafür, dass ich es manchmal recht mühsam finde, die Essenz ihrer Berichte aus diesem Wust an unreflektierten Gedanken zu extrahieren...

Ich stelle ihr generell nur Fragen, die man mit Ja oder Nein beantworten kann. Was natürlich nicht bedeutet, dass sie das auch in gewünschter Weise tut. Sie schafft es auch dann noch einen halben Roman zu erzählen und mich darin nach der passenden Antwort suchen zu lassen...

Samstag, 26. Juli 2014

[off topic] Einmal und nie wieder

Ich habe gestern zum ersten Mal etwas bei amazon.com bestellt. Ich hatte mir ja vor einiger Zeit mal eine Wunschliste angelegt, damit Freunde und interessierte Leser meines Blogs gleich was finden können, um mir eine kleine Freude zu machen.


Tja, und wenn man schonmal ein Kundenkonto hat, stöbert man und nach einer Weile konnte dann zumindest ich dem Reiz nicht widerstehen, mir etwas zu bestellen. Ich hatte eh noch einen Gutschein einzulösen und hab mir dann eine Kleinigkeit bestellt.

Natürlich macht man sich voher kundig, was Lieferbedingungen und Versandkosten angeht. In den FAQ stand etwas von 3,00 € für Bestellungen bis 20 € Bestellwert. Okay, das behalte ich mal im Hinterkopf. Ich stellte mir also ein kleines Präsent für mich selbst zusammen und dann fing es an, komisch zu werden. Denn auf einmal stand da was von Versandkosten in Höhe von 4,85 €. Na ja, gut, damit kann ich auch leben.

Der Warenkorb war voll, ich machte mich also auf den Weg zur Kasse. Ist euch schonmal aufgefallen, dass es bei dem Weg von Warenkorb zur Lieferung keine Möglichkeit gibt, den Vorgang abzubrechen? Man kann nichtmal einen Schritt zurück gehen, wenn man sich unsicher ist. Es gibt nur einen einzigen Weg: den Einkauf abschließen.

Alleine das machte mich schon ärgerlich, denn eigentlich geht man mit Kunden doch so nicht um oder? Mir hat jedenfalls im Laden noch kein Verkäufer das Portmonee aus der Hand genommen und mich erst wieder gehen lassen, nachdem ich auch etwas gekauft habe...

Ich gab also alle geforderten Angaben ein, zu allererst mal den Gutscheincode. Auch das finde ich fragwürdig. Warum jetzt schon? Aber nun gut, irgendwas wird sich amazon schon dabei denken. Ich fülle also weiter alles aus, gebe Lieferaderesse und Kontodaten ein. Als nächstes hätte ich mal eine Übersicht über meine Einkäufe gewünscht, einfach noch einmal alles zusammengefasst, aber nein, erst noch wählen, wie mein Versand sein soll.

Drei Möglichkeiten bietet mir amazon da. Einmal die Epresslieferung am gleichen Tag, natürlich gegen einen erheblichen Aufpreis, ähnlich wie die Lieferung innerhalb von 24 Stunden, die auch ganz schön happig ausfällt und dann den normalen Versand. Da ich nicht gewillt bin 20 € zusätzlich auszugeben, um meine Geschenke noch am selben Abend oder am nächsten Tag in Händen zu halten, nehme ich den Normalversand.

Ich machte mir keine Gedanken, denn als Bemerung stand bei allen ausgewählten Waren als Zustand "am Lager", was für mich soviel wie gerade verfügbar bedeutet. Dass amazon das anders sieht, merke ich noch. Ich bestellte also gezwingenermaßen meine Auswahl und wurde gleich überrascht. Auch wenn meine Artikel in eine kleine Luftpolsterversandtasche für 2,40 € Porto passen würden, ist der Versandkostenanteil nach Abschluss der Bestellung auf 6,75 € angewachsen.

Verglichen mit den von amazon in den FAQ angegebenen Versandkosten von 3,00 € eine satte Steigerung auf 225 %. Selbst von den 4,85€ ausgegangen, die mir zwischenzeitlich mal angezeigt wurden, sind das noch immer 139 %. Beides finde ich unverschämt, weil die tatsächlichen Versandkosten erst NACH der Bestellung angezeigt werden. Im Warenkorb war nur der Gesamtwert der ausgesuchten Waren zu sehen.

Ich ärgerte mich schon sehr, konnte an der Bestellung aber nichts mehr ändern und würde eben damit leben müssen. Einige Minuten später kam dann die Bestellbestätigung. Da traf mich dann fast der Schlag. Die Waren, die gegen Aufpreis schon am selben Tag zu haben wären sollen im Normalversand am 5. August geliefert werden. Das sind 11 Tage. Drei oder vier Tage hätte ich verstehen können, aber das ist doch ganz schön frech.

Heute kam dann die Versandbestätigung. Und damit gleich der nächste Hammer. Voraussichtliche Lieferung zwischen dem 5. und dem 22. August. Möglicherweise warte ich also auf meine Bestellung 28 Tage, das sind VIER WOCHEN!!!!! Für eine Bestellung, die man auch am selben Tag geliefert bekommen könnte...

Das riecht doch geradezu nach Kundennepp oder? Wie kann ein und die selbe Waren gegen über 20€ Aufpreis am gleichen Tag lieferbar sein und im Normalversand zwischen 11 und 28 Tagen Lieferzeit brauchen??? Das ist doch reine Verarsche.

Man hat also nicht nur das Gefühl als Kunde zum Kauf gezwungen zu werden, wenn man einmal seinen Warenkorb gefüllt hat, nein, man wird auch noch bei den Versandkosten hingehalten, bis man nichts mehr gegen die schleichende Steigerung einwänden kann, schlimmer noch,  man hat den Eindruck auch noch künstlich warten zu müssen, damit man bei der nächsten Bestellung in Versuchung kommt, den Lieferaufpreis zu zahlen, damit man seine Waren auch baldmöglichst in Händen hält.

Ich bin gespannt, wann meine Bestellung tatsächlich ankommen wird. Und wehe, dann ist noch irgendwas zu beanstanden... schon jetzt bin ich mir ziemlich sicher, diesen Vorgang zukünftig nicht mehr zu wiederholen. Gibt genug andere Anbieter, die das schnell und kundenfreundlich hinbekommen.

Montag, 21. Juli 2014

Telekinese-Dj-ing auf Abruf

Sonntag morgen um 1:54 Uhr erreicht mich eine SMS. Ich bin gebucht als DJ für eine Party. Am nächsten Samstag. In Portual. Nur hinfliegen soll ich nicht. Sie ist nicht hier und schafft es doch, mir das Leben schwer zu machen.

Ich lese die SMS am Morgen noch im Bett. Da ist erstmal die Rede von netter Begleitmusik zum Essen. Ich setze mich also ungefrühstückt an den Rechner und suche mal in meinem Musikarchiv nach was Brauchbarem und nebenbei  schaue ich schnell in meine Mails.

Ja. Gleich mehrere. Musik ist gefragt. Schnell. Und natürlich absolut passend für die Silberhochzeit ihrer Schwester. Ja. Äh und wie? Also ich soll ihr was per Dropbox zukommen lassen. Leicht genervt räume ich also meinen Account leer und lade ihr schnell mal ein bisschen Bossa Nova und portugiesische Akkustik-Folklore hoch für das Essen. Dann  öffne ich die nächste Mail.

Okay. Sie braucht mehr. Dabei hab ich noch gar nichts in die Dropbox gepackt... Äh, was? Ach so, bei monatelanger Vorplanung hat man irgendwie keinen passenden DJ oder Alleinunterhalter gefunden. Da muss dann der nicht existierende Mitbewohner schnell mal einspringen. Das ist nämlich so, dass ich für ihre Familie nicht existiere. Die denken noch immer, dass meine Co-Habitantin die mitgebrachten Desserts, Salate, Grillspieße, Kuchen und Torten in den letzten Jahren alle selbstgemacht hat. Sie schmückt sich halt gerne mit fremden Federn.

Ich hab also den gesamten Sonntag damit verbracht ihr über diverse Kanäle passende Musik zukommen zu lassen. 11 Stunden upload am Stück bei über 30°C im Raum und ohne richtiges Frühstück, Mittagessen oder sonstwas. Einen Smoothie hatte ich zwischendurch. Ansonsten wäre ich nie fertig geworden, aber okay, war eh zu warm und an meiner Bikini-Figur arbeite ich ja auch noch.

Ich stellte also ein paar aktuelle Titel zusammen, und was aus den 80ern, denn die meisten Gäste waren in diesen Jahren groß geworden. Die Hochzeit war 1989. Nun, ich gab mir alle Mühe. Suchte auch noch ein paar passende portugiesische Musikstücke raus, die in etwa unserem guten alten Schlager entsprechen und zum tanzbaren Pflichtprogramm eines jeden Festes gehören. Und dann erreichte mich eine weitere Mail: das sei ja alles unsortiert und ungemischt und ob ich nicht mal eben schnell bis Mittwoch einige fertig gemischte CDs zaubern könne?

Ich zeigte ihr auf verbal eher freundliche Weise einen Vogel, worauf sie erstmal eingeschnappt war... Ich hab ihr gesagt, sie müsse halt die Titel der diversen CDs mischen, bevor sie die auf CD brennt, soviel Eigenleistung müsse sie eben investieren. Immerhin will sie ja am Ende auch mal wieder das Lob dafür einstecken.

Seither hab ich keine Antwort mehr von ihr bekommen und warte täglich auf ein kleines tickendes Paket aus Südeuropa...




Donnerstag, 17. Juli 2014

Das Toiletten-Tagebuch

Neben unserem WC steht ein kleiner Regalschrank, der außer Handtüchern und Reinigungsmaterial auch einen Vorrat an Lese- und Rätselstoff beherbergt. Ich nutze die Zeit auf dem Thron gerne, um nebenbei mein Gehirn zu trainieren oder mich zu bilden. Um das gleich klarzustellen: ich sitze nicht länger als nötig, veruche dabei aber meine Zeit positiv zu nutzen.

So saß ich also eines Tages dort und wollte schnell an einem Sudoku weitermachen, das ich am Vortag begonnen hatte und suchte nach dem Kugelschreiber, der dazu eigentlich bereitliegen sollte. Ich fand ihn nicht und griff blindlings tiefer in das Regal. Mit den Fingerspitzen konnte ich es spüren, da war ein Stift, an eine kleine Kladde geheftet. Ich zog ihn hervor, löste wieder ein paar Zahlen und legte den Stift mit dem Rätselheft zurück, als ich mit meiner körperlichen Pflichtveranstaltung fertig war.

Es verging einige Zeit, da machte sich meine Co-Habitantin auf den Weg zur Toilette. Sie braucht immer ewig, da sie irgendwie mit ihrem Darm auf Kriegsfuß steht. Es ist völlig normal, dass ich eine Stunde oder länger nicht aufs Klo kann, wenn sie versucht sich ihrer Nahrungsmittelreststoffe zu entledigen. Plötzlich schrie sie meinen Namen.

Ich hörte schon am Klang ganz deutlich, dass ich wieder mal irgendein Sakrileg begangen haben musste. Ich stellte mich also vor die Türe zum Klo und fragte, was denn los sei. Wo ich den Kugelschreiber her hätte, der im Regal liegt, was mir einfiele, den einfach zu benutzen, der sei doch ganz wichtig für sie. Ich sagte ihr, dass ich den für mein Sudoku benutzt hatte, weil ich den anderen Stift nicht finden konnte. Sie brüllte mich wieder an, aber ich verstand nur Bahnhof.

Mir war egal, was ihr wieder über die Leber gelaufen war, ich sagte ihr, sie solle erstmal fertig werden und das dann mit mir im Wohnzimmer klären, sobald ihre Unterhose nicht mehr in ihren Kniekehlen hängen würde. Damit drehte ich mich um und setzte mich kopfschüttelnd ins Wohnzimmer um auf sie zu warten. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie so weit war.

Und dann kam sie. In Händen eine kleine Din A6-Kladde mit angeklemmtem Kugelschreiber, in dem ich den Stift erkannte, den ich zuvor für mein Sudoku missbraucht hatte. Genauso sagte sie das: missbraucht. Wie konnte ich nur? Dieser Stift war lebenswichtig und durfte auf keinen Fall von der Kladde entfernt werden! Ich schaute noch immer ziemlich unbeeindruckt und fragte mich ernsthaft, was das alles sollte.

Sie erklärte es mir. Diese Kladde ist ihr Toiletten-Tagebuch. Da notiert sie tatsächlich tagtäglich, wie lange sie auf dem Klo verbracht hat, ob das erfolgreich war und natürlich auch, welche Menge, Konsistenz und Färbung das ganze hatte. Ich wusste schon vorher, dass sie eine kleine Stuhlgang-Terroristin ist, aber das übertraf nun wirklich all meine schlimmsten Befürchtungen. Dass sie Verdauungsprobleme hat, war ja öfter mal ungefragt Thema unserer Unterhaltung, aber wie weit das geht, war mir bis dahin nicht bewusst.

Ich kannte zwar ihre Probleme, die von ihr bevorzugt verwendeten Verdauungsbeschleunigungsmittel und hatte auch schon eine Diskussion über die Vor- und Nachteile von Flach-und Tiefspülern mit ihr geführt, aber dass sie sowas akribisch schriftlich festhält - für den Fall der Fälle -  hat mich dann doch ein bisschen beängstigt. Bemerkungen, wie "ich hab schon 3 Tage nicht mehr" bin ich mittlerweile gewöhnt.

Um die Frage zu beantworten, die sich sicher gerade keiner von euch stellt: wir haben einen Tiefspüler, wie die meisten in Deutschland. Die Franzosen bevorzugen hingegen Flachspüler. Die haben den Vorteil, dass man das Ergebnis seiner Bemühungen außerhalb des Wassers begutachten kann. Super, wenn der Onkel Doktor mal eine Probe haben will. Unsereins müsste das Umfüllen in einen Probenbecher dann mit Toilettenpapier direkt ab Liefertor bewerkstelligen. Da haben es die Franzosen zugegebenermaßen einfacher.

Nun, wir haben aber keinen Flachspüler, deshalb legt sie die Schüssel vor dem Geschäft mit mehreren Lagen Toilettenpapier aus. Wie genau ihre Begutachtung vonstatten geht möchte ich gar nicht wissen. Und ich hoffe, euer Kopfkino hat seine Vorstellung auch noch nicht begonnen. Nun, zumindest erklärt das aber, warum unser Klo ständig verstopft ist...

Die Kladde und den Stift habe ich übrigens seitdem brav in Ruhe gelassen. Irgendwie reizt es mich auch gar nicht, den Kugelschreiber nochmal in meinen Händen zu halten.

Um es mit den Worten eines deutschen Comedian zu sagen:

"Kacken ist manchmal wie Himalaya durch Gartenschlauch und wenn du dann in die Schüssel guckst, liegen da zwei Ferrero Rocher!"

und

"Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt."

Dienstag, 15. Juli 2014

Eine Runde Reisekoffertetris

So, einmal tief durchatmen. Sie sitzt jetzt im Regionalexpress nach Köln, wird dort in den ICE nach Frankfurt umsteigen und heute abend in Lissabon landen. Ist nicht ganz so weit weg wie der Mars, aber weit genug, um mal ein bisschen Ruhe zu haben.

Gestern hat sie ihren Koffer gepackt. Großkampftag. Der neue Rekord liegt bei vier tränenreichen Nervenzusammenbrüchen, wobei der erste bereits beim Online-Check-In stattfand. Noch genauer gesagt sogar noch davor, als es nämlich darum ging, wo sie das machen müsse... bei der Seite über die sie gebucht hat oder bei der Fluggesellschaft.

Ich war so liebenswürdig ihr die Passage auf der Seite des Reiseanbieters zu zeigen, auf der sie persönlich nachlesen konnte, dass der Check-In nur auf der Seite der Fluggesellschaft gemacht werden kann. Und dann kam der nächste kurze Heulkrampf, denn sie "fliegt" mit dem ICE von Köln nach Frankfurt über die Lufthansa und dann von Frankfurt nach Lissabon mit der TAP. Und wo sollte sie denn jetzt einchecken?

Ich sagte ihr dann, dass sie den Flug mit Ausgangsflughafen Köln gebucht hat, also solle sie es mal bei der Lufthansa veruchen, immerhin sei ja auch die TAP Mitglied der Star Alliance, also würde die Lufthansa schon was sagen, wenn sie sich da auch melden müsste. Ich wurde natürlich angebrüllt. Immerhin hatte ich keine Quellenangabe gemacht und so ganz ohne Herkunftsnachweis meines Wissens war es ja völlig unglaubwürdig. Auch wenn ich am Ende Recht hatte.

Gut, das war also dann nach gut einer Stunde erledigt. Und dann fing sie an, ihre Klamotten durchzuprobieren. Was passt noch, was sieht scheiße aus, was nehem ich wirklich mit? Natürlich wurde ich zu jeder Auswahl befragt und musste meine Meinung immer unwiderlegbar begründen. Ich konnte es mir nicht verkneifen einmal ganz trocken "Das sieht scheiße aus" zu sagen, was zum nächsten Nervenzusammenbruch führte. Tränen, Geschrei und fliegende Socken waren das Ergebnis.

Sie kramte hier, sie kramte da... dann wurde dort noch was zwischengelagert und hier noch was gesucht. Die Uhr tickte derweil unerbittlich weiter. Inzwischen war es 18 Uhr und der Koffer, den sie packen wollte lag noch immer in eine riesige Plastiktüte gehüllt auf dem Schrank. Dabei war sie 14 Tage krankgeschrieben und hatte wahrlich alle Zeit der Welt, diesen Kleinkram schon erledigt zu haben.

Stattdessen ging sie nun zum gefühlt siebzigsten Mal ihre 3-Seitige Kofferpackliste durch. Darauf sind alle lebensnotwenigen Dinge vermerkt, die auf jeden Fall mit in den Koffer müssen. Auf der zweiten Seite stehen dann auch Unterwäsche und Socken, säuberlich getrennt nach Form, Farbe und Größe. Jede Kleinigkeit ist vermerkt. Und trotzdem schafft sie es NIEMALS ohne meine Hilfe ihren Koffer auch zu packen.

Das liegt alleine schon daran, dass sie mehr Geschenke, Mitbringsel und Schokolade kauft, als sie mitnehmen kann. Und so war die Katastrophe absehbar. In der Halbzeitpause des Endspiels musste ich zu ihr ins Schlafzimmer kommen. Auf dem Bett der zugeklappte Koffer, der noch immer 10 Zentimeter offen stand. Sie war den Tränen nah und ich sollte das ganze jetzt retten. Ich sagte ihr, was denn unbedingt mit in Urlaub müsse und sei legte mir auf den geschlossenen Koffer nocheinmal so viele Kleidungsstücke, wie jetzt schon zuviel im Koffer waren.

Die müssen auch mit! Ich sah sie an, sah sie mit dem nächsten Zusammenbruch kämpfen und konnte mir nur mit angewandtem Sarkasmus helfen. Ich riss die Arme nach oben, schwenkte sie über dem Koffer und murmelte "higitus figitus migitus mum, prestodigitinium" bevor ich schamloses Gelächter ausbrach. Sie hingegen war jenseits jeden Verständnisses für meinen Humor und schrie mich an, dass das nicht hilfreich sei. Der folgende Nervenzusammenbruch war der schlimmste.

An dieser Stelle sei eingefügt, dass jeder, der nicht weiß, worum es geht, dringend mal den Disney-Klassiker Merlin und Mim sehen sollte.

Aber weiter in der Geschichte: wie packt man nun einen Koffer mit mehr als dem volumenmäßig möglichen Inhalt. Ich sagte ihr also, dass sie sich auf jeden Fall von einigen Dingen in ihrem Koffer würde trennen müssen. Zum Beispiel von den 2 überflüssigen Deorollern, den überzähligen 4 Paketen Batterien... da war so einiges, was sie nur brauchen würde, sollte das Flugzeug auf dem Meer runtergehen und sie allein auf einer einsamen Insel stranden.

Nun gut, nach vielem hin und her war der Koffer dann zu und die meisten Sachen auch drin, die rein sollten, also ab auf die Waage. Nicht nur das Volumen ist ein Problem, auch das Gewicht. Allerdings hab ich da im Laufe der Jahre ein gewisses Händchen für entwickelt und so zeigte die Anzeige genau 23,5 Kg an, was nur 500 Gramm zuviel waren. Also die Schokolade aus dem Koffer und es ist gut.

Die Schokolade und diverse Geschenke, Batterien und alles was rein platztechnisch nicht im Koffer landete, kam also in einen Rucksack. Immerhin darf man ja nochmal 8 Kg Handgepäck mitnehmen. Ich habe vom Endspiel nicht viel mitbekommen, aber dass wir Weltmeister sind, hab ich dann doch gesehen und durch Zufall auch das Tor, das dazu führte. Es war nach 1 Uhr nachts, als endlich alles gepackt war.

7 Stunden Koffertetris. So schnell waren wir noch nie!

7:34 - Das furiose Finale

Wir tranken also einen Kaffee. Ich bekam einen Espresso, diesmal in einem Pappbecher. Nun, das hätte mich schon stutzig machen müssen, aber ich dachte mir nichts dabei. Außerdem gönnte ich mir eine Apfelschorle. Sie trank ihren Kaffee in Rekordzeit. Normalerweise wartet sie bis der Kaffee kalt ist, diesmal hatte sie ihren schneller leer als ich. Und richtig, sie hatte schon vor dem Café einen neuen Plan geschmiedet, mich in den Wahnsinn zu treiben.

Sie ließ mich unter dem Schirm im Freien sitzen und wollte "nur mal eben schnell um die Ecke nach einem Schmuckladen" schauen. Ich war schon froh, dass sie mich nicht zwang mitzugehen und stimmte erleichtert ihrem Vorhaben zu. Sie verschwand also unweit des Cafés an der nächsten Straßenecke. Ich trank meinen Espresso leer, und auch die Flasche Apfelschorle leerte sich zusehends, als das Personal anfing, die Stühle zu stapeln und die Schirme zu schließen.

Zu dem Zeitpunkt war sie schon eine gute Viertelstunde verschwunden. Ich räumte also meinen Platz, nahm die noch halbvolle Flasche in die Hand, sammelte die Einkaufstaschen mit ihrer bisherigen Beute zusammen und spazierte in Richtung der Ecke, um die sie verschwunden war. Weit und breit kein Schmuckladen. Ein Subway, ein Internetcafé, ein Tabakladen und auch auf der anderen Straßenseite nur eine Dönerbude. Ich wanderte also die Straße entlang bis zur nächsten Straßenecke. Weit uns breit kein Zeichen meiner Co-Habitantin.

Leicht verärgert wanderte ich also zurück in Richtung meines Ausgangsortes und schaute mich dort um, ob sie vielleicht irgendwo ums Eck kam. Es dauerte nochmal gute 10 Minuten, bis sie aus einer völlig anderen Richtung wieder zurück kam. Sie war die Straße lang, dann in die Seitengasse abgebogen und über die parallel verlaufende Fußgängerzone zurück gekommen. Verwundert darüber, dass von den Tischen und Stühlen vor dem Café nichts mehr zu sehen war.

Nun, kein Wunder, denn es ging auch in den größeren Läden langsam auf den samstäglichen Ladenschluss zu, einige kleinere Geschäfte waren längst verschlossen und dunkel. Wir wanderten also wieder in Richtung Kaufhof, denn ihr fehlten noch immer die passenden Ohrringe zu ihren Hochzeitsoutfit und da sie vergeblich nach einem Modeschmuck-Laden gesucht hatte, war sie der Verzweiflung nahe. Ich wies sie darauf hin, dass ich beim Kaufhof einige Schmuckständer gesehen hatte.

Also nochmal quer durch das gesamte Geschäft, denn Schmuck findet man an allen Enden und Ecken zwischen den Regalen verteilt. Die ersten 5 Ständer waren ein Reinfall. Dann mussten wir durch die Lederwarenabteilung wo es 20% auf Handtaschen gab. Spontan fiel ihr ein, dass sie als absolute Nicht-Handtaschen-Trägerin seit 12 Jahren auf den Familienfesten immer mit der selben Handtasche zu sehen war. Jetzt eine Clutch mit silberner Umhängekette wäre perfekt.

Aber die Handtaschen waren mehr von der Sorte Hausstand-Transport-Vorrichtung. Die einzige Clutch war aus schwarzem Lackleder mit Korkodilprägung und einer dermaßen scheußlichen Goldkette, dass ich sowas nicht mal meiner Oma untergeschoben hätte. Man muss dazu sagen, dass sie eine schlichte schwarze Handtasche besitzt. Eine absolut perfekte, kleine Tasche in klassischer Form, die man sicher auch in 20 Jahren noch immer zu kaufen bekommen wird, weil sie einfach das perfekte Design für eine Handtasche darstellt. Ratet mal, wer ihr die gekauft hat...

Ich rede also mit Engelszungen auf sie ein, bis sie mir endlich glaubt, dass es okay ist, wenn sie die alte Tasche zum neuen Outfit tragen wird. Bleiben noch immer die fehlenden Ohrringe. Ich hatte ihr da zu schlichten, weißen Perlensteckern geraten immerhin war ja die Bluse schon mit riesigen schwarzen Kristallen bestickt, da musste der restliche Schmuck eher zurückhaltend ausfallen.

Kurz vor der schon in Sichtweite liegenden Türe in Richtung des Foyers fanden wir dann einen Schmuckständer, der genau das bereithielt: kleine Perlenohringe. Leider alle mit goldenen Steckern und Gold ist nicht ihre Farbe. Ich atme tief durch, drehe einen zweiten Ständer um seine Achse und da sind sie: kleine weiße Stecker aus Perlmutt, dreieckig mit einer dunklen Spirale. Perfekt. Ich muss ihr aber erst die kitschigen, weißen Rosenblütenstecker ausreden, bevor ich es so einrichten kann, dass sie die Ohrringe findet.

Zufrieden kauft sie also die Ohrringe und wir machen uns auf den Weg zum Parkdeck. Das Ticket zeigte eine Parkhausverweildauer von 7 Stunden und 34 Minuten an. Neuer Rekord. Ich denke mal, eure Männer werden solch eine Zeit niemals erreichen, oder Mädels? Nun, ich lotste sie durch das Parkhaus und wir wollten noch zu Baby2000, was ich vor etwa 3 Stunden vorgescchlagen hatte, als sie vergeblich nach einer Zahndose für ihre Täuflinge gesucht hatte.

Sie fuhr allerdings schnurstracks auf die Autobahn, was bedeutete, dass wir erst noch im nächsten Ort drehen und zurück nach Aachen fahren mussten, dann ab ins Gewerbegebiet, um dann festzustellen, dass der Laden bereits seit mehr als einer Stunde geschlossen hatte. Sie setzte gerade dazu an, mich deshalb anzumotzen, da erinnerte ich sie daran, dass wir vor 3 Stunden natürlich noch einen offenen Laden vorgefunden hätten.

Erstaunlicherweise gab sie ihren Protest sofort auf, ich denke mal es lag an der aufkommenden Erschöpfung auch bei ihr. Also doch wieder auf die Autobahn und ab nach Hause. Da durfte ich dann brav die Taschen aus dem Kofferraum holen und mich nach Hause begeben, während sie sich noch einmal zu Fuß zum naheliegenden real,- Markt aufmachte, der hatte ja noch 2 Stunden geöffnet und ihr war das Shopping-Erlebnis wohl zu kurz gewesen.

In Wahrheit ging es nur darum, zu schauen, ob wir die Geschenke nicht vielleicht auch hier und zu einem vielleicht sogar günstigeren Preis bekommen hätten. Das ist auch so eine Marotte von ihr. Wenn ich etwas für mich gekauft habe, dann ist es okay. Sie muss dann noch mindestens 2 Wochen bei jeder Gelegenheit nachschauen, ob sie wirklich das beste Angebot wahrgenommen hat und wehe wenn nicht... Sie kam also kurz nach 21 Uhr zu Hause an. Befriedigt, wieder einen Fang gemacht zu haben: es gab die gewünschte Prinzessinnenkrone.

Mit diesem unerwarteten Erfolg endet also unsere Shopping-Odyssee. Oh, bis ihr einfällt, dass sie noch andere Schuhe brauchen könnte...


Aber das soll sie mal brav alleine machen, wenn sie in Münster ist.



7:34 - Teil 2

Kommen wir also zurück zum Thema. Nach einigen kleinen Nebenschauplätzen - unter anderem auf der erfolgosen Suche nach passenden Geschenken für zwei Täuflinge - trieb es uns zurück in den Kaufhof. Denn sie wollte noch einen BH kaufen. Und das ist - wie ich schmerzhaft lernen würde -  eine Wissenschaft für sich. Sie suchte sich erst einmal 3 Modelle in je zwei verschiedenen Größen aus und wartete auf eine freie Umkleidekabine. Es dauerte ewig, bis wieder eine frei wurde und ich fragte mich, was die Damen denn so lange da trieben, aber das würde ich nach diesem Tag vollkommen nachvollziehen können.

Sie betrat endlich eine frei gewordene Kabine und rief mich nach einiger Zeit zu sich. Keiner der BHs passte, was bedeutete, dass ich nun dazu verdonnert wurde, nach einem passenden Modell zu suchen, während sie in der eroberten Umkleide warten würde. Ich machte mich also mit diversen Kombinatioonen von Brustweite und Körbchengröße im Kopf auf den Weg durch die Miederwarenabteilung. Weit und breit der einzige Mann. Und dann auch noch in den BHs wühlen. Ich wurde augenblicklich argwöhnisch von der weiblichen Kundschaft beobachtet.

Gelassen wie ich nun einmal bin, stellte ich die gewünschet Kollektion an Büstenhaltern zusammen und machte mich auf den Weg zur Umkleide. Ich hatte leider genau das falsche Modell erwischt, es musste da unter den gefühlt 100 Ständern mit Damenunterwäsche irgendwo einen mit BeeDee BHs im Ausverkauf geben, die wollte sie haben. Ich tauchte also wieder zwischen Spitzenhöschen in die bunte Welt der Unterwäsche ab. Indiana Jones und der verwunschene BH.

Inzwischen amüsierten mich die Blicke der Damenwelt ein bisschen, wobei mir eine der Damen, die vor der Umkleide stand sogar eher bewundert nachgeschaut hatte, musste sie doch nach jeder BH-Testrunde wieder alles anziehen, neue Modelle suchen und nochmal auf eine freie Umkleide warten. Man konnte ihr ansehen, dass ihr Mann nicht BH-Kauf-kompatibel war. Ich suchte also den "richtigen" BH in einer der hoffentlich passenden Größenkombinationen heraus und spazierte gerade Richtung Umkleide, da passierte es...

Eine ältere Dame, offenbar eine Angestellte des Geschäftes, entdeckte mich mit einer Reihe BHs in der Hand und ließ vor Schreck das Unterhemd fallen, das sie gerade wieder ins Regal hängen wollte. Ich lächelte freundlich und biss mir fest auf die Unterlippe, denn sonst hätte ich nicht verhindern können, dass mir ein "Haben Sie den auch in meiner Größe?" herausrutscht und so nah wie die Verkäuferin an ihrer Rente war, wollte ich keinen Herzinfarkt riskieren. Verwirrt schaute sie mir hinterher, als ich in Richtung Umkleide verschwand.

Mich hatte das so amüsiert, dass ich trotz des deutlich gestiegenen Stresspegels ein kleines Lächeln auf den Lippen behielt. Und daran änderte auch die Tatsache nichts, dass ich noch einmal auf die Pirsch geschickt wurde, um weitere Modelle der Marke zu besorgen. Letzten Endes wurde ich dann nach einer guten Stunde Anprobe in die Kabine gerufen und musste mit ansehen, wie sie vor meinen Augen drei Mal den BH wechselte, damit ich entscheiden konnte, welcher denn jetzt am besten saß und die perfekteste Ausformung ihrer Brust bieten würde. Natürlich immer in Hinsicht auf das bereits eingekaufte Hochzeits-Outfit.

Danach ging es dann direkt noch einmal in die Kinderabteilung, wobei ich gnädigerweise im Erdgeschoss warten durfte, sie wollte ja "nur mal schnell" rauf in in den 2. Stock um dort nun doch eine Krone für ihre Nichte zu kaufen. Ich wartete also am Ende der Rolltreppe, mit der sie wieder runterfahren würde. Und dort wartete ich lange. Denn sie kam nicht runter. Normalerweise gehe ich davon aus, dass man den selben Weg abwärts benutzt, den man auch aufwärts gefahren ist. Leider gibt es aber 2 Rolltreppen in dem Laden. Und sie war orientierungslos genug, nicht den gleichen Weg zurück nehmen zu können.

Sie hatte die zweite Rolltreppe benutzt und war an mir vorbei gelaufen. Nicht, dass sie nach mir gesucht hätte, nein, sie lief schnurstracks in die Schreibwarenabteilung, denn die zweite Nichte brauchte ein Faulenzermäppchen. Ich stand inzwischen 45 Minuten am Fuß der Rolltreppe und griff verzweifelt nach dem Handy um mal zu fragen wo sie bleibt. Sie lotste mich in die Schreibwarenabteilung. Die war ganze 5 Meter von meinem Standort entfernt. Wie es ihr gelungen war an mir vobei zu schlüpfen, ohne mich Bär von einem Mann zu sehen ist mir ein absolutes Rätsel.

Nun gut, also zu den Schreibwaren. Direkt angrenzend gab es die Buchabteilung und da zwei wunderbar einladende Ledersofas. Ich nahm auf einem davon Platz, dekorierte die diversen Einkaufstüten um mich und beobachtete ihren Streifzug durch die 5 Regale der Schreibwarenabteilung. Nach einer Weile kam sie mit 5 Faulenzermäppchen in der Hand zu mir und wollte wissen, welches ich nehmen würde. Ich suchte eins aus, das mit Sprechblasen und Smilies bedruckt war und schön groß. Aber sie wollte noch weiter suchen, da musste es ja irgendwo noch ein anderes geben.

Gesagt getan. Wieder 5 andere Modelle, ich hatte also jetzt 10 Stück um mich herum auf dem Sofa liegen und war noch immer bei der gleichen Wahl geblieben. Sie war aber noch immer unzufrieden. Ihr erinnert euch: irgendwo könnte noch ein perfekteres Mäppchen liegen und das galt es zu finden, oder zumindest sicherzustellen, dass es nicht existierte. Geschlagene 45 Minuten vergingen, bevor sie am Ende das nahm, das ich schon nach 2 Minuten ausgewählt hatte.

Aber so ein Mäppchen alleien war ja auch nicht das Wahre. Also nochmal alle Regale durchforstet um das Faulenzermäppchen wenigstens mit ein bisschen Inhalt zu füllen. Apropos füllen... wie wäre es mit einem Füller? Nach langer Diskussion suchte sie sich dann einen aus, der mit einem Set Textmarker in Farbtuben-Form ergänzt wurde. Letztlich dauerte es also eine Stunde, bis auch dieses Geschenk auf der Liste abgehakt werden konnte. Und jetzt brauchte sie dringend noch einen Kaffee. Ich hatte nun wirklich nichts dagegen einzuwenden und folgte ihr brav zum nächsten Café.

Wenn ihr tatsächlich denkt, das wäre es gewesen... nein, es wird noch einen dritten Teil geben. Auf den könnt ihr euch schon freuen...




7:34 - Teil 1

Samstag. Früh aus dem Bett, ein kleines Frühstück und dann auf in meine Lieblings-Einkaufs-Stadt Aachen. Ich bin da so gerne, dass ich die letzten 2 Jahre nicht mehr da war. Es gibt wahrscheinlich keine andere Stadt auf der Welt, in der ich mich weniger gern aufhalte. Und das liegt vielleicht auch ein bisschen an den Aachenern und ihrer Einstellung dem Umland gegenüber.

Ich wusste schon seit längerer Zeit, dass dieser Tag kommen würde. Einkaufen in Aachen. Klamotten für die Silberhochzeit ihrer Schwester. Ich hatte mir ungefähr 1000 Möglichkeiten überlegt, wie ich vielleicht doch noch aus der ganzen Sache heraus können könnte, aber letzten Endes wollte ich mir dann doch nicht das Bein brechen oder mir in den Oberschenkel schießen, was schon an einer fehlenden Waffe gescheitert wäre...

Also auf nach Aachen. Mit dem Auto, nachdem wir festgestellt hatten, dass es mit dem Bus teurer würde, als in Aachen 24 Stunden zu parken. Also einmal quer durch Deutschlands Autofahrer-unfreundlichste Stadt und zum Parkhaus hinter dem Kaufhof. Parkdeck 4. Etage, runter ins Foyer und dann in den Kaufhof. Dort sollte unsere vorprogrammierte Odyssee beginnen. Die Luft trug noch die Wärme des Freitags in sich und auch den Duft abgestandener Luft. Mit der Rolltreppe in die Abteilung für Damen-Oberbekleidung.

Schon auf den ersten Blick sah ich, dass es nicht einfach werden würde, aber das durchaus Hoffnung bestand, ein geeignetes Outfit zu finden. In der Ecke mit den hochwertigeren Marken fanden wir auf Anhieb einen Rock, der ihr gefiel. Ich musste ihr zwar dafür zwei andere Röcke ausreden, aber wenigstens kennt sie meine Tricks nicht und lässt sich ganz gut von mir lenken.

Das ist nämlich so: Frauen haben immer eine Idealvorstellung im Kopf, die sich aber nie und nimmer erfüllen lässt. Und wenn, dann ist das wie Sechs richtige im Lotto. Um also zu Ziel zu kommen, muss man ein bisschen Geschick in der psychologischen Manipulation besitzen. Ab hier sollten die Damen mal das Lesen ihren Männern überlassen...

Zu allererst müsst ihr Jungs wissen, was eure Mädels wollen. Und einfaches Ausreden funktioniert nicht. Ich erkläre es euch mal ganz exemplarisch an vorliegendem Fall. Meine Co-Habitantin hatte einen Einteiler im Kopf. Ein Jumpsuit mit locker fallendem Oberteil um ihre Problemzonen zu kaschieren. So einen zu finden, wenn man danach sucht ist bekanntlich unmöglich. Plan B war also eine schwarze, feine Hose mit möglichst weißer Bluse. Also würde sie wie ein Kellner aussehen, weil sie sowieso eher burschikos als feminin wirkt.

Als erstes muss man ihr also 2 bis 3 Outfits zeigen, die absolut indiskutabel sind. Natürlich wird sie diese empört ablehnen, aber gleichzeitig bereitet das alles weitere vor, denn diese Enttäuschung zu Beginn wird ihre Ansprüche senken und sie anderen Dingen gegenüber offener machen. Das ist schon mal die beste Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Einkauf. Gerade wenn es um Kleidung oder Schuhe geht. Als nächstes lässt man sie dann ein Outfit aussuchen, ohne sie in irgendeiner Weise zu beeinflussen.

Und jetzt kommt etwas, dass den Jungs echt schwer fallen wird, was man sich aber aneignen muss, um sein Mädel glücklich in ein neues Outfit zu bekommen. Ihr müsst ihre Größen kennen. Das ist das A und O, denn wenn sie in der Umkleide das erste Ensemble anprobiert, habt ihr sie genau da, wo sie sein sollte: halbnackt in der Umkleide. Nein! Kinder, warum habt ihr nur alle eine so versaute Fantasie? Es geht einfach darum, sie in der Umkleide beschäftigt zu halten, indem man immer neue Outfits bringt.

Dabei kommt es auf die Reihenfolge an. Am einfachsten ist es, wenn sie bereits ein Teil gefunden hat, dass ihr wirklich gefällt. In unserem Fall war das ein Rock aus Seide. Schwarz mit weißen Quadraten. Der saß perfekt, bedeckte wie gewünscht ihre Knie und die darauf befindlichen Narben einer verstolperten Kindheit. Darauf sollte man immer aufbauen. Frauen sind Jäger und wenn sie erfolgreich eine Beute erlegt haben, geben sie das Teil so schnell nicht wieder auf.

Also hieß es dann für mich, ein passendes Oberteil finden. Ich stöberte also als unübersehbarer Mann durch die Damenabteilung und sammelte fleissig die passenden Oberteile zusammen, wobei ich auch hier eine gewissen Vorauswahl traf. Immerhin kennt man nach jahrelangem gemeinsamem Shopping die absoluten No-Gos und Vorlieben. Zuerst nahm ich jedoch drei nicht so vorteilhafte Blusen. Das würde sie für anderes offener machen.

Tatsächlich lehnte sie wie erwartet alle Teile ab und ich brachte die nächsten. Zuerst ein schlichtes schwarzes Teil, das mir ganz gut gefiel, aber natürlich zu einem schwarzen Rock ein bisschen zu dunkel sein würde. Es stand ihr super, passte zum Rock und wäre perfekt gewesen, wenn man etwas für eine Beerdigung gesucht hätte, aber ihre Schwester und ihr Schwager sind sehr glücklich verheiratet, also wäre das wirklich unangebracht.

Ich hatte noch ein weiteres Teil mitgebracht, aber andere Teile bewusst hängen gelassen auch wenn sie mir ganz gut gefielen. Denn nun musste noch ein absolutes Un-Teil kommen. Eine Bluse, die einfach nur unförmig an ihrem Körper saß. Bei meiner letzten Tour hatte ich zwei Blusen die mir gefiellen - bei denen ich aber wusste sie würde sie niemals anprobieren, wenn ich damit ankam - gut sichtbar nach vorne ins Regal und an einen Kleiderständer gehängt. Deshalb also das Un-Teil, denn das würde sie nach dem guten, aber eben schwarzen Oberteil anstacheln, noch einmal selbst auf Beutezug zu gehen.

Alles was ich nun zu tun hatte, war auf ihre Sachen aufpassen, während sie auf Socken durch die Regale streifte und tatsächlich mit 4 Blusen zurück kam, darunter die Zwei, die ich bewusst in ihr Sichtfeld gehängt hatte. Ich nahm sie ihr ab und hänge sie in einer bestimmten Reihenfolge in die Umkleide. Die Bluse, die ich favorisierte als unterste, so dass sie diese als letzte anziehen würde. Auch das ist ein kleiner Trick, denn diese 4 Blusen hatte ich so sortiert, dass die von schlecht zu perfekt passend an der Garderobenwand hingen. Die erste Bluse war eine dunkelrote, die nie und nimmer zum Rock passen würde, von der ich jedoch wusste, dass sie ihr perfekt stehen würde.

Und so war es auch. Sie gefiel ihr und ich spürte, wie sie begann sich vom Rock zu verabschieden. Die Bluse wurde auf die Seite gehangen, denn sie gefiel ihr zu gut um sie einfach aufzugeben. Vielleicht müsste sie doch noch von Rock auf Hose umstellen. Aber da waren ja noch 3 weitere Blusen. Die nächste sah ganz okay aus zu dem Rock, aber sie war nicht der Renner. Die dritte war schon besser, aber der Stoff fiel nicht ganz so günstig über ihre Problemstellen.

Zuletzt dann eine Bluse mit schwarzen Kristallen am engen Halsausschnitt. Diese Kristalle wären normalerweise ein absolutes Ausschlusskriterium für sie gewesen, aber durch meine kleine Manipulation mit dem Un-Teil war sie über ihre sonstigen Abneigungen einmal hinweg gegangen. Und genau das war es. Perfekt. Leicht, luftig, edel, die ideale Ergänzung zum Rock. Ich sagte nichts. Sah zu, wie sie sich im Spiegel betrachtete und wusste: ich hab gewonnen.

Ja, das wird ihr Outfit für die Silberhochzeit. Sie fragte mich nach meiner Meinung und ich bemühte mich, nicht zu viel Zufriedenheit an den Tag zu legen, um sie nicht misstrauisch zu machen. Aber ich bestätigte ihr, dass "sie" ein tolles Oberteil ausgesucht hatte. Ich durfte dann die angesammelten Blusen auf den Ständer am Eingang zu den Umkleiden ablegen und wurde sofort beauftragt, eine passende Hose zu der schönen dunkelroten Bluse zu suchen.

Ich machte mich also wieder auf den Weg durch die Abteilung, wobei ich wie vorher schon mehrfach von den anwesenden Verkäuferinnen teils neugierig, teils misstrauisch beäugt wurde. Aber daran hatte ich mich in den letzten Jahren schon gewöhnt. Ich brachte ihr also eine weiße Jeans, dann eine beige Capri-Hose und eine 7/8-Hose in Khaki. Alle drei passten sehr gut zur Bluse,  aber als sie sich so in der beigen Hose sah, fiel ihr ein, dass sie so eine ähnliche noch im Kleiderschrank hatte. Und die hatte sie noch nie wirklich angehabt. Es blieb also bei der Bluse. Ich war zufrieden.

Danach ging es in die Kinderabteilung, immerhin suchte sie noch nach den passenden Geschenken für ihre Nichten. Eigentlich war schon klar, was es werden sollte. Eine Lego-Box für Mädchen, mit Bausteinen für ein rosarotes Schloss. Trotzdem brauchte sie eine halbe Stunde, um sich dann auch tatsächlich dafür zu entscheiden. Sie wollte schon weiter in die Wäscheabteilung, ich  bestand aber darauf, erstmal einen Espresso trinken zu gehen und ein bisschen frische Luft zu schnappen, bevor wir die anderen Dinge auf ihrer über Nacht noch erheblich angewachsenen Einkaufsliste besorgten.

Als wir also um 13 Uhr 28 unseren Kaffee hatten, wähnte ich mich bereits auf der sicheren Seite. Das war ein neuer Rekord. Nur zwei Stunden bis zu einem perfekten Outfit. So schnell waren wir noch nie. Wir tranken zwei kurze schwarze und ein Wasser, bevor wir uns zu Teddy & Co. aufmachten, um eine Prinzessinenkrone für ihre Nichte zu kaufen. Natürlich gab es keine wirklich schöne, nur eine sehr primitive zu einem unverschämt hohen Preis.

Nun ja, dann also keine Krone. Weiter zur Mayerschen Buchhandlung, dem einzigen Ort in Aachen, dem ich ehrlich etwas positives abgewinnen kann. Sie brauchte noch ein bisschen deutschsprachigen Lesestoff für ihre in Portugal lebende Schwester, was man sicher in einer Buchhandlung finden würde, wenn man denn wenigstens ansatzweise wüsste, was für eine Art Buch es denn sein soll. Nun, ich wanderte also langsam in die Leseecke in der ersten Etage, schaute dort einmal in den aktuellen Katalog, suchte mir einige Leseproben aus und warte darauf, dass meine  Co-Habitantin mich wiederfindet, nachdem sie zwischen irgendwelchen Regalen untergetaucht war.

Während sie also noch immer ohne jegliche Idee und mit bereits leicht verzweifelten Gesichtsausdruck auf mich zu kam, hatte ich zwei Bücher ausgesucht, die ihrer Schwester sicher gefallen würden. Ich pries ihr also beide Bücher an und sie entschied sich überraschend spontan für das erste. Nur, wo zum Teufel findet man das? Sie sprang auf und suchte nach einem Mitarbeiter, ich bewegte mich gelassen zu den mit „Romane, Autorennamen A-B“ betitelten Regalen und zog das Buch auf Anhieb aus dem obersten Regal.

Dieses wurde also gekauft. Und dann kam das beste am Tag. Der Besuch der Saftbar. Frisch gepresste Säfte mit Pfiff an einer Theke mitten in der Buchhandlung, dazu Life-Musik auf dem Klavier in der ersten Etage. Ich hatte einen Apfel-Möhre-Ingwer-Saft, von oben erklang „Comptine d'un autre été“, so muss das Leben sein. Dieser wertvolle Moment der Ruhe ging viel zu schnell vorbei.

Wie es weitergeht lest ihr dann in den nächsten Tagen und ich kann euch versprechen, der zweite Teil wird wieder alles haben: Drama, Verzweiflung, Kampf und Nervenzusammenbrüche...

Die dunkle Bedrohung

Wir leben in Deutschland. Klimatisch in gemäßigten Breiten. Oder ganz einfach ausgedrückt: wir leben nicht in der Sahara. Man kann bei uns sogar das Wasser aus der Leitung trinken.

So weit so gut.

Da sind wir uns - glaub ich - alle einig.

Naja, also alle außer meiner Co-Habitantin. Sie lebt in der permanenten Angst der überraschenden Spontan-Dehydrierung. So eine Art Instant-Verdurstung. Plötzlicher Austrocknungs-Tod. Keine Ahnung, wie sie auf die Idee kommt. Vielleicht stammt sie von einem Wüstenplaneten namen DUNE ;-)

Wir haben ständig etwa 12 Flaschen stilles Mineralwasser im Haus. Das sind 18 Liter reinstes Wasser in PET-Flaschen. Hinzu kommen dann noch einmal mindestens 6 Flaschen kohlensäurehaltiges Mineralwasser in Halbliterflaschen. Und das ist nur, was wir für ihren Gebrauch bevorraten.

Ich habe meinen eigenen Wasservorrat, der automatisch in ihren Besitz übergeht, sollte das für sie gelagerte Wasser physikalisch unerklärbar über Nacht verdunsten oder von Außerirdischen ins All gebeamt werden. Vielleicht hat sie auch Angst, dass jemand vorbeikommt, der nur so zum Spass das Wasser in Wein verwandelt. Keine Ahnung.

Auf jeden Fall beginnt die Panik beim Öffnen des zweiten Sixpacks Wasser. Ganz egal, ob wir am nächsten Tag einkaufen gehen wollen. Da sind nur noch 7,5 Liter übrig und das kann ja unmöglich bis zum nächsten Tag ausreichen. Sie ist bestimmt bis zum nächsten Morgen verdurstet. Ganz sicher. Da kann ich sagen was ich will.

Und es tut auch nichts zur Sache, dass ich auch noch etwa 6 Liter Wasservorrat habe und man in unserer Wohnung auch zwei Wasserhähne findet, die das lebenspendende H2O ganz einfach durch drehen des Ventils freigeben. Ja, auch dieses Wunder der Zivilisation bietet ihr keine Sicherheit.

Ich warte also darauf, eines Morgens aufzuwachen, die Sandverwehungen vor der Türe, die brennende Sonne am Himmel und KEIN WASSER mehr im Haus...

Neologismen eines Migranten mit Menstruationshintergrund (Eine Außerirdische lernt Deutsch)

Hin und wieder sagt sie Dinge, die mich zum Schmunzeln bringen. Dabei sind sie alle zwar eigensinnig, aber nicht unverständlich. Manchmal überrascht der stimmig durchdachte Neologismus mich sogar...






"Die Wohnung war komplett gteppicht."

(Warum nicht? Man sagt ja auch gefliest oder gekachelt, warum also nicht auch geteppicht, gedielenbrettert oder gelaminatet...?)

"Mein Auto ist noch ungeTÜVt."

(Ist doch allgemein verständlich, oder?)

"Ist doch praktisch so ein unterparktes Dach!"

(Ja, ich weiß auch, dass es überdachte Parkplätze gibt, aber ein unterparktes Dach ist doch was völlig anderes :D )


"Und? Wie weckert die Uhr?"

(Gemeint war, wie der Wecker denn klingelt, wenn man ihn aktiviert hat...)

"Also du machst die Schnitzel so: mehlieren, eiern, panieren...?"

(Das erklärt sich aber nun wirklich von selbst!)




Aber manchmal sagt sie auch Dinge, die so abstrus sind, dass man nur drüber lachen kann... hin und wieder allerdings macht sie mir auch ein bisschen Angst...



"Was macht denn der Trompetist, wenn er nicht bläst?"

"Ich hatte Spuren im Schnee. So flupp, flupp. Was ist das für ein Tier?"

(Dass ich manchmal vor Lachen nicht mehr kann, muss ich nicht extra erwähnen. Übrigens wollte sie ernsthaft wissen, welches Tier denn da Spuren hinterlassen hatte...  xD)





Leider hab ich nicht mehr dieser sprachlichen Blüten aufgeschrieben, denn eigentlich bekomme ich sowas fast täglich zu hören. Ich werde mir also zukünftig noch mehr Notizen machen müssen :D

Shit happens...

Ich muss in meinem letzten Leben eine Kharma-Schlampe gewesen sein. Oder welche Macht auch immer dieses Universum regiert ist ein ganz mieser Verräter.

Bei meinen kleineren und größeren Scharmützeln hat es bei der Wahl meiner Waffen immer den Sarkasmus und die Ironie getroffen. Ich kann mit beidem ganz gut umgehen, denke ich, aber heute habe ich irgendwie das Gefühl, dass beide in ihrem Kaliber nicht ausreichen werden um mich über den Tag zu bringen.

Der heutige Tag bringt wieder keine Erleichterung, was mein Co-Habitantinnen-Problem angeht. Nein, sie sitzt nicht in Münster. Sie liegt zuhause im Bett und ist krank. Nein, nicht Erkältung oder Grippe. Damit könnte ich umgehen. Immerhin gäbe es dann so etwas wie die Hoffnung, dass es bald vorbei ist. Nein, es ist auch nicht Pest oder Cholera... was habt ihr nr immer für böse Gedanken!

Ihr Arzt diagnostizierte eine akute Angststörung. Sie bekommt körperliceh Symptome, sobald sie auch nur daran denkt, wieder nach Münster fahren zu müssen.

Also auf lange Sicht kein TGIM mehr.

Kann eine Nachricht niederschmetternder sein? Ich bin danach in ein tiefes, tiefes, tiefes Loch gefallen. Gefolgt von einem hysterischen Heulanfall ihrerseits, weil ich mich beim besten Willen nicht dafür begeistern konnte, dass sie hier bleibt. Bei dem, was diese Diagnose für mich bedutet, war ich einfach nicht in der Lage irgendeine Form von Mitgefühl zu heucheln. Was sollte ich denn machen? Konfetti werfen und "Hurra ich bin in der Hölle!" rufen?

Was folgte war ein Wochenende zwischen unvermeidlichen Heulkräpfen und von Hyperventilation begleiteten Brüll-Tiraden über meine Unverschämtheit, ihre Zahnpastatube auf dem Beckenrand verschoben zu haben. Langsam verstehe ich, dass ich der Katalysator für ihre Unfähigkeit bin, auf dieser Welt zu leben. Was denkt sie denn, warum ich mich tagtäglich davor drücke nach der Arbeit nach Hause zu gehen? Warum ich immer freiwillig länger arbeite? Ich entwickle selber gerade eine Angststörung und sie ist dabei der auslösende Faktor.

Ihr seht schon, es fällt mir schwer, meinen alten Sarkasmus und meine geliebte Ironie zu behalten. Sie mag hier und da noch durchschimmern, aber sie bringt keine Erlösung. Eigentlich könnte ich mich auch gleich erschießen. Macht man ja bei Pferden auch so... vielleicht sollte ich mich mal irgendwo mit zuckenden Beinen auf den Boden werfen und darauf hoffen, dass sich ein freundlicher Cowboy meiner erbarmt.

Ich weiß, ich klinge gerade wahrscheinlich echt niedergeschlagen und frustriert. Bin ich ja auch. Und das mit Recht! Aber ich möchte euch doch noch eine kleine Information mit auf den Weg geben, die sogar geschafft hat, mich gerade zum Schmunzeln zu bringen:

Es gibt eine Fachklinik für Menschen mit Angststörungen. In Münster. ;-)