Dienstag, 15. Juli 2014

7:34 - Teil 2

Kommen wir also zurück zum Thema. Nach einigen kleinen Nebenschauplätzen - unter anderem auf der erfolgosen Suche nach passenden Geschenken für zwei Täuflinge - trieb es uns zurück in den Kaufhof. Denn sie wollte noch einen BH kaufen. Und das ist - wie ich schmerzhaft lernen würde -  eine Wissenschaft für sich. Sie suchte sich erst einmal 3 Modelle in je zwei verschiedenen Größen aus und wartete auf eine freie Umkleidekabine. Es dauerte ewig, bis wieder eine frei wurde und ich fragte mich, was die Damen denn so lange da trieben, aber das würde ich nach diesem Tag vollkommen nachvollziehen können.

Sie betrat endlich eine frei gewordene Kabine und rief mich nach einiger Zeit zu sich. Keiner der BHs passte, was bedeutete, dass ich nun dazu verdonnert wurde, nach einem passenden Modell zu suchen, während sie in der eroberten Umkleide warten würde. Ich machte mich also mit diversen Kombinatioonen von Brustweite und Körbchengröße im Kopf auf den Weg durch die Miederwarenabteilung. Weit und breit der einzige Mann. Und dann auch noch in den BHs wühlen. Ich wurde augenblicklich argwöhnisch von der weiblichen Kundschaft beobachtet.

Gelassen wie ich nun einmal bin, stellte ich die gewünschet Kollektion an Büstenhaltern zusammen und machte mich auf den Weg zur Umkleide. Ich hatte leider genau das falsche Modell erwischt, es musste da unter den gefühlt 100 Ständern mit Damenunterwäsche irgendwo einen mit BeeDee BHs im Ausverkauf geben, die wollte sie haben. Ich tauchte also wieder zwischen Spitzenhöschen in die bunte Welt der Unterwäsche ab. Indiana Jones und der verwunschene BH.

Inzwischen amüsierten mich die Blicke der Damenwelt ein bisschen, wobei mir eine der Damen, die vor der Umkleide stand sogar eher bewundert nachgeschaut hatte, musste sie doch nach jeder BH-Testrunde wieder alles anziehen, neue Modelle suchen und nochmal auf eine freie Umkleide warten. Man konnte ihr ansehen, dass ihr Mann nicht BH-Kauf-kompatibel war. Ich suchte also den "richtigen" BH in einer der hoffentlich passenden Größenkombinationen heraus und spazierte gerade Richtung Umkleide, da passierte es...

Eine ältere Dame, offenbar eine Angestellte des Geschäftes, entdeckte mich mit einer Reihe BHs in der Hand und ließ vor Schreck das Unterhemd fallen, das sie gerade wieder ins Regal hängen wollte. Ich lächelte freundlich und biss mir fest auf die Unterlippe, denn sonst hätte ich nicht verhindern können, dass mir ein "Haben Sie den auch in meiner Größe?" herausrutscht und so nah wie die Verkäuferin an ihrer Rente war, wollte ich keinen Herzinfarkt riskieren. Verwirrt schaute sie mir hinterher, als ich in Richtung Umkleide verschwand.

Mich hatte das so amüsiert, dass ich trotz des deutlich gestiegenen Stresspegels ein kleines Lächeln auf den Lippen behielt. Und daran änderte auch die Tatsache nichts, dass ich noch einmal auf die Pirsch geschickt wurde, um weitere Modelle der Marke zu besorgen. Letzten Endes wurde ich dann nach einer guten Stunde Anprobe in die Kabine gerufen und musste mit ansehen, wie sie vor meinen Augen drei Mal den BH wechselte, damit ich entscheiden konnte, welcher denn jetzt am besten saß und die perfekteste Ausformung ihrer Brust bieten würde. Natürlich immer in Hinsicht auf das bereits eingekaufte Hochzeits-Outfit.

Danach ging es dann direkt noch einmal in die Kinderabteilung, wobei ich gnädigerweise im Erdgeschoss warten durfte, sie wollte ja "nur mal schnell" rauf in in den 2. Stock um dort nun doch eine Krone für ihre Nichte zu kaufen. Ich wartete also am Ende der Rolltreppe, mit der sie wieder runterfahren würde. Und dort wartete ich lange. Denn sie kam nicht runter. Normalerweise gehe ich davon aus, dass man den selben Weg abwärts benutzt, den man auch aufwärts gefahren ist. Leider gibt es aber 2 Rolltreppen in dem Laden. Und sie war orientierungslos genug, nicht den gleichen Weg zurück nehmen zu können.

Sie hatte die zweite Rolltreppe benutzt und war an mir vorbei gelaufen. Nicht, dass sie nach mir gesucht hätte, nein, sie lief schnurstracks in die Schreibwarenabteilung, denn die zweite Nichte brauchte ein Faulenzermäppchen. Ich stand inzwischen 45 Minuten am Fuß der Rolltreppe und griff verzweifelt nach dem Handy um mal zu fragen wo sie bleibt. Sie lotste mich in die Schreibwarenabteilung. Die war ganze 5 Meter von meinem Standort entfernt. Wie es ihr gelungen war an mir vobei zu schlüpfen, ohne mich Bär von einem Mann zu sehen ist mir ein absolutes Rätsel.

Nun gut, also zu den Schreibwaren. Direkt angrenzend gab es die Buchabteilung und da zwei wunderbar einladende Ledersofas. Ich nahm auf einem davon Platz, dekorierte die diversen Einkaufstüten um mich und beobachtete ihren Streifzug durch die 5 Regale der Schreibwarenabteilung. Nach einer Weile kam sie mit 5 Faulenzermäppchen in der Hand zu mir und wollte wissen, welches ich nehmen würde. Ich suchte eins aus, das mit Sprechblasen und Smilies bedruckt war und schön groß. Aber sie wollte noch weiter suchen, da musste es ja irgendwo noch ein anderes geben.

Gesagt getan. Wieder 5 andere Modelle, ich hatte also jetzt 10 Stück um mich herum auf dem Sofa liegen und war noch immer bei der gleichen Wahl geblieben. Sie war aber noch immer unzufrieden. Ihr erinnert euch: irgendwo könnte noch ein perfekteres Mäppchen liegen und das galt es zu finden, oder zumindest sicherzustellen, dass es nicht existierte. Geschlagene 45 Minuten vergingen, bevor sie am Ende das nahm, das ich schon nach 2 Minuten ausgewählt hatte.

Aber so ein Mäppchen alleien war ja auch nicht das Wahre. Also nochmal alle Regale durchforstet um das Faulenzermäppchen wenigstens mit ein bisschen Inhalt zu füllen. Apropos füllen... wie wäre es mit einem Füller? Nach langer Diskussion suchte sie sich dann einen aus, der mit einem Set Textmarker in Farbtuben-Form ergänzt wurde. Letztlich dauerte es also eine Stunde, bis auch dieses Geschenk auf der Liste abgehakt werden konnte. Und jetzt brauchte sie dringend noch einen Kaffee. Ich hatte nun wirklich nichts dagegen einzuwenden und folgte ihr brav zum nächsten Café.

Wenn ihr tatsächlich denkt, das wäre es gewesen... nein, es wird noch einen dritten Teil geben. Auf den könnt ihr euch schon freuen...




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