Donnerstag, 17. Juli 2014

Das Toiletten-Tagebuch

Neben unserem WC steht ein kleiner Regalschrank, der außer Handtüchern und Reinigungsmaterial auch einen Vorrat an Lese- und Rätselstoff beherbergt. Ich nutze die Zeit auf dem Thron gerne, um nebenbei mein Gehirn zu trainieren oder mich zu bilden. Um das gleich klarzustellen: ich sitze nicht länger als nötig, veruche dabei aber meine Zeit positiv zu nutzen.

So saß ich also eines Tages dort und wollte schnell an einem Sudoku weitermachen, das ich am Vortag begonnen hatte und suchte nach dem Kugelschreiber, der dazu eigentlich bereitliegen sollte. Ich fand ihn nicht und griff blindlings tiefer in das Regal. Mit den Fingerspitzen konnte ich es spüren, da war ein Stift, an eine kleine Kladde geheftet. Ich zog ihn hervor, löste wieder ein paar Zahlen und legte den Stift mit dem Rätselheft zurück, als ich mit meiner körperlichen Pflichtveranstaltung fertig war.

Es verging einige Zeit, da machte sich meine Co-Habitantin auf den Weg zur Toilette. Sie braucht immer ewig, da sie irgendwie mit ihrem Darm auf Kriegsfuß steht. Es ist völlig normal, dass ich eine Stunde oder länger nicht aufs Klo kann, wenn sie versucht sich ihrer Nahrungsmittelreststoffe zu entledigen. Plötzlich schrie sie meinen Namen.

Ich hörte schon am Klang ganz deutlich, dass ich wieder mal irgendein Sakrileg begangen haben musste. Ich stellte mich also vor die Türe zum Klo und fragte, was denn los sei. Wo ich den Kugelschreiber her hätte, der im Regal liegt, was mir einfiele, den einfach zu benutzen, der sei doch ganz wichtig für sie. Ich sagte ihr, dass ich den für mein Sudoku benutzt hatte, weil ich den anderen Stift nicht finden konnte. Sie brüllte mich wieder an, aber ich verstand nur Bahnhof.

Mir war egal, was ihr wieder über die Leber gelaufen war, ich sagte ihr, sie solle erstmal fertig werden und das dann mit mir im Wohnzimmer klären, sobald ihre Unterhose nicht mehr in ihren Kniekehlen hängen würde. Damit drehte ich mich um und setzte mich kopfschüttelnd ins Wohnzimmer um auf sie zu warten. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie so weit war.

Und dann kam sie. In Händen eine kleine Din A6-Kladde mit angeklemmtem Kugelschreiber, in dem ich den Stift erkannte, den ich zuvor für mein Sudoku missbraucht hatte. Genauso sagte sie das: missbraucht. Wie konnte ich nur? Dieser Stift war lebenswichtig und durfte auf keinen Fall von der Kladde entfernt werden! Ich schaute noch immer ziemlich unbeeindruckt und fragte mich ernsthaft, was das alles sollte.

Sie erklärte es mir. Diese Kladde ist ihr Toiletten-Tagebuch. Da notiert sie tatsächlich tagtäglich, wie lange sie auf dem Klo verbracht hat, ob das erfolgreich war und natürlich auch, welche Menge, Konsistenz und Färbung das ganze hatte. Ich wusste schon vorher, dass sie eine kleine Stuhlgang-Terroristin ist, aber das übertraf nun wirklich all meine schlimmsten Befürchtungen. Dass sie Verdauungsprobleme hat, war ja öfter mal ungefragt Thema unserer Unterhaltung, aber wie weit das geht, war mir bis dahin nicht bewusst.

Ich kannte zwar ihre Probleme, die von ihr bevorzugt verwendeten Verdauungsbeschleunigungsmittel und hatte auch schon eine Diskussion über die Vor- und Nachteile von Flach-und Tiefspülern mit ihr geführt, aber dass sie sowas akribisch schriftlich festhält - für den Fall der Fälle -  hat mich dann doch ein bisschen beängstigt. Bemerkungen, wie "ich hab schon 3 Tage nicht mehr" bin ich mittlerweile gewöhnt.

Um die Frage zu beantworten, die sich sicher gerade keiner von euch stellt: wir haben einen Tiefspüler, wie die meisten in Deutschland. Die Franzosen bevorzugen hingegen Flachspüler. Die haben den Vorteil, dass man das Ergebnis seiner Bemühungen außerhalb des Wassers begutachten kann. Super, wenn der Onkel Doktor mal eine Probe haben will. Unsereins müsste das Umfüllen in einen Probenbecher dann mit Toilettenpapier direkt ab Liefertor bewerkstelligen. Da haben es die Franzosen zugegebenermaßen einfacher.

Nun, wir haben aber keinen Flachspüler, deshalb legt sie die Schüssel vor dem Geschäft mit mehreren Lagen Toilettenpapier aus. Wie genau ihre Begutachtung vonstatten geht möchte ich gar nicht wissen. Und ich hoffe, euer Kopfkino hat seine Vorstellung auch noch nicht begonnen. Nun, zumindest erklärt das aber, warum unser Klo ständig verstopft ist...

Die Kladde und den Stift habe ich übrigens seitdem brav in Ruhe gelassen. Irgendwie reizt es mich auch gar nicht, den Kugelschreiber nochmal in meinen Händen zu halten.

Um es mit den Worten eines deutschen Comedian zu sagen:

"Kacken ist manchmal wie Himalaya durch Gartenschlauch und wenn du dann in die Schüssel guckst, liegen da zwei Ferrero Rocher!"

und

"Scheiße ist, wenn der Furz was wiegt."

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