Montag, 18. August 2014

Eine haarige Angelegenheit

Heute möchte ich euch nur mit einem kleinen Anekdötchen aus meinem - dank ihrer frühen Abreise - recht angenehmen Wochenende beglücken. Auch wenn es mich jetzt im Nachhinein selbst amüsiert, muss ich gestehen, dass ich am Freitag einen Augenblick kurz davor war, sie mit einem Tritt in den verlängerten Rücken zurück auf ihren Heimatplaneten zu befördern...

Auf ihren speziellen Wunsch hin, haben wir am Freitag "American Hustle" gesehen. Ein Film, der neben einer gewissen Überlänge auch noch mit politischen Anspielungen gespickt war. Beides Dinge, die ich unter normalen Umständen für einen Filmabend mit meiner Co-Habitantin vermeiden würde. Ich hatte mich also innerlich schon gestärkt - die Sache mit dem inneren Buddha, ihr versteht - und war auf das schlimmste vorbereitet. Dachte ich.

Gleich zu Beginn des Films gibt es eine Szene, die ich euch kurz beschreiben muss: Christian Bale, als typischer 70er-Jahre-Macho mit Halbglatze steht vor einem Spiegel, befestigt ein Büschel Haare mit einem Kleber auf seiner Glatze und kämmt anschließend seine verbliebenen Resthaare über dieses Konstrukt. Die Szene ist völlig unwichtig für das Verständnis des Films. Sie dient einfach nur dazu, den Charakter der handelnden Figur ein bisschen plastischer zu machen.

Diese Szene eröffent sozusagen den Film und ich musste sie gleich mehrfach sehen. Ja. Allen ernstes. Diese Szene wurde so oft vor und zurückgespult, bis alle Schritte von der Glatze zum vorgespiegelten Vollhaar von ihr vollständig durchschaut, beschrieben und kommentiert waren. Jede einzelne Strähne, ja selbst das Aufdrehen des Fläschchens mit dem Toupetkleber in einer stetigen Wiederholung. Ich kam mir vor wie in einem Werbespot von Head&Shoulders...

Stellt euch einfach vor, ihr wärt in einer Dauerschleife gefangen, in der allerdings nicht das tägliche Murmeltier, sondern das Hairstyling der Running Gag ist. Gruselig oder? Hinzu kommt, dass die dem Film unterlegte Musik Teil der Geschichte ist und diese durch die Texte der zum größten Teil sehr bekannten Musikstücke erzählt und unterstützt wird. Allen ernstes wurde Tante Wiki bemüht, um zu sehen ob einige der Titel auch früh genug veröffentlicht waren, um in die im Film dargestellte Zeit zu passen.

Ich kann den Film nur bedingt empfehlen. Denn um ihn wirklich zu verstehen und genießen zu können, sollte man sich ein bisschen in der amerikanischen Kultur der späten 70er Jahre auskennen und ein bisschen mehr als rudimentäre Kenntnisse über die damaligen politischen Verhältnisse haben. Wer nicht weiß, dass es damals einen Anschlag auf das Oktoberfest gegeben hat, dem werden die Anspielungen auf München einfach nur unverständlich erscheinen.

Demnach könnt ihr euch ausmalen, wie grausam mein Leidensweg am Freitag Abend wirklich gewesen ist. Ich werde da aber nicht weiter ins Detail gehen, denn ich befürchte, selbst ein Bericht darüber würde noch gewisse Artikel der Genfer Menschenrechtskonventionen verletzen...

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