Dienstag, 16. September 2014

Die magische Hose

Hat sie, oder hat sie nicht? Vor einigen Wochen waren wir in einem Bekleidungsgeschäft einkaufen. In erster Linie für mich, aber wenn eine Frau (und sei es eine außerirdische) in einem Kleiderladen ist, schaut sie natürlich auch für sich selbst nach einer passenden Neuerwerbung.

In ihrem Fall ging es da um eine Jeans. Immerhin gab es in dem Geschäft alle möglichen Jeans, in verschiedenen Schnitten, Längen, Passformen und Farben. Nachdem sie nach dem Trial-Error-Prinzip ihre Größe und Passsform gefunden hatte, was bei einer knapp 1,60 m großen Außerirdischen mit eher weiblichen Formen nicht unter einer Stunde zu erreichen ist, kamen wir zu einem einigermaßen befriedigenden Ergebnis.

Sie fand eine passende, gut sitzende Jeans, die nichtmal gekürzt werden müsste, allerdings hatte diese nicht unbedingt die von ihr angestrebte Farbe. Ich fand die Farbe eigentlich toll, so eine Art Khaki-Ton, aber ihr schwebte dann doch mehr das klassische Blau vor. Mir war es nach der langen Zeit der Anprobe egal und ich schaltete meine Aufmerksamkeit in den Stand-by-Betrieb, ein Fehler wie sich am Wochenende noch herausstellen sollte.

Am Samstag hatte sie Geburtstag und wollte zum Feiern mit der Familie gerne die besagte Jeans tragen. Doch diese blieb unauffindbar. Sie hat den Kleiderscharnk vollständig auseinander genommen, auch die Teile, in denen sie sonst nur die gerade saisonal nicht benötigten Winterklamotten aufbewahrte. Nun, auf ihrem Bett türmten sich mindestens 50 Jeans in allen Farben, meist jedoch in nur leicht variierenden Blautönen. Nur die gesuchte ar nicht dabei.

Es folgte lautstarkes Fluchen, haltlose Beschuldigungen in meine Richtung und ein verzweifeltes Durchwühlen aller in ihrem Schlafzimmer ausgebreiteten Kleidungsstücke. Selbst ein tränenreicher Nervenzusammenbruch konnte am Ergebnis nichts ändern. Die Hose blieb verschollen. Die Schuld daran habe eindeutig ich. Zumindest sieht sie das so. Ich muss die irgendwie und aus einem mir nicht schlüssig verständlichen Grund vor ihr versteckt halten.

So gingen also Samstag und Sonntag ins Land, bevor sie sich am Montag morgen wieder nach Münster begab. Fast ununterbrochen wurde nach der Hose gesucht. Selbst an Stellen, an denen sie unmöglich sein konnte, es sei denn sie hätte sich aus einem wissenschaftlich noch zu erforschenden Grund spontan dort aus dem Nichts materialisiert. Sie fuhr mit der Bitte an mich, auch meine Sachen nochmal zu durchsuchen, ob ICH die Hose vielleicht bei mir habe.

Ich habe gesucht. Was nicht viel Zeit in Anspruch nahm, da ich als Mann nicht den Inhalt einer mittleren Boutique in meinem Kleiderscharnk beherberge. Die Hose war nicht zu finden. Es hätte mich auch überrascht, wenn es so gewesen wäre.

Ich bin den Tag des Einkaufs in meinem Kopf unzählige Male immer und  immer wieder durchgegangen und komme zum Schluss, dass die Hose nie gekauft wurde. Leider habe ich nicht wirklich abgespeichert ob sie in einer der Tüten war, die ich nach dem Einkauf in den Kofferraum ihres Wagens legte. Der letzte Satz, den ich von ihr jedoch im Kopf habe, beinhaltet einen Verzicht auf die 40 € teure Hose, weil ihr die Farbe nicht gefiel. Alles danach liegt in einer Art Nebel. Ich kann weder sagen, dass... noch, dass wir die Hose NICHT gekauft haben.

Nehme ich jedoch die Tatsache, dass die Hose nicht aufgetaucht ist und meine Erinnerung an ihre Ablehnung der Farbe und dem Kauf einer so teuren Jeans die eben nicht ihren Geschmack ideal getroffen hat, muss ich davon ausgehen, dass wir die Hose wirklich nicht gekauft haben. Auch wenn das bedeutet, dass ich ein ganzes Wochenende meines Lebens an einen Gegenstand verloren habe, der nichts als eine fixe Idee einer durchgeknallten Außerirdischen ist...


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