Dienstag, 25. November 2014

Die Toys'r'us-Odyssee

Ich hätte es besser wissen müssen.

Ja, ich hätte einfach nur nein sagen müssen. Aber das ist ein Wort, das ich aus reiner Nächstenliebe äußerst selten benutze. Als wir uns also am Freitag direkt nach ihrer unverhofft frühen Landung auf den Weg zum Einkauf machten, hätte ich ihre Frage, ob wir auch mal in den Spielzeugladen fahren könnten einfach mit nein beantworten können. Warum um Himmels Willen habe ich es nicht getan?

Also rein ins Auto, angeschnallt und los ging es. Wir waren noch nicht vom Parkplatz gerollt, als sie mir sagte, sie wolle noch schnell Lotto spielen, bevor wir einkaufen fahren. Das macht sie jedes Wochenende in einem Tabak- und Zeitschriftenladen in unserem real,- Markt. Und wenn sie schonmal dabei sei, würde sie auch schnell mal schauen, ob es da nicht auch schon das Spiel zu kaufen gäbe, welches sie ihrer Nichte zu schenken beschlossen hatte.

Ich wollte im Auto warten. Immerhin würde sie sich dann beeilen müssen. Soviel dann also zur Theorie. In der Praxis saß ich 45 Minuten in einem langsam auskühlenden Auto und fror vor mich hin. Es wurde langsam dunkel, rechts und links neben mir hatten die Automarken schon mehrfach gewechselt, nur ich saß noch immer in meinem blechernen Sibirien fest und wartete zunehmend ungeduldig auf ihre Rückkehr.

Kurz bevor ich darüber nachdachte, mit dem Bau eines Iglus für die Nacht anzufangen, schlurfte sie dann in Zeitlupe auf mich zu. Das Spiel gab es nicht. Also müssten wir jetzt doch noch in die Nachbarstadt zu Toys'r'us. Es fiel mir schwer in den von mir erwarteten Jubel auszubrechen, konnte mir aber einen scharfen Kommentar so eben noch verkneifen. Die Fahrt über war ich eher still, nahm auch mit der mir angeborenen Gelassenheit zur Kenntnis, dass sie sich entschieden hatte, statt der schnellen und direkten Umgehungsstraße den Weg durch die enge, unübersichtliche Innenstadt zu nehmen.

Letztlich kamen wir dann durch meine aktive Mithilfe bei der Navigation (ich hatte nur aus Eigennutz eingegriffen, weil ich keine Lust hatte, vielleicht noch in Oslo, Tallin oder Rom zu landen) auch tatsächlich vor dem Spielwarenmarkt an. Also auf. Wir wussten ja genau, was wir kaufen wollten. Dachte ich. Aber wie könnte man denn in einen Spielwarenladen fahren und nicht das gesamte Sortiment sehen wollen?

Ich folgte ihr also durch endlose Gänge und musste mir auch Dinge ansehen (und deren Nutzen kommentieren) die nicht einmal in irgendeiner Weise für einen Kauf in Frage kamen. Ihre Nichten sind 16, 12 und 10, was einen Kauf von Kinderrasseln eigentlich ausschließen dürfte... Aber gut. Von mir aus dann also auch noch die Babyabteilung. Der vorletzte Bereich, den wir aufsuchten war dann die Ecke mit den Kinderspielen. Der Ort, an dem sich unser Gral befinden musste. Immerhin hatte die Suche danach jetzt schon über 2 Stunden unserer Zeit gekostet.

Aber wenn ich gedacht hatte, wir würden den Laden nach erfolgreichem Fund der gesuchten Kartenspiel-Box in Richtung der Kassen verlassen, hatte ich mich getäuscht. Es folgte noch eine halbe Stunde Beratschlagung, ob das ausgesuchte Spiel denn wirklich das richtige für die Kinder sei, was ich mehrfach bejate. Ich hätte das Spiel auch für mich noch gekauft, denn es war lustig, einfach zu erklären und für alle Altersklassen witzig und spannend. Aber was bedeutet schon meine Meinung? Auch wenn ich nicht drum herum gekommen wäre, sie mehrfach kundzutun...

Wir brauchten also fast 3 Stunden, um am Ende genau das zu kaufen, was wir schon vor der Abfahrt als Beute festgelegt hatten. Mal ganz ehrlich, ich als Mann hätte das gleiche Ergebnis in der Rekordzeit von maximal 20 Minuten erreicht. Inklusive der Fahrt. Nach 3 Stunden für den Kauf eines 20 Euro teuren Action-Kartenspiels (Jungle Speed, für alle die das jetzt interessieren sollte) blieben uns also noch ganze anderthalb Stunden für unseren Wocheneinkauf.

Und wie der so üblicherweise abläuft, kennt ihr ja schon... Stellt euch das also mal in der Hälfte der Zeit vor, allerdings bei gleicher Einkaufs-Menge, bereits vor Beginn schon leicht angeschlagenem Nervenkostüm und dem erhöhten Druck der begrenzten Zeit... ja, es hatte schon was von Partystimmung...



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